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Ökonomische Bedeutung sportlicher Grossveranstaltungen in der Schweiz

3003 Bern, 16. Juni 1999

Medieninformation

Ökonomische Bedeutung sportlicher Grossveranstaltungen in der Schweiz

In der Schweiz werden jedes Jahr rund 400'000 Sportveranstaltungen
durchgeführt. Davon können 67 als Grossveranstaltungen bezeichnet werden.
Dies ergab eine Untersuchung im Auftrag des Bundesamtes für Sport (BASPO).
Die Studie liefert erstmals konkrete Zahlen zur wirtschaftlichen Bedeutung
und Struktur der Sportgrossveranstal-tungen in der Schweiz.

Das Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität Bern
untersuchte im Auftrag des Bundesamtes für Sport (BASPO) die sportlichen
Grossveranstaltungen in der Schweiz. Alle Grossanlässe, die innerhalb des
Zeitraums von 1989 bis 2004 in der Schweiz durchgeführt wurden bzw. geplant
sind, wurden dabei berücksichtigt. Zusätzlich wurden die geplanten
Olympischen Winterspiele sowie die Paralympics in Sion 2006 erfasst.

Als gross eingestuft wurden alle Veranstaltungen, die entweder mehr als
10'000 aktive Teilnehmende, 1'000 Betreuer und Funktionäre oder 20'000
Zuschauer aufweisen oder die über ein Budget von mindestens einer Million
Franken verfügen oder im Fernsehen gezeigt werden. Aufgrund dieser Vorgaben
konnten 67 der insgesamt rund 400'000 Sportveranstaltungen als gross
bezeichnet werden.

Spitzensport

Die grössten jährlich durchgeführten Anlässe sind die Tennisturniere in
Gstaad, Basel und Zürich, die Leichtathletik-Meetings in Zürich und
Lausanne, der Spenglercup in Davos, das Golfturnier in Crans-Montana sowie
die Pferdesportveranstaltungen in Zürich, St. Gallen und Genf. Die
sportlichen Grossveranstaltungen mobilisieren beachtliche Zuschauerzahlen.
Rund 2.6 Mio. Zuschauer sind insgesamt live vor Ort, wobei nur die Hälfte
Eintritt bezahlt. Am meisten zahlende Zuschauer (180'000) besuchten die
Eishockey-A-WM 1998.

Breitensport

Die einzige definitionsgemäss grosse Sportveranstaltung in Bezug auf die
Teilnehmerzahl ist das alle sechs Jahre durchgeführte Eidg. Turnfest. Bei
der letzten Austragung in Bern 1996 nahmen 70'000 Aktive teil. Nur vier
weitere Anlässe haben mehr als 10'000 Teilnehmende (Engadin Skimarathon und
drei Volksläufe). Die Studie zeigt deutlich, wie wichtig die ehrenamtliche
Mitarbeit für die Durchführung der grössten Sportanlässe ist. 26'000 Helfer
und Funktionäre leisten jedes Jahr insgesamt knapp 100'000 Einsatztage,
wobei sie dafür lediglich eine symbolische oder gar keine Entschädigung
erhalten. 65 Personen oder 1,2 Personen pro Grossanlass sind ganzjährig im
Einsatz und werden zumin-dest teilweise finanziell entschädigt.

Finanzierung

Die Gesamtsumme der Budgets aller Sportgrossveranstaltungen in der Schweiz
beträgt über 110 Mio. Franken pro Jahr. Das entspricht einem Budget von rund
2 Mio. Franken pro Anlass. 50% davon werden durch Sponsoring-Einnahmen
abgedeckt. Von entscheidender Bedeutung für die Finanzierung ist die
Berichterstattung im Fernsehen. Die Medien bilden den Katalysator für das
finanzielle Engagement der Sponsoren. Über jeden Grossanlass berichten im
Durchschnitt mehr als 300 Medienvertreter und sechs Fernsehstationen
entweder direkt oder im Rahmen einer Teilaufzeichnung.

Vergleich mit den geplanten Olympischen Winterspielen in Sion

Interessant ist der Vergleich mit den geplanten Olympischen Winterspielen in
Sion im Jahre 2006. Dort werden bei einem Budget von 1,3 Mrd. Franken 3'500
Sportlerinnen und Sportler und rund 1,4 Mio. zahlende Zuschauer erwartet.
15'000 Helfer und Funktionäre werden insgesamt 200'000 Einsatztage leisten
und 10'000 Medienvertreter sowie 100 TV-Stationen während 16 Tagen darüber
berichten.

Internationaler Vergleich

Neben der Bestandsaufnahme und Klassifikation der Sportgrossanlässe in der
Schweiz wurden in weiteren Projekten der Universitäten Neuenburg, Basel und
St. Gallen die bestehenden nationalen und internationalen Studien zur
wirtschaftlichen Bedeutung sportlicher Grossveranstaltungen untersucht. Die
Untersuchungen von Neuenburg und Basel haben an den Beispielen verschiedener
Wintersportgrossveranstaltungen, der Be-werbung Olympische Winterspiele
«Graz 2002», der Bewerbung Olympische Winterspiele «Sion 2006», den
Olympischen Sommerspielen «Barcelona 92» sowie dem «Rado Swiss Open Gstaad»
gezeigt, dass Sportgrossanlässe sehr unterschiedliche wirtschaftliche
Auswirkungen haben können. Im optimalen Fall ergeben sich langfristig
positive Effekte auf die Wirtschaftstätigkeit und Beschäftigung. Viele
Veranstaltungen haben aber nur kurzfristig eine stimulierende Wirkung auf
das Wirtschaftsgeschehen und im schlechtesten Fall resultiert aufgrund von
Defiziten aus der Durchführung gar eine negative Wertschöpfung.

Im Rahmen der St. Galler-Untersuchung wurde ein Datenerhebungskonzept
erarbeitet für die zukünftige Erfassung der wirtschaftlichen Bedeutung
sportlicher Grossanlässe. Gestützt auf die Ergebnisse dieser Untersuchungen
sollen nun anhand von konkreten Fallstudien die wirtschaftliche Bedeutung
ausgewählter Sportgrossanlässe genauer betrachtet werden.

Der Schlussbericht aller drei Teilprojekte wird auf Anfang August 1999
erwartet.