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Bundesrat verabschiedet Voranschlag 1998

3003 Bern, 3. September 1997

Pressemitteilung

Beschlüsse des Bundesrats zu den Rüstungsunternehmen

Bundesrat verabschiedet Voranschlag 1998

Der Bundesrat hat den Voranschlag 1998 der Rüstungsunternehmen des Bundes
verabschiedet. Bei einem Ertrag von 1012,1 Mio. Franken und einem
operationellen Aufwand von 975,9 Mio. Franken wird ein positives Ergebnis von
36,2 Mio. beziehungsweise ein Reingewinn von 28,4 Mio. Franken (Vorjahr: 15,5
Mio.) erwartet. Die markante Verbesserung gegenüber 1997 wird auf
Rationalisierungsmassnahmen und auf das Unterhaltsgeschäft zurückgeführt. Für
das Kooperationsprojekt der SM Wimmis mit der deutschen Rheinmetall Industrie
AG für den Bereich Nitrocellulose und Treibladungspulver wird ein
Verpflichtungskredit von 33 Mio. Franken beantragt.

Weiter hat der Bundesrat der Amortisation einer Deckungslücke der
Rüstungsunternehmen bei der Pensionskasse zugestimmt. Zuhanden des Parlamentes
beantragt er die Herabsetzung des Grundkapitals der Rüstungsunternehmen von
heute 600 auf neu 450 Mio. Franken.

Im Voranschlag für das Jahr 1998 sind keine finanziellen Auswirkungen
berücksichtigt, die sich aus der geplanten Rechtsformänderung ergeben.
Bekanntlich sollen die SE Schweizerische Elektronikunternehmung, die SF
Schweizerische Unternehmung für Flugzeuge und Systeme, die SM Schweizerische
Munitionsunternehmung und die SW Schweizerische Unternehmung für Waffensysteme
- heute unselbständige öffentlich-rechtliche Anstalten des Bundes - in
gemischtwirtschaftliche Aktiengesellschaften des privaten Rechts umgewandelt
werden. Das entsprechende Bundesgesetz befindet sich derzeit in der
parlamentarischen Beratung. Der genaue Zeitpunkt des Übergangs in die neue
Rechtsform war bei der Bearbeitung des Voranschlags noch nicht definitiv
festgelegt.

Erneuter Produktionsrückgang

Im Vergleich zum Vorjahr rechnet der Voranschlag 1998 mit einem Umsatzrückgang
von rund 7 %. Die direkten Bundesaufträge machen noch rund 828 Mio. Franken
aus, davon stammen nicht weniger als 326 Mio. Franken aus dem
Unterhaltsgeschäft, das erstmals 1997 durch die Reform im
EMD-Industriepotential in der Rechnung der Unternehmen wirksam geworden ist. Im
angestammten Bereich der Produktion ist abermals ein Rückgang von über 10 % auf
502 Mio. Franken veranschlagt. Die Verkleinerung der Armeebestände durch die
Reform Armee 95 und die Einsparungen bei den Rüstungsausgaben zeigen Wirkung.

 Seit 1990 insgesamt 2000 Stellen weniger

Auf der Aufwandseite vermindern sich die Personalkosten um nicht weniger als
6,5 %. Seit 1990 wurden in den Rüstungsunternehmen 2000 Stellen abgebaut. Der
für 1998 budgetierte Personalbestand liegt im Durchschnitt rund 200 Stellen
unter dem Vorjahr. Weil 1997 an die Pensionskasse des Bundes (PKB) 200 Mio.
Franken an Deckungskapital zurückgezahlt werden, vermindern sich die
Beitragsleistungen an die PKB überproportional.

96,4 Mio. sollen investiert werden

Die veranschlagten Investitionsausgaben belaufen sich auf 96,4 Mio. und sind
damit um 0,7 Millionen niedriger als das Vorjahresbudget. Davon betreffen 35
Mio. (Vorjahr 32,7 Mio.) mit Objektkrediten beantragte Vorhaben, das heisst
Grossprojekte über 8 Millionen und Beteiligungsvorhaben. Der Zahlungskredit
zulasten des Sammelkredites für Vorhaben unter 8 Mio. beträgt 61,4 Mio. und ist
gegenüber dem Voranschlag des Vorjahres um 3 Mio. niedriger. Die Vorhaben in
dieser Rubrik sind zum überwiegenden Teil Ersatz- und Ergänzungsinvestitionen.
Nebst kleineren Investitionsprojekten gehören dazu auch die Sammelvorhaben für
Kleinobjekte. Von den mit 16,0 Mio. budgetierten Informatikausgaben unter 8
Mio. betreffen 8,6 Mio. die Modernisierung der Informatiksysteme und deren
Anpassung an die neue Organisationsstruktur. Es handelt sich dabei überwiegend
um Software- und Beratungsaufwand (Customizing) an die Systemlieferanten, wobei
die einzelnen Lösungen einheitlich auf das SAP R3 - System ausgerichtet sind.
Die diesbezüglichen Vorhaben belaufen sich auf ein geplantes Total von rund 40
Mio., wovon unter Berücksichtigung der für 1998 veranschlagten Ausgaben am Ende
des Budgetjahres 38,4 Mio. beansprucht sein werden.

