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Untersuchungen des F/A-18-Absturzes abgeschlossen

3003 Bern, 4. November 1998

Pressemitteilung

Untersuchungen des F/A-18-Absturzes abgeschlossen

Die Untersuchungen des F/A-18-Absturzes vom 7. April 1998 bei
Crans-sur-Sierre sind abgeschlossen. Gemäss Schlussbericht des
Untersuchungsrichters wies die abgestürzte Maschine keinerlei technische
Mängel auf. Der Grund für den Absturz, bei dem beide Insassen den Tod
fanden, liegt höchstwahrscheinlich in einer räumlichen Desorientierung des
Piloten.

Die ausgedehnte Auswertung des Flugdatenschreibers, die Untersuchung der
Trümmerteile, Simulationen und Berechnungen haben eindeutig bestätigt, dass
beim F/A-18 keinerlei technische Mängel (z.B. Sauerstoffmangel) vorlagen,
die zum Absturz hätten führen können. Der Pilot geriet vielmehr bei einem
Standardmanöver nach einem simulierten Lenkwaffenabschuss in eine räumliche
Desorientierungsphase, die zum Absturz führte.

Es ist davon auszugehen, dass eine zu „aggressive“ Flugsteuerung, eine
fehlende Übersicht der Informationen der Blindfluginstrumente, verbunden mit
einer schwierigen Interpretation des Gesichtsfeld-Darstellungssystems
(Head-up Display) in extremer Fluglage, zum Phänomen der räumlichen
Desorientierung (Blindflugkoller) geführt haben. Der Pilot befand sich somit
in einer Grenzsituation, aus der er sich nicht mehr befreien konnte. Auf ein
schuldhaftes Verhalten kann man allerdings nicht schliessen. Vielmehr hat
die Kumulation zahlreicher negativer Faktoren, deren sich der Pilot
mutmasslich ungenügend bewusst war, ihn daran gehindert, eine normale
Situation zu retablieren. Der zweite Pilot war nur Passagier und selbst noch
nicht auf dem F/A-18 ausgebildet. Er hatte keine Chance, die Gefahr
rechtzeitig zu erkennen und allenfalls helfend einzugreifen. Die Auswertung
der Schleudersitzteile hat zudem ergeben, dass der mitfliegende Pilot auf
dem Rücksitz kurz vor dem Aufprall - dieser erfolgte im Winkel von 75° mit
einer Geschwindigkeit von beinahe Überschall - die Schleudersitze betätigte,
leider zu spät. Der Absturz zeigt einmal mehr auf tragische Weise, dass
selbst erfahrenste und bestqualifizierte Piloten nicht vor Unfällen gefeit
sind.

Die Unfallstelle ist durch die Truppe in aufwendigen Räumungsarbeiten
gesäubert worden. Über 95% des in mehr als 100'000 Teile zersplitterten
Flugzeuges sind in der Zwischenzeit geborgen und umweltgerecht entsorgt
worden. Für Passanten, die Bevölkerung und Umwelt geht von der Unfallstelle
keine Gefahr aus.

Im Abschlussbericht werden verschiedene fliegerische und technische
Massnahmen vorgeschlagen, um den F/A-18-Piloten zu ermöglichen, derartige
Situationen zu vermeiden. Die Vorschläge sowie die Ausbildungsschritte in
der Einführungsphase werden zur Zeit durch das Kommando der Fliegerbrigade
31 geprüft. Im weiteren bleiben die nach dem Unfall getroffenen Massnahmen
bestehen; namentlich handelt es sich um Einschränkungen für Abfangübungen in
den Wolken oder bei Nacht in bezug auf Vertikalmanöver und Beschleunigung
sowie um Verhaltensmassnahmen, die der Sinnestäuschung vorbeugen. Spezielle
Übungen im Simulator und am Doppelsteuer unter einer Cockpit-Abdeckhaube
werden zudem vermehrt geübt.

EIDG. DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
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