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Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

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Offizieller Besuch von BPC in Südafrika, 2.-6. August 1998

EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT
FÜR AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN		          Bern, 27. Juli 1998

Pressemitteilung

Offizieller Besuch von Bundespräsident Flavio Cotti in Südafrika, 2.-6. August
1998

Auf persönliche Einladung von Präsident Mandela wird sich Bundespräsident
Flavio Cotti, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige
Angelegenheiten, vom 2.-6. August 1998 zu einem offiziellen Besuch nach
Südafrika begeben. Er wird dabei von einer Delegation hochrangiger
schweizerischer Wirtschaftsvertreter begleitet.

Bundespräsident Cotti trifft am Morgen des 3. August in Kapstadt ein, wo er
von Präsident Mandela mit protokollarischen Ehren empfangen wird. Im Zentrum
der Gespräche mit Präsident Mandela, Vizepräsident Thabo Mbeki und weiteren
Mitgliedern der südafrikanischen Regierung werden die politische und
wirtschaftliche Lage in Südafrika, die regionale und internationale Rolle
Südafrikas, die Lage auf dem afrikanischen Kontinent sowie die bilateralen
Beziehungen stehen. Bundespräsident Cotti wird ebenfalls den Vorsitzenden der
beiden Kammern des südafrikanischen Parlaments einen Höflichkeitsbesuch
abstatten.

Am Morgen des 4. August ist ein Arbeitsfrühstück mit Vertretern der Schweizer
Kolonie und schweizerischen Geschäftsleuten vorgesehen. Bundespräsident Cotti
wird anschliessend mit Erzbischof Tutu, dem Vorsitzenden der Kommission für
Wahrheit und Versöhnung, zusammentreffen. Dann wird die Delegation das Museum
und die Kirche des Distrikt Six besuchen. Im Zuge der Rassentrennungspolitik
wurden 1966 50'000 Menschen aus diesem Quartier umgesiedelt. District Six ist
heute eine nationale Gedenkstätte. Gegen Mittag reist Bundespräsident Cotti
nach Johannesburg weiter, wo er vor Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft
und Diplomatie eine Rede zu den schweizerisch-südafrikanischen Beziehungen
halten wird. Vorgesehen ist ferner ein Arbeitstreffen mit hochrangigen
Vertretern der südafrikanischen und schweizerischen Wirtschaft.

In Port Elizabeth wird Bundespräsident Cotti schliesslich am 5. August ein
Projekt der Schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit besuchen. Es handelt
sich um die Sanierung von Townships im Grossraum Port Elizabeth, welche die
Verbesserung der Infrastrukturen (Abwasserentsorgung, Verkehrswege etc.) zum
Ziel hat.

EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT FÜR		        Bern, 27. Juli 1998
AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN

Dokumentation für die Presse

BILATERALE BEZIEHUNGEN DER SCHWEIZ MIT
S U E D A F R I K A

1.	Allgemeine Charakterisierung der Beziehungen

Unsere Beziehungen zu Südafrika sind ausgezeichnet und stellen einen
Schwerpunkt der schweizerischen Aussenpolitik dar. Die Kaprepublik, welcher
ein erfolgreicher politischer Übergang gelang, verfügt über ein bedeutendes
Entwicklungspotential, welches der gesamten Region des südlichen Afrika zugute
kommen könnte.

Nach dem erfolgreichen politischen Wandel ist es wichtig, Südafrika weiterhin
in seinen Reformbemühungen zu unterstützen und sich solidarisch zu zeigen. Die
Anstrengungen der Schweiz konzentrieren sich namentlich auf die
Entwicklungszusammenarbeit, auf friedens- und demokratiefördernde Massnahmen
sowie auf solche im Bereich der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und der
Wirtschaftsentwicklung.

2.	Diplomatische Beziehungen - Vertretungsnetz

Die Schweiz und Südafrika nahmen 1952 diplomatische Beziehungen auf. Die
schweizerische Botschaft befindet sich in Pretoria. Botschafter Robert Mayor
hat sein Beglaubigungsschreiben im November 1995 überreicht. Während der
Sessionen des Parlaments befindet sich der Sitz des Botschafters in Kapstadt.
Das Generalkonsulat ist in Johannesburg und ein Konsulat in Kapstadt situiert.
Das Koordinationsbüro der DEZA befindet sich in Johannesburg.

