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Armee verzichtet mittelfristig auf das Truppenlager Melchtal

3003 Bern, 7. April 1998

Pressemitteilung

Armee verzichtet mittelfristig auf das Truppenlager Melchtal

Die Schweizer Armee verzichtet ab dem Jahr 2003 auf die Nutzung des
traditionsreichen Truppenlagers Melchtal in der Gemeinde Kerns (OW). Der
Liquidationsentscheid ist anfang April 1998 von Generalstabschef Hans-Ulrich
Scherrer getroffen worden und stützt sich zum einen auf den starken Rückgang
der militärischen Belegung, zum andern auf den erheblichen Sanierungsbedarf an
den bis zu 50 Jahre alten Bauten. Die kantonalen und kommunalen Behörden wurden
informiert.  Die Folgen für das Betriebs- und Unterhaltspersonal werden sozial
verträglich geplant und umgesetzt. Das Armeelager für Behinderte kann an einem
anderen Ort weitergeführt werden.

Das Barackenlager Melchtal war 1941/42, mitten im Aktivdienst, als
Militärspital gebaut worden. Es wurde nach dem Krieg zunehmend von Zivilisten
belegt, erstmals 1949 von einer belgischen Ferienkolonie. 1975 fand das erste
Armeelager für Behinderte statt, das seither jährlich bis zu 100 behinderten
Gästen eine Ferienmöglichkeit bietet.

Grosser Sanierungsbedarf

1992 ergaben energetische und bautechnische Analysen und die statische
Überprüfung einen erheblichen Sanierungsbedarf. 1997 erfolgte dann ein
umfassender Bedürfnisnachweis über Nutzung, Bau und Unterhalt. Die
Sanierungsbedürfnisse, namentlich auch der Heizungsanlagen, stehen im
Zusammenhang mit der Vollzugsfrist der Luftreinhalteverordnung (LRV), welche
auf Ende 2002 terminiert ist. Bis dahin kann das Truppenlager im bisherigen
Rahmen weiter betrieben und mit bescheidenem Aufwand unterhalten werden.

Für die Nutzung über das Jahr 2002 hinaus müsste der Vollzug der LRV erstreckt
oder allenfalls der Betrieb des Lagers eingeschränkt werden, z.B. auf
Sommerbetrieb. Der bauliche Zustand beschränkt die Frist bis zu grösseren
Sanierungs- oder Rückbaumassnahmen zusätzlich auf maximal zehn Jahre.

Einer rascheren militärischen Liquidation stehen betriebliche Überlegungen
entgegen. Die Belegungsplanung erstreckt sich auf mindestens zwei Jahre im
voraus, so dass nur mit erheblichen Umtrieben umdisponiert werden könnte.

Truppenbelegungen rückläufig

Der Verzicht auf die militärische Nutzung des Truppenlagers Melchtal hat seinen
Ursprung auch in der Reform Armee 95. Im Zuge dieser Reform wurde die
Spitalabteilung 58, die auf dem Militärspital Melchtal basiert hatte, auf den
1. Januar 1997 aufgelöst. Der Generalstab übertrug die Bauten und Anlagen dem
Bundesamt für Betriebe des Heeres zur Nutzung als Truppenlager.

Durch die Reduktion der Armeebestände und den Wechsel zum zweijährigen
Ausbildungsrhythmus sind die Truppenbelegungen in der ganzen Schweiz
rückläufig. Die Armee verfügt im Raum Obwalden über genügend
Truppenunterkünfte, um auf das Truppenlager Melchtal verzichten zu können.
Dabei sei an das Truppenlager Glaubenberg mit Schiessplatz in unmittelbarer
Nähe und auf die gemeindeigenen Truppenunterkünfte im Tal verwiesen.

Truppenlager steht zum Verkauf

Zur Zeit sind keine neuen militärischen oder zivilen Nutzungsbedürfnisse des
Bundes für das Truppenlager Melchtal absehbar. Es besteht deshalb die Absicht,
die Anlage unter Berücksichtigung der raumplanerischen Aspekte zu verkaufen.
Die Verhandlungen mit potentiellen Interessenten dürften beträchtliche Zeit in
Anspruch nehmen. Die gesamte Anlage umfasst ein Verpflegungsgebäude mit
Grossküche für 1´000 Mahlzeiten, 35 Baracken mit rund 1´000 Betten, eine eigene
Heizzentrale sowie das Grundstück im Halte von 70´300 Quadratmetern.