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Liquidation von Material und Munition

3003 Bern,  27. März 1998

Pressemitteilung

Liquidation von Material und Munition:
Armeereform führt zu grösseren Mengen in kürzerer Zeit

Der Übergang von der Armee 61 zu der um einen Drittel verkleinerten Armee 95
sowie das Optimierungsprogramm PROGRESS, das die Ausserdienststellung von
verschiedenen Waffensystemen beinhaltet, führt in der Schweizer Armee zu einem
Liquidationsbedarf, welcher den courant normal bei weitem übersteigt. Dies hält
die Untergruppe Planung im Generalstab in ihrem Jahresbericht 1997 für die
Liquidation von Material und Munition fest.

Die Liquidation hat sich in den vergangenen Jahren von einem typischen
Verwaltungsproblem nachgeordneter Bedeutung zu einem dynamischen, komplexen und
dementsprechend anforderungsreichen Geschäft gewandelt. Die Desinvestitionen
werden hinsichtlich Planung und Umsetzung ebenso wichtig wie die Investitionen.
Es geht dabei um die Gesamtheit der Massnahmen zur frühzeitigen Erfassung, zur
Auflösung und/oder zu einer anderweitigen Verwendung von auszuscheidenden
Materialbeständen. Dabei sind militärische, ökonomische, ökologische,
gesetzliche und politische Vorgaben zu berücksichtigen.

Liquidation ist im VBS ein gruppenübergreifendes Geschäft: Während der
Generalstab in Zusammenarbeit mit den Partnern des Heeres und der Luftwaffe
bestimmt, was wann zu liquidieren ist, liegt bei der Gruppe Rüstung die
operative Umsetzung und Durchführung der Liquidationen. Um die Effizienz zu
steigern, streben die beteiligten Instanzen eine gemeinsame Informatiklösung
an.

Seit dem 1. Februar 1998 ist in der Untergruppe Logistik des Generalstabes ein
hauptamtlicher Projektleiter mit dem Abbau der überzähligen Vorräte beauftragt.
Bereits am 1. Januar 1998 hat die Gruppe Rüstung in Thun ein Kompetenzzentrum
Liquidation geschaffen, welches für den Verkauf bzw. die Entsorgung von
überzähligem Material verantwortlich ist.

Liquidationserlös 1997: 17,55 Mio Franken

Im Materialbereich wurden im Zeitraum 1992 bis 1997 insgesamt 2120
Liquidationsanträge bearbeitet, 818 davon allein im letzten Jahr. Die
Liquidationsware reicht von ganzen Objekten oder Systemen über Bau- und
Unterbaugruppen bis hin zu einzelnen Ersatzteilen. Rad- und Raupenfahrzeuge
wurden im Berichtsjahr 321 verschreddert, 39 zerlegt, 574 versteigert und 1617
ausserhalb der Versteigerung verkauft. 121 Fahrzeuge wurden im Rahmen von
Unterstützungsprojekten gratis abgegeben.

Der gesamte Liquidationserlös 1997 belief sich auf 17,55 Mio Franken (Armee-
und Betriebsmaterial 9,83 Mio, Fahrzeuge und Ersatzteile 6,77 Mio,
Sanitätsmaterial 0,73 Mio, diverses Material des Festungswachtkorps 0,04 Mio
und Flugmaterial 0,18 Mio.).

Von Teilliquidationen betroffen sind u.a. Saurer 2DM- und Steyr-Lastwagen sowie
Lieferwagen des Typs Pinzgauer und Unimog S. Zur vollständigen Liquidation
freigegeben wurden die 20mm-Fliegerabwehrkanonen 54, das Fliegerabwehrsystem
Bloodhound, 186 nicht kampfwertgesteigert Panzer 68, 29 Kampfflugzeuge Mirage
IIIS sowie die 10,5cm-Haubitzen 46. Es handelt sich dabei um Systeme, die nach
militärischen Kriterien mittelfristig das Ende ihrer Nutzungsdauer erreichen
werden und/oder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Armee
200X keine Verwendung mehr finden. Es wird mit Kosteneinsparungen in
Millionenhöhe gerechnet.

Die Liquidation der Panzer 68 und der Mirage IIIS ab dem Jahr 2000 ist noch
nicht im Detail geplant. Ob überhaupt Kosten anfallen und wenn ja, in welcher
Höhe, hängt primär von den dannzumaligen Schrottpreisen ab. Voraussichtlich
werden einige Panzer an in- und ausländische Museen abgegeben. Das gleiche
trifft für die Mirage IIIS zu.

Gestützt auf einen Entscheid des Chefs VBS wurde Estland im Juli 1997 gratis
mit 100 Geländefahrzeugen Unimog S und diversem Material beliefert. 1998 sollen
Lieferungen mit überzähligem Armeematerial ebenfalls nach Russland, Kasachstan,
Kirgisien, Bulgarien, Rumänien und an verschiedene Hilfsorganisationen
erfolgen. Die entsprechenden Abklärungs- und Bewilligungsverfahren laufen zur
Zeit.

Rund 50´000 Tonnen Munition zu liquidieren - zu neutralen Kosten

Die noch zu liquidierende Munitionsmenge beläuft sich zur Zeit auf 50´400
Tonnen. Die mit Armee 95 zur Liquidation freigewordene Menge betrug 29´700
Tonnen; davon noch zu entsorgen sind 20´600 Tonnen. Aus dem
Optimierungsprogramm PROGRESS fallen zusätzliche 29´800 Tonnen an. Es kann
davon ausgegangen werden, dass diese Menge bis zum Jahr 2004/2005 entsorgt sein
wird. Es ist mit jährlichen Kosten von rund 20 Millionen Franken zu rechnen.
1997 kostete die Entsorgung der Munition 17,9 Mio Franken.

Dank dem Aufbau des Kompetenzzentrums für Liquidation ist es möglich, die
Erlöse aus dem Altmaterialverkauf mit den Liquidationsaufwendungen direkt zu
verrechnen. Das VBS geht davon aus, dass damit die Liquidationskosten für die
Munition aufgefangen werden können.

Seit 1989 sind rund 50´000 Tonnen Munition entsorgt worden, 18 % davon im
Ausland, 78 % in der Schweizerischen Munitionsunternehmung SM und 4 % bei der
schweizerischen Privatindustrie. Die Vergabe der Aufträge erfolgt jeweils unter
Konkurrenz. Bis 1996 wurden Sprengstoffe und Sprengstoffabfälle auf dem Susten
gesprengt oder offen auf der Thuner Allmend verbrannt. Seit 1997 wurde primär
aus Gründen des Umweltschutzes darauf verzichtet. Der Liquidationsstandort
Susten wird nicht mehr benutzt.

Als Folge davon hätte Altmunition vermehrt ins Ausland exportiert werden
müssen. Dank dem Bau der Munitionsentsorgungsanlage Altdorf kann dies vermieden
werden. Die Aufteilung zwischen Ausland, Schweizer Privatindustrie und SM
dürfte deshalb in den kommenden Jahren ähnlich ausfallen wie in der
Vergangenheit.

Die Entsorgung von Munition im Ausland erfolgt hauptsächlich in Deutschland. Es
besteht die Möglichkeit, unter anderem in drei Munitionsentsorgungsunternehmen,
welche sich gegenseitig konkurrenzieren, zu liquidieren. Diese Unternehmungen
entstanden nach dem Zusammenschluss Deutschlands in den neuen Bundesländern.
Die drei Firmen erfüllen bezüglich Umweltschutz und Sicherheit die
entsprechenden schweizerischen und deutschen Anforderungen.