Staatsrechnung 1997 besser als erwartet
PRESSEMITTEILUNG
Staatsrechnung 1997 besser als erwartet
Die Finanzlage des Bundes hat sich im vergangenen Jahr dank
verschiedener Sparanstrengungen leicht verbessert. Die Staatsrechnung
1997 liegt mit einem Defizit von 5,3 Milliarden Franken eine halbe
Milliarde unter dem Budget. Zum einen liegen die Ausgaben unter dem
Voranschlag, zum anderen schliessen die Einnahmen, vorab aus den
Stempelabgaben und der direkten Bundessteuer, besser als erwartet ab.
Die Haushaltslage präsentiert sich aber nach wie vor unbefriedigend. Der
Schuldenberg wächst um fünf auf 93 Milliarden Franken.
Das budgetierte Ergebnis von 5,8 Milliarden fiel um 501 Millionen besser
aus als erwartet. Dahinter stehen sowohl auf der Ausgaben- als auch auf
der Einnahmenseite gegenläufige Entwicklungen. Bei den Ausgaben konnten
einerseits die bewilligten Nachtragskredite von 1,6 Milliarden durch
Kreditreste von 1,8 Milliarden mehr als kompensiert werden. Höhere
Einnahmen ergaben sich andererseits bei der direkten Bundessteuer, den
Stempelabgaben sowie den Darlehensrückzahlungen der
Exportrisikogarantie. Unter den Budgeterwartungen liegen die Einnahmen
aus der Verrechnungssteuer, Mineralölsteuer und der Mehrwertsteuer.
Differenz zu
Finanzrechnung R 1996 V 1997 R 1997 V 1997 R 1996
Millionen Franken Mio Fr %
Ausgaben 43 840 44 241 44 121 -120 +0,6
Einnahmen 39 477 38 471 38 852 +381 -1,6
Ausgabenüberschuss -4 363 -5 770 -5 269 +501 .
Bereinigt um die Auswirkungen der ab 1. Januar 1997 gültigen neuen
Rechnungsdarstellung (Tresoreriedarlehen SBB, Einnahmenüberschuss PKB)
beläuft sich der Ausgabenüberschuss auf 3,5 Milliarden; 1996 betrug das
Defizit 4,4 Milliarden.
Paradigmawechsel im Ausgabeverhalten
Gegenüber 1996 nahmen die Ausgaben um 282 Millionen oder nur um 0,6
Prozent zu, was bei einer durchschnittlichen Jahresteuerung von 0,5
Prozent praktisch einer nominellen Ausgabenplafonierung gleichkommt. Der
Paradigmawechsel im Ausgabeverhalten ist dank der eingeleiteten
Sparanstrengungen unverkennbar. Ausgabensteigerungen weisen lediglich
die soziale Wohlfahrt, die Zinsen und Kantonsanteile sowie der Verkehr
auf. Dieser weitgehend nicht beeinflussbare Zuwachs ist in erster Linie
auf die höheren Zahlungen an die Arbeitslosenkasse und SBB (neue
Rechnungsdarstellung) sowie auf die Passivzinsen und die Kantonsanteile
an den Bundeseinnahmen zurückzuführen. Ohne diese Sonderfaktoren sind
die Ausgaben im Umfange von über vier Prozent rückläufig.
Aufgabengebiet R 1996 V 1997 R 1997 V 1997 R 1996
Millionen Franken Mio Fr. %
Gesamtausgaben 43 840 44 241 44 121 -120 +0,6
davon
- Beziehungen zum Ausland 2 066 2 101 2 043 -58 -1,1
- Landesverteidigung 5 580 5 456 5 395 -61 -3,3
- Bildung und Forschung 3 124 3 226 3 076 -150 -1,5
- Soziale Wohlfahrt 12 732 11 977 12 864 +887 +1,0
- Verkehr 6 345 7 038 6 651 -387 +4,8
- Landwirtschaft 3 953 3 978 3 922 -56 -0,8
- Zinsen 2 922 3 340 3 079 -261 +5,4
- K¹Anteile Bundeseinnahmen 3 051 3 219 3 179 -40 +4,2
Mit Ausnahme des Sozialbereichs liegen sämtliche Ausgaben unter dem
Voranschlag. In diesem Bereich ist die Kreditüberschreitung auf höhere
Darlehen und Leistungen des Bundes an die Arbeitslosenversicherung
zurückzuführen. Weniger Mittel als budgetiert beanspruchten der
Strassenbereich (-148 Mio) und der öffentliche Verkehr (-223 Mio).