33 Mio. für das Kooperationsprojekt Wimmis/Aschau

Beantragt wird mit dem Voranschlag 1998 auch ein Verpflichtungskredit von 33
Mio. Franken für die Kooperation zwischen der SM Schweizerische
Munitionsunternehmung und der Rheinmetall Industrie AG (RHI), Düsseldorf, zur
Gründung einer gemeinsamen Unternehmung mit gegenseitiger Beteiligung der RHI,
bzw. der SM am Geschäftsbereich Pulver & Ladungen, Wimmis, Schweiz,
beziehungsweise der WNC Nitrochemie GmbH, Aschau, Deutschland.

Die internationalen Rahmenbedingungen für die Rüstungsunternehmen sind geprägt
durch Auftragsrückgänge, vor allem als Folge der Verkleinerung der Armeen und
der Kürzungen der nationalen Verteidigungshaushalte. Dieser Trend wird sich in
den nächsten Jahren voraussichtlich fortsetzen, bevor sich die
Rüstungsproduktion auf einem tieferen Niveau stabilisiert.

Bei den Rüstungsunternehmen ist als Folge dieser Entwicklung in den letzten
Jahren weltweit eine Konzentration festzustellen. Einerseits werden Firmen
aufgekauft, um durch anschliessende Betriebsschliessungen Überkapazitäten
abzubauen und Konkurrenten auszuschalten. Andererseits schliessen sich Firmen
über nationale Grenzen hinweg zusammen, um das Know-how in Entwicklung und
Produktion zu fokussieren, Synergien besser zu nutzen und gemeinsam eine
stärkere Marktposition zu erlangen. Es ist absehbar, dass sich dieser Prozess
in den nächsten Jahren fortsetzen und wahrscheinlich noch verstärken wird.

Bessere Marktchancen

Der Geschäftsbereich Pulver & Ladungen der SM stellt in Wimmis Nitrocellulose,
Treibladungspulver und verbrennbare Hülsen her. An diesem Standort werden rund
200 Personen beschäftigt. 1996 wurde ein Umsatz von 40 Millionen Franken
erzielt. Um den Anforderungen der Arbeitssicherheit, der Arbeitsplatzhygiene
und des Umweltschutzes zu genügen, werden in Wimmis in den Jahren 1991 bis 2000
rund 100 Mio. Franken in neue Anlagen investiert. Da das Absatzpotential
beschränkt ist und infolge des abnehmenden Armeebedarfes noch weiter
zurückgehen wird, haben Amortisation und Verzinsung dieser beträchtlichen
Investitionen eine Verteuerung der Produktionskosten zur Folge, welche die
Konkurrenzfähigkeit des Betriebes negativ beeinflussen.

Durch eine Kooperation mit der Rheinmetall Industrie AG bzw. deren
Tochtergesellschaft WNC Nitrochemie GmbH, Aschau, Deutschland, lässt sich das
Abnahmepotential für die Produkte der SM Wimmis bedeutend erweitern und die
Aussichten für die Erschliessung zusätzlicher Märkte verbessern.

Die WNC Nitrochemie GmbH stellt im wehrtechnischen Bereich Nitrocellulose,
Treibladungspulver, verbrennbare Hülsen und im zivilen Bereich chemische
Zwischenprodukte her. Das Unternehmen beschäftigt rund 540 Mitarbeiter und
erzielte 1996 einen Umsatz von rund 100 Millionen DM. Um die Produktion im
bisherigen Rahmen aufrecht erhalten zu können, müsste das Unternehmen in der
Nitrocellulose- und Treibladungspulverproduktion in den nächsten Jahren
erhebliche Investitionen tätigen, welche zu einer wesentlichen Verteuerung der
Produkte führen würden.

Sicherung des Standortes Wimmis

Die beantragte Kooperation sieht im wesentlichen vor, dass die gesamte
Nitrocellulose-Produktion sowie die Herstellung einbasigen Treibladungspulvers
in Wimmis erfolgen würde, während die Fabrikation mehrbasigen
Treibladungspulvers in Aschau konzentriert wird.

Mit dieser Zweckrichtung sind im einzelnen folgende Massnahmen beabsichtigt:

· Gründung einer Firma nach schweizerischem Recht mit Sitz in Wimmis, Schweiz,
in welche Aktiven und Passiven des Geschäftsbereiches Pulver & Ladungen der SM
Schweizerische Munitionsunternehmung sowie Teile der Zentralbereiche der SM
eingebracht werden. An dieser Gesellschaft beteiligt sich die Rheinmetall
Industrie AG mehrheitlich, während die SM eine massgebliche Minderheit behält.
· Gründung der Aschau GmbH (Arbeitstitel), einer Firma nach deutschem Recht mit
Sitz in Aschau, Deutschland, hervorgehend aus der heutigen WNC Nitrochemie
GmbH, einer Tochter der Rheinmetall Industrie AG. An dieser Gesellschaft
erwirbt die SM von der Rheinmetall Industrie AG eine massgebliche
Minderheitsbeteiligung.
· Gründung der gemeinsamen Management AG , einer Firma nach schweizerischem
Recht mit Sitz in Wimmis, Schweiz, zur Führung der beiden
Betriebsgesellschaften in Wimmis und in Aschau durch die SM und die Rheinmetall
Industrie AG mit je ungefähr hälftiger Beteiligung.

