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Bundesrat verlängert die Operation ALBA bis Ende Juli 1999 - VBS-Chef Adolf Ogi zieht Bilanz seines Albanien-Besuchs

3003 Bern, 21. April 1999

Medieninformation

Bundesrat verlängert die Operation „ALBA“ bis Ende Juli 1999 -
VBS-Chef Adolf Ogi zieht Bilanz seines Albanien-Besuchs

Seit zweieinhalb Wochen stehen drei Grosshelikopter der Schweizer Luftwaffe
vom Typ Super-Puma im humanitären Einsatz in Albanien. Die auf vorerst drei
Wochen angesetzte Operation „ALBA“ ist vom Bundesrat bis Ende Juli 1999
verlängert worden. VBS-Chef Adolf Ogi, der am Vortag die Albanien-Mission
inspiziert hatte, gab dies am Mittwoch an einer Medienkonferenz im
Bundeshaus bekannt. Die Mission werde nicht ausgebaut, aber optimiert.
Während der Kommandant der Luftwaffe, Korpskommandant Fernand Carrel, eine
positive Zwischenbilanz der Helikoptereinsätze zog, kündigte
Generalstabschef Hans-Ulrich Scherrer an, die in der Operation „ALBA“ im
Einsatz stehenden Festungswächter würden zum Selbstschutz ab sofort mit
9mm-Maschinenpistolen ausgerüstet.

Bundesrat Adolf Ogi zeigte sich von seinem kurzen Besuch im Flüchtlingslager
von Kukes im Norden Albaniens tief beeindruckt. Was sich im Kosovo abspielt,
bezeichnete Ogi - wie Stunden zuvor Bundespräsidentin Ruth Dreifuss in ihrer
Erklärung vor der Vereinigten Bundesversammlung - als untolerierbar. Der
Krieg sei nach Europa zurückgekehrt. Die Angehörigen der Schweizer Armee,
die freiwillig nach Albanien gegangen seien, leisteten dort hervorragende
Arbeit in einem äusserst schwierigen Umfeld: „Dies ist Ernstfall, dies sind
keine Manöverübungen!“, sagte Ogi wörtlich. Die Angehörigen der Operation
„ALBA“ seine die „Speerspitze der Schweizer Friedensförderung“. Die
Zusammenarbeit der Armee mit dem Schweizerischen Katastrophenhilfekorps
(SKH) sei beispielhaft. Die logistische Infrastruktur der Schweizer Mission
soll umgehend verbessert werden, so dass „ein vernünftiger Minimalkomfort
 geboten werden könne.

Lufttransporter und bessere Bewaffnung

VBS-Chef Ogi dankte Spanien für die rasche Zurverfügungstellung eines
mittelgrossen Transportflugzeuges vom Typ Casa 235. Die Maschine, die
täglich zwischen der Schweiz und Albanien hin- und herfliegt, sei für die
Operation „ALBA“ unerlässlich. „Die Schweiz braucht ein eigenes
Transportflugzeug“, betonte Ogi. Er prüfe, ob im nächsten oder übernächsten
Rüstungsprogramm eine solche Maschine aufgenommen werden könne.

Sein Besuch in Albanien habe ihm auch gezeigt, dass es ein Gebot der
Vernunft sei, dass sich die Armeeangehörigen bei solchen Einsätzen zum
Selbstschutz bewaffnen könnten. Er habe den Generalstabschef angewiesen,
abzuklären, wie viel Selbstschutz unter dem heutigen Militärgesetz möglich
sei. Da diese Bewaffnungsfrage eine Schwachstelle im Bereich
Friedensförderung sei, habe er eine vorgezogene Teilrevision des
Militärgesetzes in Gang gesetzt.
 Flugplatz Tirana wird US-Militärbasis

Die Schweizer Helikopter operieren seit Osterdienstag vom Flugplatz der
albanischen Hauptstadt Tirana aus, an dessen Rand auch das Schweizer Camp
eingerichtet wurde. Nach Ansicht von Verteidigungsminister Ogi wird dieser
Flughafen zusehens zu einer eigentlichen Basis der US-Streitkräfte
ausgebaut. Es sei deshalb fraglich, wie lange die Schweizer noch dort
bleiben können. Eigentliche Kriegsvorbereitungen und humanitäre Missionen
müssten getrennt werden. Eine Dislozierung der „ALBA“-Mission schloss Ogi
deshalb nicht aus.