Die ersten offiziellen Beziehungen der Eidgenossenschaft mit Südafrika gehen
auf das Jahr 1852 zurück; sie bezogen sich auf den unabhängigen Staat der
Buren, den Transvaal. 1887 wurde in Pretoria ein Honorarkonsulat eröffnet,
welches 1895 nach Johannesburg verlegt und 1959 endgültig in ein
Generalkonsulat umgewandelt wurde. 1916 wurde ein zweites Konsulat in Kapstadt
eröffnet.

Südafrika verfügt über eine Botschaft in Bern, die seit Oktober 1996 von
Botschafterin Ruth Segomotsi Mompati geleitet wird. Ferner hat Südafrika in
Genf ein Generalkonsulat und ist dort ebenfalls mit einer Ständigen Mission
bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen
vertreten.

Ende Juni 1998 waren 8995 Schweizer Bürgerinnen und Bürger in Südafrika
niedergelassen. Es handelt sich mit Abstand um die grösste Schweizer Kolonie
in Afrika. Die Zahl der Ende Juni 1998 in der Schweiz wohnhaften
südafrikanischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger betrug rund 1200.

3.	Beitrag der Schweiz zum Reform- und Demokratisierungsprozess in
Südafrika

Mit ihrem "Programm der positiven Massnahmen" hat die Schweiz den Durchbruch
zur Demokratie in Südafrika über Jahre gefördert. Von 1986 bis zum Frühjahr
1994 hat sie dafür ca. 50 Mio. Franken aufgebracht. Sie hat dabei u.a. das
historische Treffen in Dakar im Jahre 1987 zwischen Vertretern des ANC und der
südafrikanischen Wirtschaft mitfinanziert. Im Dezember 1993, in einer der
entscheidenden Phasen der südafrikanischen Auseinandersetzungen für die
Uebergangsverfassung, beherbergte sie, in Zusammenarbeit mit dem "Institut für
Föderalismus" der Universität Freiburg, Verfassungsgespräche zwischen
Vertretern des ANC und der Afrikaner Volksfront, welche einen wichtigen
Beitrag für einen Verfassungszusatz leisteten. Auch organisierte sie im Juli
1994 in Interlaken eine erweiterte "Round Table über Verfassungsfragen" unter
Teilnahme von Vertretern aller wichtigen südafrikanischen Parteien. Den
südafrikanischen Wahlprozess unterstützte die Schweiz mit rund 1,7 Mio.
Franken und entsandte 100 Beobachter an die Wahlen vom 26.-29. April 1994.

Nach den ersten demokratischen Wahlen entschied die Schweiz, den
Übergangsprozess in Südafrika und den Aufbau einer demokratischen Gesellschaft
mit einem Sonderprogramm während fünf Jahren zu unterstützen (1995-1999, 80
Mio. Sfr.). Anlässlich der Reise von Bundesrat Cotti nach Südafrika wurde am
14. September 1994 mit der südafrikanischen Regierung ein "Memorandum of
Understanding" über die Entwicklungszusammenarbeit unterzeichnet. Das
Hilfsprogramm der DEZA sieht 60 Mio. Sfr. für den Zeitraum 1995-1999 vor, die
schwergewichtig für Projekte in den Bereichen Demokratisierung/Menschenrechte,
Erziehung und Landfragen/-nutzung eingesetzt werden. Eine geographische
Konzentration erfolgt in der Provinz Eastern Cape, der zweitärmsten des
Landes.

Für einen Teil des Programms erfolgt die Zusammenarbeit mit dem
südafrikanischen Staat im Rahmen des RDP (Reconstruction and Development
Programme). Dazu gehören z.B. die Sanierung von Townships im Grossraum Port
Elizabeth oder nationale Programme zur Stipendienfinanzierung. Andere Projekte
werden in Zusammenarbeit mit Nichtregierungs-organisationen durchgeführt.

