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Erster Rapport des neuen Generalstabschefs

3003 Bern,  15. Januar 1998

Pressemitteilung

Bekenntnis zur sicherheitspolitischen Öffnung -
Erster Rapport des neuen Generalstabschefs

Mit einem ebenso klaren Bekenntnis zur Milizarmee wie zur
sicherheitspolitischen Öffnung der Schweiz und mit einer deutlichen Absage an
Luxuslösungen im Rüstungsbereich hat sich der neue Generalstabschef der Armee,
Korpskommandant Hans-Ulrich Scherrer, zwei Wochen nach seinem Amtsantritt
erstmals öffentlich geäussert.  An einem Rapport vor den rund 1000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Generalstabes in Bern kündigte Scherrer
überdies ein breites Konsultationsverfahren zum Bericht der Strategiekommission
Brunner an; dieser soll im ersten Quartal dem Chef des Departementes für
Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS),  Bundesrat Adolf Ogi,
abgegeben werden. Ogi betonte am Generalstabsrapport seinerseits, dass sich die
Armee angesichts veränderter Bedrohungslage,  massiver Budgetreduktionen und
sinkender Bestände verändern müsse.

Generalstabschef Hans-Ulrich Scherrer stellt den Begriff Gemeinsam über die
Arbeit der kommenden Jahre. Von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
erwartet er Offenheit, gegenseitigen Respekt, Loyalität von oben und unten
sowie Kritikfähigkeit. Mit Blick auf die anstehenden Aufgaben seien aber auch
Einfallsreichtum, Änderungsbereitschaft und die Suche nach unkonventionellen
Lösungen gefragt.

Den Frieden konsolidieren

Die Staatengemeinschaft wolle in Partnerschaft den Frieden in Europa und auf
der Welt konsolidieren, zeigte sich Korpskommandant Scherrer überzeugt. Und:
die Schweiz sei dabei. Mit der Beteiligung am Nato-Programm Partnerschaft für
den Frieden, mit den Gelbmützen in Bosnien, bei der Rüstungskontrolle, mit dem
Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik, mit dem Verbot von Anti-Personenminen,
mit dem geplanten Minenzentrum in Genf. Aufgabe des Generalstabes sei es, die
politischen Vorgaben in all diesen Bereichen umzusetzen und die Führung der
Operationen sicherzustellen.

Spielräume der Neutralitätspolitik nutzen

Der Generalstabschef erinnerte daran, dass die Armee nach wie vor ihren
klassischen Verteidigungsauftrag habe, auch wenn dies aus heutiger Sicht der
unwahrscheinlichste Fall für einen Einsatz sei. Es gelte deshalb, die Armee 95
weiter zu konsolidieren und zu optimieren und ihre Einsatzbereitschaft
sicherzustellen.

Angesichts der Tatsache, dass die internationale Krisen- und
Konfliktbewältigung und die Hilfeleistungen im In- und Ausland immer mehr in
den Vordergrund rückten, müsse sich die Armee jedoch vermehrt auf Beiträge zur
internationalen Kooperation im Ausland einrichten. Es sei klar, dass in diesem
Zusammenhang Fragen zur Neutralität aufgeworfen würden. Für Korpskommandant
Scherrer ist die Neutralität als Grundlage der Schweizer Politik unbestritten;
das Neutralitätsrecht stecke den Rahmen ab. Die Umsetzung der
Neutralitätspolitik hingegen lasse Freiheiten zu. Diesen Handlungsspielraum
gelte es auszunutzen. Konkret stelle sich zum Beispiel die Frage der Bewaffnung
unserer Friedenstruppen zum Selbstschutz.

Scherrer legte ein klares Bekenntnis zur Milizarmee ab. Sie sei ein Teil
unseres gesellschaftlichen Wesens und unseres politischen Systems. Im übrigen
lasse sich die Leistungsfähigkeit der Milizarmee durchaus mit einem Profisystem
messen, erklärte der ehemalige Kommandant der Felddivision 7.

Breite Konsultation

Zum Bericht der  Strategiekommission Brunner, der im ersten Quartal
veröffentlicht werden soll, meinte der Generalstabschef, dieser sei weder ein
sicherheitspolitischer Bericht noch ein Armeeleitbild, sondern eine
sicherheitspolitische Lageanalyse, der er mit grossem Interesse entgegensehe.
Der Brunner-Bericht werde in eine mehrmonatige, breit abgestützte Konsultation
gehen.

Mit Blick auf die immer knapper werdenden Finanzen verlangte Scherrer, dass aus
jedem Franken noch mehr herausgeholt werden müsse. Luxuslösungen werde es nicht
mehr geben, Swissification könnten wir uns nicht mehr leisten. Rüstungsgüter
müssten ab Stange gekauft werden, spezifisch schweizerische Anpassungen lägen
nicht mehr drin.

VBS-Chef Adolf Ogi: Veränderungen müssen kommen

Den zweiten Teil des Generalstabsrapportes nutzte der Chef des VBS, Bundesrat
Adolf Ogi, zu einem sicherheitspolitischen Tour d´horizon. Wie bereits der
Generalstabschef betonte auch Bundesrat Ogi die Notwendigkeit, dass sich die
Armee den veränderten Gegebenheiten anpasst. Er nannte dabei die drei B:
Bedrohung, Budget, Bestände.

Die Bedrohungslage habe sich nach 1989 stark verändert. Heute werde die Armee
nicht mehr daran gemessen, wie sie sich auf den unwahrscheinlichsten Fall
vorbereite, sondern wie sie auf die aktuellen Herausforderungen in den
Bereichen Friedensförderung und Existenzsicherung reagiere. Dazu kämen weitere
massive Budgetkürzungen sowie ein Rückgang der Bestände.

Ogi erklärte, er sehe den nächsten Reformschritten zuversichtlich entgegen, sei
doch in den letzten zwei Jahren in allen Bereichen des Departements ein gutes
Fundament gelegt worden.