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Dritte Offerte eingefordert

Pressemitteilung vom 20. Juni 1997

Evaluation des Luftraumüberwachungs- und Einsatzleit-systems Florako

Dritte Offerte eingefordert

Um ein möglichst optimales Preis-Leistungsverhältnis zu erzielen, hat die
Gruppe Rüstung im EMD die beiden bisherigen Konkurrenten in der Evaluation des
Florako-Systems aufgefordert, eine gemeinsame Offerte einzureichen. Die
fristgerecht im April eingegangenen Offerten der beiden Konsortien unter
Führung der Firmen Thomson und Hughes behalten ihre Gültigkeit. Die neue
Offerte soll für ein gemeinsames System eingereicht werden, das Elemente beider
Konsortien vereinigt. Die Firmen Thomson und Hughes arbeiten im Rahmen eines
analogen Nato-Projektes bereits zusammen. Die Beschaffung des Florako-Systems
soll dem Parlament mit dem Rüstungsprogramm 1998 vorgelegt werden.

Florako soll das seit über 25 Jahren im Einsatz stehende Luftraumüberwachungs-
und Einsatzleitsystem Florida ersetzen, da dieses veraltet ist und heute auch
neue Anforderungen gestellt werden. Mit Florida wird die Luftlageübersicht
erstellt, die zur koordinierten Einsatzleitung aller Luftverteidigungsmittel
der Schweiz (Flugzeuge, Lenkwaffen, Kanonen) und zur Warnung der
Zivilbevölkerung vor Luftangriffen dient. Das geplante neue System Florako hat
grundsätzlich die gleichen Aufgaben. Dazu kommt neu die optimale
Bewirtschaftung des immer dichter belegten Luftraumes bei gleichzeitiger
Gewährleistung der Sicherheit. Zu diesem Zweck soll mit Hilfe von Florako aus
den Flugwegdaten aller verfügbaren zivilen und militärischen Radarquellen eine
gemeinsame zivil-militärische Luftlage erstellt werden, die zivilen und
militärischen Benutzern zur Verfügung steht. Dies wird wesentlich zur Erhöhung
der Flugsicherheit beitragen.

Für die militärische Seite muss Florako die leistungsfähige Luftraumüberwachung
und die Einsatzleitung sicherstellen. Ein solches System hat grundsätzlich
andere, technisch anspruchsvollere Aufgaben zu erfüllen als ein ziviles
Flugsicherungssystem. So insbesondere das Entdecken, Verfolgen und
Identifizieren von nicht kooperativen Flugobjekten sowie die Frühwarnung und
die Führung von Luftverteidigungsmassnahmen. Die militärisch interessierenden
Flugobjekte sind von einem Radar schwerer zu erkennen, da sie sich dagegen mit
verschiedenen Mitteln schützen. Sie senden beispielsweise - im Gegensatz zu
Zivilflugzeugen - keine Identifikationssignale aus, sind relativ klein und
können schnelle, unerwartete Kurswechsel vornehmen. Damit das militärische
System seine Kriegstauglichkeit erfüllt, muss es zudem entsprechend geschützt
sein.

Das Projekt Florako umfasst neue militärische Radars für die bisherigen
Standorte, ein rechnergestützes Radarluftlagesystem, ein Kommunikationssystem
und neue Arbeitsstationen für die Einsatzzentralen der Luftwaffe.
Beim Florako-System wird wo immer möglich von fertig entwickelten und in andern
Ländern eingeführten Komponenten ausgegangen. Das Zusammenfügen dieser Teile
zum Gesamtsystem bedingt jedoch Entwicklungs- und Anpassungsarbeiten, so
beispielsweise bei den verschiedenartigen Rechnerprogrammen. Eine Trennung
zwischen Entwicklung und Beschaffung - auf die das EMD bei der
Rüstungsbeschaffung zwecks Minderung des Risikos sonst Gewicht legt - ist bei
Florako wegen der Einmaligkeit des Systems nicht möglich. Jedes derartige
System eines Landes muss in die bestehende Umgebung eingebettet sein und kommt
deshalb nur in einem einzigen landesspezifischen Exemplar zur Ausführung. Einer
abgeschlossenen Entwicklung kann keine Seriefabrikation nachfolgen. Die
gegenüber dem üblichen Vorgehen fehlende Möglichkeit, das Florako-Gesamtsystem
zuerst als Prototyp aufzubauen und zu erproben, birgt zwangsläufig gewisse
Risiken bei der Realisierung.

Nach einer ersten Informationsbeschaffung und Marktabklärungen wurden 1992 fünf
mögliche Generalunternehmer in die Vorevaluation einbezogen. In der
Schlussevaluation standen sich Angebote zweier Firmengruppen unter Führung von
Hughes, USA, und Thomson, Frankreich, gegenüber. Diese bestehen einerseits aus
Hughes Aircraft Company (USA), Siemens Plessey Systems (Grossbritannien) und
Siemens Schweiz AG sowie andrerseits aus Thomson-CSF (Frankreich) und
Oerlikon-Contraves AG.

Im Juni 1996 entschied der Bundesrat, die Beschaffung um ein Jahr ins
Rüstungsprogramm 1998 zu verschieben und vor der endgültigen Typenwahl weitere
Abklärungen vornehmen zu lassen. Die beiden Konkurrenten wurden in der Folge
aufgefordert, überarbeitete Offerten einzureichen. Diese lagen im April 1997
fristgerecht vor und wurden von der Gruppe Rüstung unter Einbezug aller am
Projekt beteiligten Stellen im EMD ausgewertet. Die zusätzliche
Evaluationsrunde ermöglichte einen weiteren Risikoabbau. Gegenüber den
Angeboten von 1996 konnten in mehreren Bereichen teils wesentliche
Verbesserungen erzielt werden. Jede der beiden neuen Offerten weist ihre
spezifischen Vor- und Nachteile auf. Mit der Aufforderung zur Einreichung einer
gemeinsamen Offerte - bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Gültigkeit der
beiden vorliegenden - soll versucht werden, ein möglichst optimales Angebot
bezüglich Preis-Leistungsverhältnis zu erhalten, indem die besten Elemente
beider Angebote vereinigt werden. Die beiden Firmen haben in ersten Gesprächen
ihre grundsätzliche Bereitschaft bekundet, nach Zusammenarbeitsmöglichkeiten zu
suchen. Beide arbeiten im Rahmen eines Nato-Projektes bereits zusammen. Im
Oktober 1996 kündigten sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung die Gründung
einer gemeinsamen Firma zwecks Offertstellung für ein
Nato-Luftraumüberwachungssystem an.

Der Florako-Entscheid soll im Herbst 1997 getroffen werden. Der erste
Beschaffungsschritt in der Grössenordnung von 400-500 Millionen ist mit dem
Rüstungsprogramm 1998 vorgesehen. Der zweite Beschaffungsschritt soll mit einem
späteren Rüstungsprogramm erfolgen.

Für Rückfragen:	Hugo Wermelinger, Informationschef Gruppe Rüstung,
Tel 031 324 60 42

Tel 031