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„Sicherheit durch Kooperation“: Die Schweiz beteiligt sich an der multinationalen „Kosovo-Force“


3003 Bern, 23. Juni 1999

Medieninformation

„Sicherheit durch Kooperation“:
Die Schweiz beteiligt sich an der multinationalen „Kosovo-Force“

Mit maximal 160 freiwilligen, unbewaffneten Armeeangehörigen, die in einer
Swiss Company (SWISSCOY) zusammengefasst werden, beteiligt sich die Schweiz
an der multinationalen „Kosovo-Force“ (KFOR). Die SWISSCOY soll vorerst bis
Ende 2000 an der Befriedung und am Wiederaufbau der Provinz Kosovo
teilnehmen. Der personelle Aufbau der SWISSCOY erstreckt sich zeitlich
gestaffelt zwischen Juli und November; das Gros soll Mitte September
entsendebereit sein. Konkret unterstützt die SWISSCOY mit Logistik und
anderen Dienstleistungen das österreichische Bataillon, das im Rahmen der
deutschen Brigade der KFOR eingesetzt wird. Das Budget für die SWISSCOY
beträgt knapp 55 Mio. Franken. Der SWISSCOY-Entscheid des Bundesrates liegt
auf der Linie des Sicherheitspolitischen Berichtes 2000, der die Strategie
der „Sicherheit durch Kooperation“ festschreibt. Hilfe vor Ort ist auch vom
Parlament mit Nachdruck gefordert worden.

Der Bundesrat ist der Ansicht, dass die nachhaltige Befriedung des Kosovo in
nächster Zukunft die dringlichste sicherheitspolitische Herausforderung für
Europa bedeutet. Der Flüchtlingsdruck auf die Schweiz erfordere es, im
Kosovo rasch Bedingungen zu schaffen, welche den vertriebenen albanischen
Kosovaren Perspektiven für eine baldige Rückkehr in ihre Heimat eröffnen.
Grundbedingung für wirtschaftlichen, sozialen und demokratischen Neuaufbau
sei eine stabile Sicherheitslage, welche durch die multinationale KFOR
geschaffen und garantiert werden soll.

Österreichisches Interesse an Schweizer Leistungen

Das österreichische Kontingent (AUCON) im Rahmen der deutschen
KFOR-Brigade - ihr werden auch ein schwedisches und ein niederländisches
Kontingent angehören - besteht im wesentlichen aus einem mechanisierten
Infanteriebataillon von rund 450 Mann, die Hälfte davon Milizangehörige.
Dazu kommt ein slowakisches Geniekontingent.

AUCON überwacht den eigenen Verantwortungsbereich durch Stützpunkte,
Eskortierung, Objektschutz, Bewachung und Verkehrskontrollen. Österreich
schliesst die Beteiligung an friedenserzwingenden Einsätzen und Aktionen
aus, auch wenn das KFOR-Mandat solche Komponenten miteinschliesst. Das
österreichische Bundesheer hat folgende Wünsche nach Leistungen der Schweiz
signalisiert: Trinkwasseraufbereitung und -verteilung, Transporte (im
besonderen Container), Genie (Campinfrastruktur und Wiederaufbau ziviler
Infrastrukturen), medizinische Unterstützung (einschliesslich medizinische
Heli-Transportkapazität) sowie Bereitstellung und Führung von
Verpflegungsinfrastruktur. Es handelt sich also um logistische Leistungen,
in denen keine entsprechenden österreichischen Ressourcen bestehen oder erst
im Aufbau begriffen sind.

 Material und Kosten

Das Schwergewicht des benötigten Materials kann aus Beständen der Armee
sowie des Materialpools für Friedenserhaltende Operationen bezogen werden.
Mandatsbezogenes Spezialmaterial und Flugleistungen werden zusätzlich
eingekauft und/oder eingemietet.

