Internationale Experten nahmen die HSK unter die Lupe und schlagen vermehrte Anstrengungen bei Inspektionen vor
MEDIENMITTEILUNG Internationale Experten nahmen die HSK unter die Lupe und schlagen
vermehrte Anstrengungen bei Inspektionen vorExperten der Internationalen Atomenergieagentur
(IAEA) haben der HSK gute Noten in den Bereichen Sicherheitsanalysen, technische
Begutachtungen, Strahlenschutz und Notfallbereitschaft erteilt. Gleichzeitig empfehlen
sie, die Anstrengungen der HSK bei Inspektionen in den Kernanlagen und bei der
Aufsicht über die Transporte radioaktiver Stoffe zu intensivieren und die bereits
begonnene Umsetzung zu beschleunigen. Um die Unabhängigkeit der HSK zu garantieren,
sollen gemäss den IAEA-Fachleuten die gesetzlichen Grundlagen angepasst werden.
Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hat auf Antrag
der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) ein internationales
Team (International Regulatory Review Team, IRRT) eingeladen, um die Arbeitsweise,
Zuständigkeiten, Kompetenzen und das Arbeitsumfeld der HSK im Detail zu beobachten
und zu beurteilen. Die Mission der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) mit
elf Experten aus Argentinien, Belgien, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Kanada,
Spanien und den USA dauerte vom 30. November bis 11. Dezember 1998 bei der HSK in
Würenlingen. Das Team lieferte der Schweiz Ende Januar seine Empfehlungen, Vorschläge
und Hinweise auf gute Arbeitsweisen und Praktiken der HSK in Form eines fast achtzig
Seiten umfassenden Berichts in englischer Sprache ab. Die HSK publiziert ihn auf
Internet (www.hsk.psi.ch). Das Umfeld, in welchem die HSK operiert, ist starken
Veränderungen unterworfen: Alterung der Kernanlagen, abnehmendes Fachwissen, politische
Akzeptanz und Marktöffnung bilden neue Herausforderungen. Aufgabe der HSK ist, unter
den sich ändernden Bedingungen die Aufsicht über die schweizerischen Kernanlagen
in Bezug auf die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz weiterhin kompetent
auszuüben. Diese umfasst alle Aspekte von der Konzeption über die Projektierung
und den Bau bis zum Betrieb und zur späteren Stilllegung dieser Anlagen. Neben Kernkraftwerken
gehören auch die Behandlung der radioaktiven Abfälle und der Transport radioaktiver
Stoffe dazu. Diese Entwicklung bedingt, dass die Gewichtung der einzelnen Aktivitäten
der HSK anzupassen ist. In den ersten Zeiten ihrer Tätigkeit hat die HSK ihre Anstrengungen
auf technische und wissenschaftliche Expertisen oder Gutachten bei Konzept, Bau
und Nachrüstungen der Kernkraftwerke gelegt. Heute steht die sichere Betriebsführung
der Kernanlagen im Vordergrund. Die HSK muss sich versichern, dass die Betreiber,
welche primär die Verantwortung für die Sicherheit ihrer Kernanlagen tragen, ihrer
Aufgabe vollumfänglich nachkommen. Dies erscheint umso wichtiger, als sich die Betreiber
heute mit der Marktöffnung und demzufolge einem erhöhten Kostendruck konfrontiert
sehen. Die HSK wird ein besonderes Augenmerk darauf richten, dass Einsparungen bei
den Betriebskosten der Werke nicht zu Lasten derer Sicherheit gehen wird.Inspektionen:
künftig mit mehr FormalismusDie IRRT-Experten äusserten sich kritisch zum heutigen
Inspektionsvorgehen der HSK in den Werken. Ihre Kritik betrifft nicht die Anzahl
der Inspektionen, welche im Jahre 1998 die beachtliche Zahl von 519 erreichte, sondern
sie bezieht sich auf die Art und Weise, die einer verstärkten Systematik und grösserem
Formalismus bedarf. Im Wesentlichen erfolgten bisher die Inspektionen während den
Betriebsstillständen der Kernkraftwerke für deren Unterhalt und den Brennelementwechsel,
im Zusammenhang mit Anlageänderungen und in der Nachbearbeitung bei Vorkommnissen.
Die Experten empfehlen, im Bereich der Inspektionen ein umfassendes, systematisches
Konzept und Programm einzuführen, bei dem auch die betriebliche Sicherheit vermehrt
zu prüfen ist. Zudem sind die Kompetenzen, Rechte und Pflichten der Inspektoren
klar festzulegen. Im Weiteren empfehlen die Experten, mehr Gewicht auf die Aufsicht
über die Transporte radioaktiver Stoffe zu legen. Sie erachten es als notwendig,
dass die HSK ihre Aufsicht im Bereich der Transporte auf alle Typen radioaktiver
Stoffe ausdehnt und sich nicht nur auf Brennstoffe beschränkt. Dieser Punkt wird
zusammen mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) geprüft, welches für den Strahlenschutz
im nicht-nuklearen Bereich zuständig ist. Die IAEA-Experten schlagen ausserdem vor,
ein Klassifizierungssystem für radioaktive Abfälle rechtlich zu verankern. Die Experten
sprechen sich ferner für eine unabhängigere Stellung der HSK gegenüber den für die
Nutzung und Förderung der Kernenergie zuständigen Behörden aus. Diese Absicht wird
im Rahmen der Bildung einer Nationalen Sicherheitsagentur (NASA) geprüft, deren
Tätigkeit nebst der HSK weitere Sicherheitsaufgaben des UVEK umfassen könnte. Die
Empfehlungen des IRRT bestätigen die Richtigkeit dieses Vorgehens. Acht-Punkte-Plan
zur UmsetzungEinige dieser Anliegen hat die HSK bereits vor der IRRT-Mission in
Angriff genommen, mit dem Ziel, die Wirksamkeit ihrer Arbeit zu erhöhen und die
Methoden der Aufsicht zu diversifizieren. Unter anderem soll auch ein Qualitätsmanagementsystem
bei den HSK-Arbeiten eingeführt werden. Nach Ansicht der IAEA-Experten sollen diese
Anstrengungen intensiviert und beschleunigt werden. Für die Realisierung der wichtigsten
IRRT-Empfehlungen hat die HSK einen Acht-Punkte-Plan ausgearbeitet. Es handelt sich
dabei insbesondere um die Einführung eines Qualitätsmanagementsystems und eines
systematischen Inspektionskonzeptes sowie um eine umfassendere Aufsicht bei den
Transporten radioaktiver Stoffe und die Vervollständigung des Kataloges von Richtlinien.
Bern, 25. Februar 1999Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und
KommunikationPressedienstInformation: Ulrich Sieber, Pressesprecher des UVEK, Tel.
031-322 55 48Serge Prêtre, Direktor der HSK, Tel. 056-310 39 42Beilagen: - Zusammenfassung
des englischen Berichtes (Übersetzungen in D und F)- Aktionsplan der HSK (in D und
F)- Bericht des IRRT (in E)