Schweizer Wappen

CONFOEDERATIO HELVETICA
Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

Homepage
Mail
Suche

Prognos-Studie zum Werbemarkt Schweiz

MEDIENMITTEILUNG

Prognos-Studie zum Werbemarkt Schweiz

Grosser Andrang auf einen gesättigten Markt

Neue Fernsehveranstalter müssen sich ihre Marktanteile im Wettbewerb mit andern
Medien erkämpfen. Das Europäische Zentrum für Wirtschaftsforschung, die Prognos
AG in Basel, kommt in einer vom BAKOM in Auftrag gegebenen Studie zum Schluss,
dass neue Voll- und Spartenprogramme in der Schweiz wirtschaftlich wenig Spielraum
haben. Wer sich trotzdem in den gefestigten Strukturen des Schweizer Marktes
etablieren will, braucht in finanzieller Hinsicht einen langen Atem. Voraussetzung 
für
den Erfolg ist, dass der Fernsehkonsum in der Schweiz ansteigt.

In jüngster Zeit haben mehrere Interessenten Gesuche für TV-Programme in der deutschen 
Schweiz
eingereicht. Tele 24 von Roger Schawinski, das Sat.1-Programmfenster und die
Programmerweiterung für Star TV sind vom Bundesrat bereits bewilligt worden. Noch 
hängig sind
die Gesuche von RTL/Pro 7, TV 3, Prime TV, von Tele 24 (regionale Fenster) sowie 
von SwissHits
und Schweizer Musik Canal (SMC).

Angesichts dieses breiten Interesses stellt sich die Frage der möglichen Auswirkung 
dieser TV-
Angebote auf die wirtschaftliche Lage der übrigen Medien und der SRG sowie den gesamten
Werbemarkt Schweiz. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) hat deshalb die Prognos 
AG
mit einem Gutachten über die künftige Entwicklung des Schweizer Werbemarktes beauftragt.
Schwerpunkt des Auftrages war die Beurteilung der Finanzierungschancen neuer sprachregionaler
und nationaler Veranstalter.

Marktentwicklung bis 2002

In ihren Untersuchungen geht Prognos davon aus, dass in der Schweiz das Angebot 
an Werbeträgern
(Radio, TV, Printmedien etc.) verhältnismässig gross ist. Die vermarktbare TV-Werbung 
ist jedoch
durch eine tiefe Fernsehnutzung (127 Minuten/Tag in der deutschen Schweiz) begrenzt. 
Die
Schweizer schauen im internationalen Vergleich sehr wenig Fernsehen und die kurze 
Nutzungsdauer
stagniert seit 5 Jahren trotz neuen TV-Programmen. Ein signifikanter Anstieg ist 
laut Prognos auch
nach dem Markteintritt neuer TV-Veranstalter unwahrscheinlich. Diese Nutzungsdauer 
wird der
zentrale Engpass für TV-Werbung bleiben.

Zwar wird die Werbeintensität (Verhältnis der Nettowerbeumsätze zum Bruttoinlandprodukt) 
mittel-
und langfristig zunehmen und zu einem moderaten Wachstum führen, welches laut Prognos 
 eine
Verschärfung des Wettbewerbs mit sich bringen wird. Ein mögliches Umsatzwachstum 
eines
Werbeträgers kommt aber weniger aus dem Markt denn aus dem Verdrängungswettbewerb.
Umfragen haben ergeben, dass dabei kleinere Printmedien zulasten der elektronischen 
Medien,
insbesondere des Fernsehens, Marktanteile verlieren werden.

Für die potentiellen TV-Werbeauftraggeber gewinnen insbesondere die deutschen Privatsender 
mit
ihren Werbe- und Programmfenstern und das TV-Sponsoring allgemein an Bedeutung. 
Laut Prognos
werden die Werbespots der SRG und jene der regionalen TV-Veranstalter ihren Stellenwert 
behalten.