Die Kosten für SWISSCOY sind mit 54,8 Mio Franken budgetiert. Die
VBS-Budgetrubrik „Friedenserhaltende Operationen ist für das laufende Jahr
grundsätzlich verplant. Aus dem Nachtragskredit für die „Kosovo Verification
Mission“ stehen noch 4,2 Mio Franken zur Verfügung. Es sind deshalb
Nachtragskredite notwendig, und zwar für 1999 18,6 Mio und für 2000 32 Mio
Franken.

Führungs- und Kommandostruktur

SWISSCOY soll eine massgeschneiderte Dienstkompanie unter Führung eines
schweizerischen Majors sein, welche das österreichische Kontingent der KFOR
unterstützt, indem sie die von den Österreichern benötigten Dienstleistungen
erbringt. Struktur, interne Organisation, Administration, Logistik sowie
Disziplinarwesen bleiben in alleiniger Verantwortung des schweizerischen
Kommandanten. Die schweizerischen Armeeangehörigen werden demzufolge keinem
NATO-Kontingent unterstellt.

Schutz und Sicherheit

Bis zum Eintreffen des österreichischen Bataillons im Einsatzraum wird das
Gros der KFOR seit über drei Monaten im Einsatzraum sein. Es ist angesichts
der massiven militärischen Überlegenheit der NATO nicht mit dem Ausbruch
offener und organisierter Kampfhandlungen zu rechnen. Nicht entwaffnete
Kämpfer, paramilitärische Restkräfte und bewaffnete Zivilisten werden aber
auf geraume Zeit eine Gefährdung darstellen. Dazu kommt die Gefahr von Minen
und Blindgängern, welche von der Truppe ein hohes Mass an Vorsicht
abverlangen. Die Ausbildung aller SWISSCOY-Angehörigen hat diesen
Bedrohungen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Analog der Praxis aus der
Operation ALBA bleibt das Gros des schweizerischen Kontingentes unbewaffnet.
Eine Anzahl Einzelpersonen ist mit Pistole und Maschinenpistole, allenfalls
Sturmgewehr zum Selbstschutz, bewaffnet, wie dies in Artikel 66 des
Militärgesetzes vorgesehen ist.

Dienstverpflichtung für acht Monate, Verbandsausbildung in Österreich

Alle SWISSCOY-Angehörigen sind Freiwillige. Während das Gros des ersten
Einsatzdetachementes aus zeitlichen Gründen aus Berufspersonal von Armee und
Verwaltung bestehen wird, werden Milizangehörige die Mehrheit aller
Folgekontingente ausmachen. Sie werden öffentlich-rechtlich angestellt und
verpflichten sich für eine Dauer von mindestens acht Monaten (Ausbildung und
Einsatz).

Es wird eine enge Ausbildungskooperation mit dem österreichischen Bundesheer
angestrebt. Für die Ausbildung in der Schweiz wird Österreich Ausbildner zur
Verfügung stellen. Die Verbandsausbildung muss entsprechend den Vorgaben der
NATO in Österreich stattfinden.

Ein interdepartementales Steuerungskomitee EDA/VBS wird die politischen
Aspekte des Einsatzes beurteilen. Die nächste übergeordnete politische
Beurteilung obliegt der Lenkungsgruppe des Sicherheitsausschusses Bundesrat.
Die operationelle Verantwortung liegt beim Generalstabschef.

VBS-Chef Adolf Ogi orientierte den Bundesrat darüber, dass das Genfer
internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung die KFOR und die UNO im
Kampf gegen die Minen im Kosovo unterstützt. Experten des Zentrums sind
bereits seit dem 10. Juni vor Ort im Einsatz. Eine Expertengruppe wird
zugunsten der KFOR ein elektronisches Informationsmanagement-System im
Minenbereich installieren.

Medienkonferenz des Generalstabschefs

Alle Detailfragen bezüglich SWISSCOY wird der Generalstabschef,
Korpskommandant Hans-Ulrich Scherrer, an einer Medienkonferenz beantworten,
die in den nächsten Tagen stattfinden wird.

 EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,  BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
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