Eine der wichtigsten bisherigen Erkenntnisse ist, dass die südafrikanische
Transition ein längerfristiger Prozess ist. Die Konsolidierung der jungen
Demokratie und eine breit abgestützte Entwicklung brauchen Zeit. Aus diesen
Gründen wird die DEZA ihr Sonderprogramm in einer zweiten Phase (2000-2004) in
einem reduzierten Rahmen fortführen. Die Schwerpunktbereiche sowie der
geographische Schwerpunkt im Eastern Cape werden beibehalten.

Weitere 20 Mio. Sfr. stehen für demokratie- und friedensfördernde Massnahmen
zur Verfügung. Dazu gehören Projekte zur Förderung der Demokratisierung am
Arbeitsplatz, die Ausbildung und Unterstützung von Provinzparlamentariern,
eine Medienkampagne zur Bekanntmachung des neuen Verfassungsentwurfs, die
Zuverfügungstellung von Untersuchungsrichtern für die von der Regierung
eingesetzte "Truth and Reconciliation Commission (TRC)" sowie (als erstes
Land) ein Finanzbeitrag zum Präsidialfonds für die Opfer der Apartheid. Die
Schweiz strebt mit Südafrika eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der
Friedensförderung und Konfliktprävention an.

4.	Wirtschaftliche Beziehungen

Die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen sind gut und dürften in Zukunft vom
bilateralen Investitionsschutzabkommen, welches im November 1997 in Kraft
trat, weiter profitieren. Südafrika wurde ferner im März 1997 in die Liste
derjenigen Staaten aufgenommen, welche im Rahmen der allgemeinen
Zollpräferenzen über einen erleichterten Zugang zum Schweizer Markt verfügen.
Mit wenigen Ausnahmen sind alle Industriegüter sowie einzelne Agrarprodukte
von Einfuhrzöllen befreit. Im Juni 1998 wurde schliesslich ein Abkommen über
den Austausch von Stagiaires unterzeichnet, welches jährlich je 50
Berufsleuten einen einjährigen Arbeitsaufenthalt im anderen Land ermöglicht.

Südafrika als mittelgrosser Handelspartner ist der wichtigste Kunde der
Schweiz in Afrika. Das Handelsvolumen betrug 1997 953 Mio. Sfr. Exporten von
558 Mio. Sfr. (1996: 696 Mio. Sfr.) standen Importe von 395 Mio. Sfr. (1996:
360 Mio. Sfr.) gegenüber. Exportiert werden vorwiegend chemische und
pharmazeutische Produkte (ca. 35% der Exporte) sowie Maschinen (30%).
Importiert werden in erster Linie Edelmetalle und Schmuck sowie
landwirtschaftliche Produkte.

Gemäss einer südafrikanischen Studie lag die Schweiz im Zeitraum Mai 1994-1996
an sechster Stelle der ausländischen Investoren (hinter USA, D, GB, Malaysia,
Südkorea) mit einem geschätzten Betrag von über 1 Mia. Rand. Die meisten
grossen Schweizer Firmen sind in Südafrika tätig, u.a. Credit Suisse First
Boston, UBS, Schweizer Rück, Schindler, Novartis, Roche, ABB, Sulzer, Bühler,
Nestlé, Danzas, Kuoni, SGS. Schweizer Firmen beschäftigen gesamthaft rund
25'000 Personen.

Das BAWI unterstützt mit rund 12 Mio. Sfr. die Entwicklung des Privatsektors
und fördert namentlich Unternehmer aus den benachteiligten
Bevölkerungsgruppen. Partner sind lokale Finanzinstitutionen. Bislang laufen
folgende Projekte: Beteiligung an einem Risiko-kapitalfonds für schwarze KMU,
Mitfinanzierung einer Studie über die mögliche Schaffung eines
Finanzierungsmechanismus für KMU im Western Cape, Mitfinanzierung eines
Projekts im Bereich der Berufsausbildung in Zusammenarbeit mit der lokalen
Niederlassung der ABB, Aktivitäten zur Importförderung (in Zusammenarbeit mit
der OSEC) und zur Investitionsförderung (für schweizerische KMU, in
Zusammenarbeit mit SOFI) sowie Beteiligungen an Finanzinstitutionen, welche im
Raum des südlichen Afrika tätig sind.

5. Kulturelle Beziehungen

Die politische Wende hin zur Demokratie durch die im April 1994 abgehaltenen
Neuwahlen hat auch das kulturelle Klima positiv beeinflusst, denn das
Interesse von Schweizer Künstlerinnen und Künstler, sich in Südafrika zu
präsentieren, ist gestiegen.