Tiefere Zinssätze und eine straffe Bewirtschaftung der Tresorerie
ermöglichten bei den Zinsen Minderausgaben von 261 Millionen. Auch die
Kantonsanteile an den Bundeseinnahmen lagen mit 40 Millionen unter dem
Budget. Die übrigen Minderausgaben gegenüber dem Budget entfallen zur
Hauptsache auf die Bereiche Bildung und Forschung (Berufsbildung,
Hochschulen und Grundlagenforschung), Landesverteidigung, Beziehungen
zum Ausland (weniger Mittel für Entwicklungshilfe) sowie Landwirtschaft
(rückläufige Zahlungen für Massnahmen zur Preis- und Absatzsicherung).
Bei den einzelnen Hauptkomponenten der Einnahmen zeigt sich das folgende
Bild:
Differenz zu
R 1996 V 1997 R 1997 V 1997 R 1996
Millionen Franken Mio Fr. %
Gesamteinnahmen 39 477 38 471 38 852 381 -1,6
davon
- Direkte Bundessteuer 8 972 9 400 9 725 +325 +8,4
- Verrechnungssteuer 3 318 3 000 2 320 -680 -30,1
- Stempelabgaben 1 977 1 925 2 513 +588 +27,1
- Mehrwertsteuer 11 958 12 500 12 477 -23 +4,3
- Verkehrsabgaben 437 454 441 -13 +0,9
- Landwirtschaftliche Abgaben 147 145 155 +10 +5,6
- Zölle 1 358 1 055 1 093 +38 -19,5
- Mineralölsteuer 4 384 4 190 4 115 -75 -6,1
- Entgelte 959 863 963 +100 +0,5
- Darlehensrückzahlungen 1 106 1 076 1 329 +253 +20,2
Höhere Stempelabgaben - tiefere Erträge aus der Verrechnungssteuer
Die Mehreinnahmen von 381 Millionen oder 1,0 Prozent gegenüber dem
Budget liegen sowohl im fiskalischen wie auch im nicht-fiskalischen
Bereich begründet. Die Zusatzeinnahmen bei den Stempelabgaben sind
eineFolge der Börsenhausse und des stärkeren Dollars. Die
Budgetüberschreitung bei der direkten Bundessteuer um 325 Millionen oder
3,5 Prozent ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass
Steuerabrechnungen des Vorjahres verspätet eingegangen sind. Der
Rohertrag der Verrechnungssteuer - eine Saldogrösse aus Steuereingängen
und Rückerstattungen - liegt um 680 Millionen unter dem Voranschlag. Die
budgetierten Eingänge wurden als Folge der rückläufigen Zinssätze nicht
erreicht, und die Rückerstattungen sind höher als erwartet ausgefallen.
Bei den nicht-fiskalischen Einnahmen sind die besseren Abschlüsse vorab
höheren Entgelten (Rückerstattungen und Gebühreneingängen) sowie nicht
budgetierten Darlehensrückzahlungen der Exportrisikogarantie
zuzuschreiben.
Der Bundesrat wird den Rechnungsabschluss 1997 in der Botschaft zur
Staatsrechnung ausführlich darstellen und kommentieren. Die Publikation
ist in der zweiten Aprilhälfte vorgesehen.
EIDG. FINANZDEPARTEMENT
Presse- und Informationsdienst
18.2.1998