Wolf in Reckingen war italienischer Herkunft
PressemitteilungErgebnisse der genetischen AnalysenWolf in Reckingen war italienischer
HerkunftDer Ende November in Reckingen (VS) tot aufgefundene Wolf stammte aus der
italienischen Wolfspopulation. Dies belegen die seither durchgeführten genetischen
Analysen. Damit bestätigt sich, dass die Westalpen zunehmend von Wölfen aus dem
Apennin wiederbesiedelt werden. In Erwartung der Ankunft von Wölfen hat der Bund
bereits 1996 die Jagdverordnung geändert. Dies erlaubt es dem Bund, allfällige Schäden,
welche durch die geschützte Tierart entstehen, zu entschädigen.Am 25. November 1998
war bei der Kadaversammelstelle in Reckingen im Oberwallis ein toter Wolf aufgefunden
worden. Walliser Wildhüter brachten das Tier zur Untersuchung ins Zentrum für Fisch-
und Wildtierkrankheiten am Tierspital Bern. Es handelte sich um ein gesundes, jüngeres
männliches Tier mit einem Gewicht von 32 Kilogramm. Es war mit Schrot erlegt worden.
Zur Abklärung seiner Herkunft analysierte das Laboratoire de Biologie de la Conservation
der Universität Lausanne in Zusammenarbeit mit dem Laboratoire de Biologie des Populations
d’Altitude an der Universität Grenoble und dem Institut für Tierzucht der Universität
Bern die genetische Struktur von Gewebeproben des Tieres. Das Resultat dieser Untersuchungen
ergab, dass die genetische Struktur identisch ist mit jener der italienischen Wölfe.
Durch die lange geographische Isolation der italienischen Wolfspopulation ist diese
genetisch sehr einheitlich und kann deutlich von anderen Wolfspopulationen unterschieden
werden.Ankunft der Wölfe war voraussehbarDie italienische Herkunft des Reckinger
Wolfes ist nicht überraschend. Seit Beginn der 1990er Jahre hat sich die Wolfspopulation
aus Mittelitalien auf die Südwestalpen ausgedehnt. Sowohl in den italienischen als
auch in den französischen Alpen haben sich Wolfsrudel angesiedelt. Aus diesen etablierten
Vorkommen können Einzeltiere weit in noch unbesiedeltes Gebiet vorstossen. Meist
sind es junge männliche Tiere wie der im Wallis erlegte Wolf, welche diese weiten
Wanderungen unternehmen. Bereits 1995/96 sind im Val Ferret und im Val d‘Entremont
im Unterwallis die ersten Wölfe aufgetaucht. Eine weitere wahrscheinliche Einwanderungsroute
über die Hochalpen ist der Simplonpass. Diesen Weg hatte vermutlich der Wolf aus
Reckingen gewählt.Wolf oder doch nur Hund Inzwischen sind im Wallis angeblich weitere
Wölfe gesichtet worden. Dabei stellt sich immer die Frage, ob es sich tatsächlich
um Wölfe oder lediglich um Hunde handelt. Die Antwort dafür ist entscheidend für
die Entschädigung von allenfalls durch Wölfe gerissene Schafe und für die gezielte
Verhütung derartiger Schäden, nicht zuletzt aber auch für den Schutz des Wolfes
selbst.Da sich gewisse Hunderassen und Wölfe im Aussehen ähnlich sind und ihre Spuren
nicht auseinandergehalten werden können, ist die Unterscheidung von Wolf und Hund
allerdings nicht einfach. Das BUWAL hat sich in den letzten Jahren darum bemüht,
dazu sichere Methoden zu entwickeln. Von Bedeutung sind dabei vor allem die genetischen
Methoden, mit welchen Material wie Gewebeproben, Haare oder Kot untersucht werden
können. Im Feld können mit Bewegungssensoren ausgerüstete Kameras eingesetzt werden.
Bei guter Bildqualität ist die Unterscheidung von Wölfen und Hunden möglich. Diese
Methoden werden vom BUWAL in enger Zusammenarebiet mit der Jagdabteilung des Kantons
Wallis auch angewendet, um die neuen Meldungen über die Anwesenheit eines Wolfs
im Simplongebiet zu überprüfen.Einsatz von SchutzhundenSollte es sich dabei tatsächlich
um einen Wolf handeln, werden das BUWAL und die kantonalen Behörden gemeinsam festlegen,
wie die Schäden an Nutztieren zu erfassen und zu entschädigen sind. Zudem werden
Massnahmen zur Verhütung von Übergriffen auf Haustiere aufgebaut werden. Dabei steht
der Einsatz von sogenannten Herdenschutzhunden im Vordergrund. Dabei handelt es
sich um alte Hunderassen, die Schafherden gegen Angriffe durch Wölfe verteidigen.
Nach dem ersten Auftauchen des Wolfes im Val Ferret 1995 hat das BUWAL ein Projekt
in Auftrag gegeben, das sich mit der Zucht und dem Einsatz solcher Hunde in der
Schweiz befasst. In den vergangenen zwei Jahren konnten im Unterwallis bereits mehrere
dieser Hunde in Schafherden plaziert werden. Der Aufbau eines solchen Systems braucht
allerdings Zeit. Die Schutzhunde müssen bereits als Welpen an die Schafe gewöhnt
werden und gelten erst im Alter von zwei Jahren als voll einsatzfähig. Damit sie
schliesslich ihre Aufgabe effizient wahrnehmen können, müssen die Schafbesitzer
zudem den korrekten Umgang mit Herdenschutzhunden lernen.Managementplan für den
Wolf Neben diesen vordringlichen Massnahmen im Feld bereitet das BUWAL einen Managementplan
für den Wolf in der Schweiz vor. Dieser Plan soll in Zukunft dazu dienen, die notwendigen
Massnahmen zum Schutz, zur Entschädigung und zur Verhütung von Schäden, aber auch
zur Überwachung der Wolfspopulation und zum allenfalls notwendigen Eingreifen aufeinander
abstimmen. Da der Wolf eine Art mit ausserordentlich weiträumiger Verbreitung ist,
muss ein schweizerischer Managementplan auch mit den Konzepten zum Umgang mit dem
Wolf der französischen und italienischen Behörden abgestimmt werden.Bern, 18. Dezember
1998BUNDESAMT FÜR UMWELT, WALD UND LANDSCHAFTInformationsdienstAuskunft- Hans-Jörg
Blankenhorn, Verantwortlicher Bereich Wildtiere, Bundesamt für Umwelt, Wald und
Landschaft (BUWAL), Tel. 031 324 78 32 - Yvan Crettenand, Jagdabteilung des Kantons
Wallis, Tel. 027 606 70 11