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Lawinen bleiben ein Risiko. Man kann es managen, aber nicht ausschalten.


MEDIENMITTEILUNGMedienkonferenz zum Schutzwald und zum 2. LandesforstinventarLawinen 
bleiben ein Risiko. Man kann es managen, aber nicht ausschalten.Ohne Schutzwälder, 
Lawinenverbauungen und ein effizientes Krisenmanagement wären die Folgen des Lawinenwinters 
noch viel einschneidender gewesen. Aber völlig bändigen lässt sich die Natur nicht, 
trotz aller Vorkehrungen. Für eine absolute Sicherheit vor Lawinen wäre der Preis 
viel zu hoch. Der Mensch muss vielmehr wieder lernen, die Natur zu beobachten und 
mit ihren Risiken vernünftig umzugehen. Dies ist die Bilanz der heutigen Medienkonferenz 
des BUWAL und der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).Rekord-Schneemengen, 
zahlreiche Todesopfer, abgeschlossene Täler, unterbrochene Verkehrswege, mehrere 
hundert Schadenlawinen - der Februar 1999 wird als Katastrophenwinter in die Geschichte 
eingehen. Trotz aller Schutz- und Vorsorgemassnahmen sind 17 Menschen in den Lawinen 
umgekommen. Die Sachschäden sind absolut gesehen gross: Vorläufige Berechnungen 
ergeben rund 200 Millionen Franken direkte Schäden und über 800 Millionen Franken 
indirekte Schäden in Tourismus, Verkehr und Stromversorgung. Der Schutzwald hat 
den Lawinentest bestandenTrotzdem: Angesichts der Rekord-Schneemengen und der grossen 
Anzahl Schadenlawinen ist die Schweiz glimpflich davongekommen. Dass es nicht bedeutend 
schlimmer kam, haben wir vor allem dem Schutzwald zu verdanken. Er hat den Lawinentest 
bestanden. Denn im Waldgebiet selber sind nur wenige Lawinen angebrochen. Die Aufforstungen, 
die nach dem Lawinenwinter 1951 vorgenommen wurden, haben sich ausgezahlt. Die Ergebnisse 
des zweiten Landesforstinventars zeigen, dass 64 Prozent des Lawinenschutzwaldes 
eine gute Schutzwirkung aufweisen, 15 Prozent eine mittlere und nur 21 Prozent eine 
geringe. Rund 80 Prozent des Schutzwaldes sind in der Lage, die Entstehung von Lawinen 
zu verhindern.Der Wald kann aber keine Lawinen aufhalten, die oberhalb der Waldgrenze 
entstehen. Wenn dringende Schutzbedürfnisse vorhanden sind, braucht es dort zusätzlich 
Lawinenverbauungen. Nach den bisherigen Erkenntnissen haben rund 100 Lawinen Schäden 
am Wald verursacht. Insgesamt dürften etwa 600 Hektaren Wald vernichtet worden sein, 
mit rund 100'000 Kubikmetern Schadholz.Der Lawinen-Experte Walter Ammann von der 
WSL zog folgende Bilanz: Das Schutzkonzept aus Gebirgswald, ergänzenden Verbauungen 
und Risikokarten hat sich bewährt. Die Lawinen sind mehrheitlich in den bekannten 
Couloirs abgeflossen, «unerwartete» Lawinen waren selten. Bewährt haben sich auch 
die verbesserten Wetter- und Lawinenprognosemethoden. Dank ihnen konnten die Krisenstäbe 
die erforderlichen Sicherungsmassnahmen wie Evakuationen oder Strassensperrungen 
rechtzeitig einleiten. Absoluten Schutz gibt es nichtBUWAL-Direktor Philippe Roch 
wies darauf hin, dass uns der Lawinenwinter eines vor Augen geführt hat: Unsere 
Gesellschaft hat den vernünftigen Umgang mit der Natur ein Stück weit verlernt. 
Mobilität ist heute selbstverständlich geworden. Wenn Strassen gesperrt werden müssen, 
endet die Liebe zur Natur. Die Bergbevölkerung hingegen weiss: Im Umgang mit Lawinen 
braucht es Zeit und Geduld. Man muss warten können, bis die Gefahr vorbei ist. Neue 
Lawinenverbauungen sollen nur erstellt werden, wo Sicherheitslücken es erfordern. 
Es wäre falsch, nun in Panik zu verfallen und den ganzen Alpenraum mit Schutzbauten 
zu sichern. Gefragt sind Lösungen in Zusammenarbeit mit der Natur und eine vernünftige 
Kosten-Nutzen-Rechnung: Wieviel Risiko nehmen wir in Kauf zu welchem Preis? Dazu 
braucht es noch mehr Kenntnisse über den Wald und die Naturgefahren. damit das Risiko-Management 
weiter verbessert werden kann. Der Schutzwald ist die billigste LösungDer Schutzwald 
wird auch in Zukunft die Hauptrolle im Lawinenschutz spielen. Gemäss dem zweiten 
Landesforstinventar habe rund neun Prozent der Schweizer Waldfläche direkte Schutzfunktionen 
vor Lawinen- und Steinschlag für Siedlungen und wichtige Verkehrswege. Müssten diese 
Wälder durch Verbauungen ersetzt werden, würde dies in den nächsten 100 Jahren jährlich 
2,1 Milliarden Franken kosten. Zudem sind die Kosten für den Unterhalt der Verbauungen 
bis zu zwanzigmal höher als die für die Pflege des Schutzwaldes. Der Wald ist der 
billigste Schutz vor Lawinen.Das zweite Landesforstinventar zeigt auch, dass mit 
dem Schutzwald nicht alles zum besten steht. Die heutige Schutzwirkung ist zwar 
gut, doch weisen 67 Prozent des Schutzwaldes bedeutende Schäden auf, vor allem verursacht 
durch Steinschlag, Insekten, Schnee und Stürme. Und bei 11 Prozent des Schutzwaldes 
wird die Stabilität von den Fachleuten als kritisch eingeschätzt. Schutzwälder verjüngen 
- Schweizer Holz fördernDamit der Wald auch in Zukunft seine Schutzfunktion erfüllen 
kann, sind verschiedenen Massnahmen nötig:  Die eidgenössische Forstdirektion hat 
Vorschriften gegen den Wildverbiss erlassen und will Massnahmen zur Verjüngung der 
Schutzwälder ergreifen. Das Landesforstinventar hat weiter gezeigt, dass mit der 
jährlichen Holzproduktion unseres Waldes der gesamte Holzbedarf der Schweiz gedeckt 
werden könnte. Damit dieser umweltfreundliche Rohstoff in Zukunft vermehrt genutzt 
wird, will die Forstdirektion dessen Wettbewerbsfähigkeit gezielt fördern. Eine 
Grundlage dafür ist das im Januar in Kraft getretene Energiegesetz.Publikationen 
zum Landesforstinventar:- Schweizerisches Landesforstinventar, Ergebnisse der Zweitaufnahme 
1993-1995, 450 Seiten, Bern 1999.- Der Schweizer Wald - eine Bilanz, Waldpolitische 
Interpretationen zum zweiten Landesforstinventar,   BUWAL 1999.Birmensdorf/Bern, 
19. März 1999Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft