Offizieller Besuch von Bundespräsident Flavio Cotti in Indien, 20.-24. November 1998
EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT
FÜR AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN Bern, 12. November 1998
Pressemitteilung
Offizieller Besuch von Bundespräsident Flavio Cotti in Indien,
20. - 24. November 1998
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Bundespräsident Flavio Cotti, Vorsteher des Eidgenössischen
Departements für auswärtige Angelegenheiten, wird sich vom 20. bis zum
24. November 1998 zu einem offiziellen Besuch nach Indien begeben. Er
wird dabei von einer Delegation hochrangiger Vertreter der
Bundesverwaltung und der Schweizer Wirtschaft begleitet.
Die Schweizer Delegation wird am späten Abend des 20. November in
Mumbai eintreffen. Am 21. November stehen Treffen mit dem Gouverneur
und dem Regierungschef des Bundesstaates Maharashtra sowie eine Rede
vor schweizerischen und indischen Geschäftsleuten auf dem Programm. Am
Abend des 21. November wird die Delegation nach Bangalore weiterreisen,
wo sie mit dem Gouverneur des Bundesstaats Karnataka zusammenkommen
wird. Am 22. November stehen Besuche von verschiedenen Projekten der
Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des EDA im Bereich
der landwirtschaftlichen Produktion (v.a. Seidenherstellung) sowie von
lokalen Selbsthilfegruppen (Kleinkredite, Sparkassen) auf dem Programm.
Nach einem Treffen mit dem Regierungschef des Bundesstaates Karnataka
reist die Delegation am 23. November nach New Delhi weiter, wo am
folgenden Tag der offizielle Teil des Besuchs mit dem indischen
Präsidenten und der Zentralregierung auf dem Programm steht. Im Zentrum
der Gespräche mit Premierminister Vajpayee sowie weiteren Fachministern
werden die politische und wirtschaftliche Lage in Indien, die regionale
und internationale Rolle Indiens, die neue sicherheitspolitische
Situation nach den Atomtests von Indien und Pakistan sowie die
bilateralen Beziehungen stehen. Der Besuch wird durch den Empfang beim
indischen Präsidenten abgeschlossen.
EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT FÜR Bern, 12. November 1998
AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN
Pressedokumentation
BILATERALE BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DER SCHWEIZ UND INDIEN
1. Diplomatische Beziehungen, Vertretungen
Die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Indien sind gut.
Premierminister Nehru schloss am 14.8.1948, ein Jahr nach der
Unabhängigkeit, mit der Schweiz als erstem Land einen
Freundschaftsvertrag ab. Er schätzte "die alte Republik" als Modell
eines demokratischen Staatswesens und schickte seine Tochter Indira
nach Bex in ein Mädchenpensionat. Viele Inder der Führungsschicht sind
irgendeinmal in der Schweiz gewesen und haben zu einem positiven Bild
unseres Landes in Indien beigetragen. Die schweizerisch-indischen
Beziehungen sind traditionell v.a. durch die
Entwicklungs-zusammenarbeit geprägt. Seit der wirtschaftlichen Öffnung
Indiens Beginn der 90er Jahren haben auch die wirtschaftlichen
Beziehungen kontinuerlich zugenommen. Der hochrangige Besucheraustausch
ist sichtbarer Ausdruck der Intensivierung der Beziehungen zwischen den
beiden Ländern.
Vertretungen
Die Schweiz hat die indische Republik am 15. August 1947 anerkannt. Die
ab 1. April desselben Jahres bestehende Handelsvertretung wurde 1948 in
eine Mission und 1957 in eine Botschaft, mit Sitz in New Delhi,
umgewandelt. Schweizerischer Botschafter ist Guy Ducrey (seit Anfang
1995; er ist gleichzeitig auch in Nepal, Bhutan und in Bangladesch
akkreditiert).
Schweiz. Generalkonsulat in Mumbai (Bombay), geleitet von Generalkonsul
Max Heller. Honorarkonsulate in Calcutta und Madras.
Indien eröffnete 1948 eine Mission in Bern, die 1954 in den Rang einer
Botschaft erhoben und ab 1955 mit einem residierenden Botschafter
besetzt wurde. S.E. Kizhakke Pisharath Balakrishnan ist der
gegenwärtige Botschafter Indiens in der Schweiz (seit 1. Sept. 1994).
Generalkonsulate Indiens in Genf (Leitung: Rish Pal Singh, Consul
générall, seit April 1995) und in Zürich (Leitung: Thomas Adolph Wach,
Consul général honoraire, seit Juni 1989).
Schweizer in Indien/Inder in der Schweiz
Per 30.6.1998 lebten 660 Schweizer in Indien. Davon waren 478
Nur-Schweizer und 182 Doppelbürger.
Per 31.8.97 lebten insgesamt 4378 Inder in der Schweiz. Davon sind
2'564 Jahresaufenthalter und 1'814 Niedergelassene.
2. Wirtschaftliche Beziehungen
Warenverkehr (in Mio. Sfr.)
Jahr Schweizer Exportenach Indien Importe der Schweiz aus Indien
Saldo
1990 392.8 268.2 124.6
1991 310.0 269.4 40.6
1992 358.2 306.5 20.7
1993 404.8 316.7 88.1
1994 534.3 331.0 203.3
1995 659.6 337.0 322.6
1996 666.3 367.0 299.3
1997 591.0 450.8 140.2
1998* 382.2 (+19.2%)** 296.4 (+9.5%)** 85.7
* Januar-Juli ** prozentuale Veränderung gegenüber entsprechender
Periode 1997
Der Handel bewegt sich in Anbetracht der Grösse der indischen
Volkswirtschaft auf relativ bescheidenem Niveau. Es besteht v.a. im
Konsumgüter- und im Dienstleistungssektor (letzterer ist in obiger
Statistik nicht enthalten) ein grosses Ausbaupotential.
Wichtigste Handelsprodukte (in Mio. Sfr.)
Schweizer Exporte nach Indien 1996 1997 % Total
Maschinen 310.0 344.4 58.3
Chemische Produkte (ohne Pharma.) 82.8 95.5 16.2
Instrumente, Apparate etc. 45.1 48.2 8.2
Pharmazeutische Produkte 15.8 18.9 3.2
Metall, Produkte aus Metall 16.7 17.7 3.0
Papier 6.8 15.7 2.7
Importe der Schweiz aus Indien 1996 1997 % Total
Textilien und Bekleidung 164.2 177.6 39.4
Chemische Produkte (ohne Pharma.) 64.6 92.2 20.5
Maschinen 26.5 47.9 10.6
Landwirtschaftliche Produkte 36.1 43.7 9.7
Häute, Leder, Artikel aus Leder 23.1 23.6 5.2
Schuhe, Regenschirme, Federn 13.0 17.4 3.9
Schweizer Direktinvestitionen (seit 1991)
Jahr Anzahl bewilligter CH-Direktinvestitionen Gesamtzahl
bewilligter ausl. Direktinvestitionen Gesamtbetrag der
CH-Direktinvestit. (in Mio. US $*) Gesamtbetrag aller ausl.
Direktinvest. (in Mio. US $*)
1991 10 153 - 100
1992 197 1'111 16 193
1993 122 2'531 31 510
1994 14 4'053 27 849
1995 88 9'163 8 1'820
1996 46 10'328 68 2'412
1997 141 15'683 27 3'442
Total 618 43'022 177 9'326
*Wechselkurs: 35 INR = 1 US $
Aufgrund der bis 1991 restriktiven Investitionsbedingungen in Indien
beschränkten sich viele der Investitionen auf Lizenzverträge und andere
Formen der Zusammenarbeit ohne grosse Kapitalflüsse. Für die Periode
1991-1997 rangiert die Schweiz auf Rang 9 aller Länder für die effektiv
getätigten Investitionen. Die Schweizer Projekte haben sich zunächst in
der Region von Mumbai/Bombay konzentriert, danach im Industriegürtel um
Delhi und in letzter Zeit um Bangalore, dem indischen "Silicon Valley".
3. Entwicklungszusammenarbeit
Indien ist das wichtigste Schwerpunktland der Direktion für Entwicklung
und Zusammenarbeit (DEZA) (1997: Finanzierung von Projekten in der
Grössenordnung von 28 Mio. Sfr.; Budget für 1998 32.2 Mio., für 1999
33.8. Mio. Sfr.). 1993 feierte man das 30-jährige Jubiläum der
schweizerisch-indischen Entwicklungs-zusammenarbeit. Im Mai 1995
besuchte DEZA-Direktor, Botschafter Fust, Indien. Im November 1996
stattete der Ministerpräsident des indischen Bundesstaates Kerala,
einem DEZA-Schwerpunktgebiet, Bern einen Besuch ab. 1996 wurde ein
neues DEZA-Landesprogramm erarbeitet; die Zusammenarbeit umfasst die
Bereiche "Human and Institutional Development", "Natural Resource
Management", "Small and Micro Enterprises / Sericulture" sowie "Energy
& Environment".
Die Schweiz hat Indien mehrere Kredite gewährt (Transferkredite
1960-63, 1966 und 1973; Finanzhilfekredit 1973; Mischkredite in der
Höhe von je 100 Mio. Sfr. 1983 und 1991). Seit Mitte 1997 ist das
Bundesamt für Aussenwirtschaft (BAWI) im Rahmen seines neuen auf die
Privatsektorförderung ausgerichteten entwicklungspolitischen
Instrumentariums in den Bereichen "Support to Public and Private
Infrastructure Projects", "Private Sector Promotion through Investments
in Financial Intermediaries", "Investment Promotion" sowie "General
Trade Promotion" in Indien tätig.
4. Reaktion der Schweiz auf die Atomtests vom Mai 1998
Der Bundesrat hat die Atomtests Indiens (und Pakistans) bedauert und
eine Überprüfung der Entwicklungszusammenarbeit seitens der DEZA und
dem BAWI angeordnet. Vorläufig werden keine neuen Projekte und keine
neuen konzessionellen Kredite mit der indischen Zentralregierung
bewilligt; die Finanzvorgaben für 1998/99 wurden um 3 Mio. Sfr. nach
unten angepasst. Die Ausfuhr von Kriegsmaterial ist untersagt. Bei der
Ausfuhr von "dual-use" Gütern (zivile und militärische Verwendung)
werden Gesuche für eine Exportbewilligung, entsprechend den
Bestimmungen des Exportkontrollregimes, mit grösster Zurückhaltung
behandelt.
5. Kulturelle Beziehungen
Höhepunkte in den kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern
waren das im Sommer 1987 in verschiedenen schweizerischen Städten
durchgeführte Festival "India in Switzerland", gefolgt von "Switzerland
in India 1991". In mehreren Bereichen konnte der Kulturdialog seither
vertieft werden. 1997 fand in der Schweiz eine Ausstellung «Indien
sehen - Looking at India» statt (im Anschluss an diese Ausstellung gab
die Schweizerische Landesbibliothek ein Buch gleichen Namens heraus).
Im Musikbereich bestehen regelmässige Kontakte zwischen schweizerischen
und indischen Musikern. Um das 50jährige Bestehen des
indisch-schweizerischen Freundschaftsvertrages von 1948 zu feiern,
haben die Schweizer Botschaft und das Generalkonsulat in Mumbai 1998
ein Konzert mit fünf schweizerischen und fünf indischen Musikern
organisiert, das auf sehr positives Echo gestossen ist und mehrmals am
indischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Pro Helvetia unterstützt
regelmässig Projekte mit indischen Künstlerinnen und Künstlern, die in
der Schweiz leben und arbeiten oder auf Tournée sind. Der aktivste
Kulturaustausch zwischen Indien und der Schweiz besteht in der
Teilnahme mit Schweizer Filmen an Internationalen Filmfestivals in
Indien (z.B. Calcutta). Ende 1998 und Anfang 1999 findet eine
Retrospektive von Claude Goretta statt (10 Filme werden in 10 Städten
vorgeführt).
6. Wichtigste bilaterale Abkommen
Freundschaft- und Niederlassungsvertrag vom 14. August 1948 zwischen
der Schweizerischen Eidgenossenschaft und Seiner Majestät dem König des
Vereinigten Königreichs von Grossbritannien und Irland und der Dominien
jenseits der Meere namens des Dominions Indien, in Kraft getreten am 5.
Mai 1949
(AS 1949, I, 431/RO 1949,I,431)
Briefwechsel vom 20. Februar 1989 zwischen der Schweiz und Indien über
die Rechtshilfe in Strafsachen, in Kraft getreten am 20. Februar 1989
(AS 1989, 777/RO 1989, 777)
Abkommen vom 2. November 1994 zwischen der Schweizerischen
Eidgenossenschaft und der Republik Indien zur Vermeidung der
Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen, in Kraft
getreten am 29. Dezember 1994
(AS 1995, 845 / RO 1995, 845)
Abkommen vom 4. April 1997 zwischen der Schweizerischen
Eidgenossenschaft und der Republik Indien zur Förderung und zum Schutz
von Investitionen (anlässlich des Besuches von BR Delamuraz in Indien
unterzeichnet, aber noch nicht in Kraft)
7. Besuche
Schweizer Besuche in Indien
1986 BR Pierre Aubert
1987 BR Otto Stich
1991 BR René Felber
1995 BR Jean-Pascal Delamuraz (Gemischte Wirtschaftsdelegation)
1997 BR Jean-Pascal Delamuraz (Gemischte Wirtschaftsdelegation)
Indische Besuche in der Schweiz
1981 Aussenminister Narasimha Rao
1982 Indira Gandhi (Privatbesuch)
1985 Rajiv Gandhi (als Premierminister in Genf)
1987 Vize-Präsident Venkataraman
1989 Handelsminister Dinesh Singh
1992 Premierminister Narasimha Rao am Davoser Forum
1994 Premierminister Narasimha Rao am Davoser Forum
1997 Premierminister Deve Gowda und Finanzminister Chidambaram
treffen am Davoser Forum die Bundesräte Cotti und Delamuraz
Der letzte Besuch eines EDA-Vorstehers geht auf 1991 zurück. Der Besuch
von Bundespräsident Cotti ist der erste Besuch eines Bundespräsidenten
in Indien.