Für den Standort Wimmis ergibt sich eine wesentliche Verbesserung der
Auslastung der neu erstellten Produktionsanlagen. Der heutige Personalbestand
kann damit mittelfristig in etwa gehalten werden. Es ist zu erwarten, dass sich
die Marktposition und damit die Zukunftsaussichten, das heisst die Sicherung
des heutigen Geschäftsbereiches Pulver & Ladungen der SM durch die Anbindung an
einen international starken Partner, die Rheinmetall Industrie AG, massgeblich
verbessert.

Da die Verhandlungen zum Zeitpunkt der Erstellung des Voranschlages noch im
Gange sind und insbesondere die Bewertung der betroffenen Firmen und
einzubringenden Vermögensteile noch nicht endgültig feststehen, stützt sich der
beantragte Verpflichtungskredit zum Teil auf Schätzungen. Durch die
Konzentration der Herstellung mehrbasigen Treibladungspulvers in Aschau werden
die bisher am Standort Wimmis dieser Produktion dienenden Anlagen stillgelegt
und ausserordentlich abgeschrieben. Es handelt sich dabei um schon länger
bestehende Anlagen, die nicht im Rahmen des erwähnten Investitionsprogrammes
erstellt worden sind.

Der beantragte Verpflichtungskredit für das Kooperationsprojekt umfasst die
Sacheinlagen (20 Mio.), den einmaligen Sonderaufwand von 12,9 Mio. und die
anteilmässige Barliberierung des Aktienkapitals der Management AG von 100 000
Franken. Der Sonderaufwand und die Barliberierung (13 Mio.) werden
ausgabenwirksam.

Kooperation im Bereich Flugzeugunterhalt

Die SF Schweizerische Unternehmung für Flugzeuge und Systeme (Emmen)
beabsichtigt, sich am Aktienkapital einer privaten Gesellschaft, welche sich
mit dem Unterhalt von Flugzeugen befasst, minderheitlich zu beteiligen.
Zusätzlich zu dieser Beteiligung, die maximal 400 000 Franken beträgt, würde
dieser Firma ein Darlehen von Fr. 300 000 gewährt. Beantragt wird ein
Verpflichtungskredit im Betrage von Fr. 700 000 für dieses Vorhaben.

Beteiligung bei der Batrec AG

Am Aktienkapital der Batrec AG von 12 Mio. Franken - sie betreibt am Standort
Wimmis eine Batterie-Recyclinganlage -, ist die SM Schweiz.
Munitionsunternehmung mit 3,1 Mio. Franken beteiligt. Der Recycling-Markt ist
starken Veränderungen, insbesondere wegen Überkapazitäten, ausgesetzt, die
allenfalls eine Anpassung der Finanzstrukturen zur Folge haben. Die SM will
sich allenfalls im Umfang von 1 Mio. an solchen Massnahmen beteiligen.
Beantragt wird ein Verpflichtungskredit in gleicher Höhe.

Projekt Intermedia

Auf der Basis eines Joint Ventures will die SE Schweiz. Elektronikunternehmung
im Bereich ihrer Aktivitäten Multimedia für Marketing und computerunterstützte
Ausbildung mit der Werbeagentur EURO RSCG Switzerland kooperieren und ein
Gemeinschaftsunternehmen gründen mit Sitz in Bern. Die SE übernimmt dabei eine
Mehrheitsbeteiligung. Beantragt wird für dieses Projekt ein
Verpflichtungskredit von 800 000 Franken.

Schliessung der Deckungslücke bei der Pensionskasse

Der Bundesrat hat weiter der Amortisation einer Deckungslücke der
Rüstungsunternehmen bei der Pensionskasse des Bundes (PKB) von 200 Mio. Franken
zulasten der Rechnung 1997 zugestimmt.

Herabsetzung des Grundkapitals

Der vor einer Woche vom Bundesrat bewilligte Transfer der Liegenschaften und
mobilen Anlagen sowie die Schliessung der Deckungslücke bei der PKB führen
dazu, dass das Grundkapital der Rüstungsunternehmen von derzeit 600 auf 450
Mio. Franken herabgesetzt werden muss. Dieser Beschluss wird dem Parlament mit
dem 2. Nachtrag zum Voranschlag 1997 unterbreitet werden.

	EIDGENÖSSISCHES MILITÄRDEPARTEMENT
	Information

Für Rückfragen:	Urs Kiener, Stv Finanzchef der Industrieunternehmen der Gruppe
Rüstung, 031 324 58 15

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