Neue TV-Stationen

Prognos hat die Einnahmeerwartungen der geplanten neue TV-Stationen dem berechneten
Werbezuwachs im Markt gegenübergestellt und ein Missverhältnis zwischen Erwartungen 
und
Möglichkeiten konstatiert. Allein mit der zusätzlichen Werbenachfrage bis 2002 liessen 
sich die
neuen Programme nicht finanzieren. Ein TV-Programm, das jährliche Einnahmen von 
50 Mio
Franken budgetiert, muss nach den Berechnungen der Prognos einen Marktanteil von 
10 Prozent
beziehungsweise eine durchschnittliche tägliche Sehdauer von 12,5 Minuten pro Tag 
erreichen (eine
Minute Sehdauer generiert Einnahmen in der Höhe von vier Millionen Franken). Für 
die Prognos sind
solche Einnahmeerwartungen kurzfristig unrealistisch.

Sollten neue TV-Anbieter erfolgreich sein, wäre auf jeden Fall mit Umverteilungseffekten 
zu rechnen,
welche zulasten der Einnahmen von anderen Werbeträgern gingen, schreibt Prognos. 
Das bedeutet,
dass sich neue Anbieter ihre Marktanteile weitgehend im Verdrängungswettbewerb mit 
anderen
Medien erarbeiten müssen. Hinzu kommt, dass gerade 1999, dem geplanten Startjahr 
vieler neuer
Anbieter, wegen der eher wieder gedämpften konjunkturellen Stimmung nur mit einer 
geringen
zusätzlichen Nachfrage im Werbemarkt zu rechnen ist.

Fazit

Die Prognos kommt zu folgendem Fazit, welches gekürzt wiedergegeben wird:

- Neue TV-Anbieter generieren kaum zusätzliche Werbenachfrage, die über die erwartete 
Steigerung
der Werbeintensität hinausgeht.

- Neue TV-Anbieter treffen auf eine Anbieter- und Marktkonstellation, die wenig 
Spielraum bietet.
Wesentliche Elemente, die privates werbefinanziertes Fernsehen in anderen Ländern 
erfolgreich
gemacht haben, sind in der Schweiz durch die ausländischen Privatsender bereits 
abgedeckt.
Bedingung für den Erfolg auf den Werbemärkten ist der Erfolg auf den Zuschauermärkten 
und die
Besetzung von Programmflächen.

- Ein signifikanter Zuwachs der TV-Nutzung in der deutschen Schweiz ist angesichts 
des bereits
vorhandenen Programmangebots nicht wahrscheinlich.

- Erfolge von neuen Veranstaltern werden weitgehend zulasten anderer Medien gehen
(Verlagerungseffekt). Weder Presse noch SRG sind jedoch in den nächsten fünf bis 
zehn Jahren
(strategischer Planungszeitraum)in ihrer Existenz gefährdet.

- Erfolge von neuen TV-Anbietern sind nicht auszuschliessen; doch ist dazu ein erhebliches
Durchhaltevermögen - vor allem in finanzieller Hinsicht  - notwendig.

- Problematisch ist die Situation insbesondere bei jenen neuen Voll- und Spartenprogrammen, 
die
punkto Publikum und Vermarktung bei Null anfangen müssen.

Kasten:

Moderates Wachstum beim Fernsehen

Prognos erwartet, dass die Nettowerbeumsätze aller Medien dieses Jahr von 3,8 auf 
rund 4,1 Mrd
Franken ansteigen und im Jahr 2002 total 4,6 Mrd Franken betragen; dies entspricht 
einer Zunahme
von rund 20 Prozent innerhalb von vier Jahren. Von dieser Steigerung wird laut Prognos 
vor allem
das Fernsehen profitieren, welches sein Marktvolumen von 342 Mio Franken netto im 
Jahr 1997 auf
439 Mio Franken im Jahr 2002 steigern wird. Der TV-Anteil am Gesamtwerbekuchen wird 
damit von
8,9 Prozent im Jahr 1997 auf 9,5 Prozent im Jahr 2002 ansteigen; die Tageszeitungen 
werden laut
Prognos eine Einbusse ihres Anteils von 47,0 auf 46,3 Prozent hinnehmen müssen.

Bern, 24. November 1998

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie, Kommunikation

Pressedienst

Auskünfte:	Andreas Sutter, BAKOM, 032 327 55 03

		Josef Trappel, Prognos AG, 061 327 33 81
	- 3 -