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Familien mit alleinerziehenden Eltern: Der Bundesrat nimmt einen Expertenbericht zur Kenntnis

Pressemitteilung	23. Oktober1996

Familien mit alleinerziehenden Eltern: Der Bundesrat nimmt einen
Expertenbericht zur Kenntnis

Der Bundesrat hat einen Bericht über "Familien mit alleinerziehenden
Eltern" zur Kenntnis genommen. Es handelt sich dabei um eine globale
Analyse über die Situation und die Lebensbedingungen der
Einelternfamilien in der Schweiz. Der Bericht zeigt die Wirklichkeit
dieser Familien auf, indem er die Schwierigkeiten schildert, mit denen
sie insbesondere in praktischer und wirtschaftlicher Hinsicht
konfrontiert sind und er beschreibt die Mittel und Einrichtungen, die zur
Überwindung dieser Probleme eingesetzt werden können.

Die von Laura Cardia-Vonèche, Anne-Catherine Salberg Mendoza und Benoît
Bastard (Institut de Médecine Sociale et Préventive de l'Université de
Genève) erstellte Studie ist die Antwort auf das Postulat Segmüller vom
15. März 1989, welches einen solchen Bericht verlangt hatte. Er wird an
die Büros der Eidgenössischen Räte weitergeleitet.

Vor allem Frauen betroffen

Die Einelternfamilie trat als soziale Erscheinung anfangs der
Siebzigerjahre auf, als die Auswirkungen der ansteigenden
Scheidungsziffern spürbar wurden. Obwohl das Phänomen der
Alleinerziehenden in der Schweiz im Gegensatz zu anderen Ländern keinen
eigentlichen Boom erlebt hat, so ist doch aufgrund der hohen
Scheidungsziffern davon auszugehen, dass diese Familienform in unserer
Gesellschaft einen zunehmend wichtigen Platz einnehmen wird.

Nach Meinung des vorliegenden Berichtes wird diesem Familientyp nicht
genügend Rechnung getragen; rechtliche, steuerliche und soziale Normen
sind zumeist auf die traditionelle Familie ausgerichtet. Angeschnitten
werden neben den rechtlichen, wirtschaftlichen und praktischen Problemen
auch Schwierigkeiten persönlicher und beziehungsmässiger Art, die von
Einsamkeit über Isolation bis hin zu Stigmatisierung führen können.

Wichtigste Ursachen für die Bildung von Einelternfamilien sind mit
Abstand Scheidung oder Trennung; Ledigsein der Mutter oder Verwitwung
tragen im Vergleich weniger zum Phänomen der Alleinerziehung bei. 85
Prozent der alleinerziehenden Eltern sind Frauen.

Anhaltspunkte für Familien- und Sozialpolitik

Die Autorinnen und der Autor der Studie geben Anhaltspunkte für die
Ziele, die in der Sozial- und Familienpolitik zu verfolgen sind, sowie
für Massnahmen, die getroffen, beziehungsweise sinnvoller eingesetzt
werden müssen. Als wirksame Hilfsmassnahmen für Einelternfamilien erwähnt
der Bericht z.B. Hilfen beim Alimenten-Inkasso und bei der
Alimentenbevorschussung, Verbesserung der Wohnsituation,
Familienmediation und das Angebot von Begegnungsorten zur Ausübung des
Besuchsrechtes sowie von Lebensraum mit Dienstleistungen insbesondere im
Bereich der Kinderbetreuung.

Zur Verbesserung der Situation der Familien nicht nur mit
alleinerziehenden Eltern werden als wichtige Massnahmen u.a. aufgeführt
der erleichterte Zugang oder Wiedereinstieg ins Berufsleben, flexiblere
Regelungen der Arbeitszeit, Gleichbehandlung in den Sozialversicherungen,
der Ausbau der Möglichkeiten zur Kleinkinderbetreuung und ein
garantiertes Mindesteinkommen.

Damit ein allfälliger Übergang von der Ehe zu einer Einelternfamilie
nicht mit allzu grossen Schwierigkeiten verbunden ist , betont der
Bericht im Sinne von Präventionsmassnahmen die Bedeutung der
wirtschaftlichen Unabhängigkeit eines jeden Elternteils und der
gleichmässigen Aufteilung der Erziehungspflichten.

EIDG. DEPARTEMENT DES INNERN
Presse- und Informationsdienst

Auskünfte:	031 / 322 91 47
	Jost Herzog, Abteilungschef
	Zentralstelle für Familienfragen
	Bundesamt für Sozialversicherung

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