Mit dem Ziel, die bilateralen kulturellen Kontakte zu intensivieren, hat die
Kulturstiftung Pro Helvetia in Kapstadt in den Räumlichkeiten des
Schweizerischen Konsulats ein Verbindungsbüro (eine sogenannte  "Antenne")
eingerichtet (Leiterin Frau Mirjam Asmal). Die offizielle Eröffnung der
Antenne findet im November 1998 statt. Für diesen Anlass sind gemeinsame
Auftritte und Workshops der Tanzgruppen "Les Nomades" (Vevey) und "Jazzart
Dance Theatre" (Kapstadt) vorgesehen.

Ferner sind für 1998 noch folgende Kulturaktivitäten zu nennen:
Photoausstellung Werner Bischof an der Universität Pretoria (Februar/März);
Workshops und Konzerte mit dem "Prince Albert Primary School Choir"
(Kinderchor) und dem "Swiss Male Choir of Cape Town" (März) sowie die Tournee
der Camarata Lysy aus Gstaad (April).

Die Schweiz offeriert Südafrika im bilateralen Stipendienprogramm jährlich
zwei Hochschulstipendien. Südafrikanische Kunstschaffende können sich auch für
ein Schweizerisches Kunststipendium bewerben.

6.	Hochrangige politische Besuche seit 1994 (Minister bzw. hohe
Persönlichkeiten)

Die politischen Beziehungen der Schweiz mit Südafrika wurden in den letzten
Jahren durch regelmässige Kontakte intensiviert:

Südafrikanische Besuche in der Schweiz

1994 (7.6.)	Arbeitsminister Mboweni trifft Bundesrat Delamuraz anlässlich
		der ILO-Konferenz in Genf
1995	(27.6.)	Offizieller Arbeitsbesuch von Vizepräsident Mbeki in Bern,
Gespräche
		mit den Bundesräten Villiger, Cotti, Delamuraz und Stich
1995 (27./28.6.)	Vizepräsident Mbeki und Handels- und Industrieminister
Manuel nehmen
		am Seminar Europa-Südafrika in Montreux teil, Treffen mit
		Staatssekretär Blankart
1995 (5.7.)	Vizepräsident de Klerk trifft Bundespräsident Villiger und
		Bundesrat Cotti in Genf
1995	(7.9.)	Erzbischof Tutu trifft Bundesrat Cotti in Bern
1995	(3.10.)	Präsident Mandela trifft Bundespräsident Villiger und
Bundesrat
		Cotti in Genf
1995	(6.12.)	Vizefinanzminister Erwin trifft Staatssekretär Blankart in
Bern
1996	(Febr.)	Vizepräsident Mbeki trifft Bundesrat Cotti am WEF in Davos
1997	(Jan.)	Vizepräsident Mbeki trifft die Bundesräte Cotti und Ogi am WEF
in Davos
1997 (3./4.2.)	Präsident Mandela am WEF in Davos
1997 (3.9.)	Offizieller Arbeitsbesuch von Präsident Mandela in Bern
1997 (26.10.)	Handels- und Industrieminister Erwin trifft Staatssekretär
Blankart
		in Genf
1998 (31.1.)	Vizepräsident Mbeki trifft Bundespräsident Cotti am WEF in
Davos
1998 (20.5.)	Präsident Mandela trifft Bundespräsident Cotti im Rahmen des
50jährigen
		Jubiläums der WTO in Genf
1998 (25.5.)	Umwelt- und Tourismusminister Pallo Jordan spricht an der
Nord-Süd
		Konferenz für Nachhaltige Entwicklung in Bern
1998 (15.6.)	Vizeinnenministerin Lindiwe Sisulu unterzeichnet in Bern das
bilaterale
		Stagiaireabkommen

Schweizer Besuche in Südafrika

1994 (10.5.)	Bundespräsident Stich (Amtseinsetzung von Präsident Mandela)
1994	(11.-14.9.)	Bundesrat Cotti
1996	(25.-28.4.)	Bundespräsident Delamuraz (u.a. UNCTAD IX)
1998 (2.-6.8.)	Bundespräsident Cotti