35 Minuten statt 12 Stunden

Anhand eindrücklicher Videosequenzen des Armeefilmdienstes schilderte
Luftwaffen-Kommandant Fernand Carrel an der Medienkonferenz den Einsatz der
Super-Pumas. Die topografischen Gegebenheiten seien ähnlich wie in den
Schweizer Voralpen. Da die Strassen äusserst schlecht und zum Teil
verschneit seien, würde ein Transport auf dem Landweg 12 Stunden dauern. Ein
Super-Puma lege die Strecke in 35 Minuten zurück. Unsere Maschinen hätten
bisher zwischen Tirana und Kukes 116 Einsätze geflogen, 197 Tonnen Güter und
300 Personen transportiert; in 86 Fällen habe es sich um die Evakuation von
Verletzten und Schwangeren gehandelt. Die Casa 235 habe bisher in 10 Flügen
23 Tonnen Material und 61 Personen transportiert.

Auch Korpskommandant Carrel sprach sich für einen besseren Schutz der
Helikopter, der Besatzungen und der bewachenden Bodenmannschaften aus. Er
erinnerte schliesslich daran, dass die Operation „ALBA“ über Ostern auf die
Beine gestellt worden sei: „Das Herz siegte über die Bürokratie!“ Die
Schweizer Luftwaffe habe sich bei den anderen Armeen in Albanien und bei den
internationalen Organisationen grosse Anerkennung erworben. Zur Zeit fliegen
nur noch die Luftwaffen der Niederlande, Italiens und der Schweiz ins
Grenzgebiet zum Kosovo.

Maschinenpistolen für Festungswächter

Generalstabschef Hans-Ulrich Scherrer, der Adolf Ogi und Fernand Carrel nach
Albanien begleitet hatte, kündigte die Ausrüstung der Festungswächter in der
Mission „ALBA“ mit Maschinenpistolen an. Er habe diesen Entscheid nach einer
Beurteilung der Lage vor Ort in Absprache mit dem Chef VBS getroffen. In
diesem schwierigen Umfeld handle es sich dabei um einen „Minimalstandard“.
Die Maschinenpistolen hätten auch einen wichtigen psychologischen Effekt für
die Festungswächter, welche die Super-Pumas, deren Ladung sowie die Ein- und
Ausladevorgänge bewachen müssten.

Korpskommandant Scherrer hat dem Kommandanten der Luftwaffe überdies eine
Kurzstudie in Auftrag gegeben. Sie soll die Fragen rund um den Einsatz von
freiwilligen Milizsoldaten beantworten. Ihnen würde ein Einsatz in Albanien
an die Dienstleistungspflicht angerechnet. Den Rüstungschef habe er
beauftragt, sicherzustellen, dass für die Rückkehr der „ALBA“-Mission oder
bei einem vorzeitigen Abbruch ein Transportflugzeug zur Verfügung steht.

Nach Angaben des Generalstabes hat die Armee bisher rund 40 000 Schlafsäcke,
20'000 Schlafsackunterlagen, 21 000 Wolldecken und 400 Zelte abgegeben.
Weitere Abgaben in ähnlichem Umfang sind geplant, ebenso grosse Mengen an
Proviant und Medikamenten. Der Wert des Materials, das vor Ort durch das SKH
verteilt wird, beläuft sich auf rund 26 Millionen Franken.

Französische Fassung folgt!

 EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,  BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
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