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Jacques Dousse, jüngster Korpskommandant und neuer Chef Heer


Presserohstoff vom 4. Februar 1997

Jacques Dousse, jüngster Korpskommandant und neuer Chef Heer

Miliz festigen - Ausbildung optimieren

Korpskommandant Jacques Dousse, der neue Chef Heer, sieht seine Hauptaufgabe
darin, die Armee 95 zu verwirklichen und zu festigen. Dies betonte er während
seines ersten Rendez-vous mit den Medien in Thun. Er will alles daransetzen,
das Bild der Armee in der Öffentlichkeit zu verbessern.

So jung wie er war noch kein Korpskommandant: Nach nur zwei Jahren als
Brigadier beförderte der Bundesrat Jacques Dousse auf Anfang dieses Jahres
direkt zum Dreisterngeneral. Mit seinen knapp 49 Jahren sieht sich der neue
Chef Heer als Brückenbauer zur Jugend. Aber noch mehr: Als Freiburger, der
viele Jahre als Instruktor auf dem Waffenplatz Thun gearbeitet und zuletzt die
welsche Panzerbrigade 1 geführt hatte, verkörpert er die Rolle des Bindeglieds
zwischen den Sprachregionen. Für Dousse existiert in der Armee kein
Röstigraben.

Dafür existieren in der Öffentlichkeit Bilder über die Armee, die ihm in seiner
neuen Funktion Sorge bereiten. Damit meint er nicht nur das Verhalten und
Auftreten der Militärs im Dienst und auf dem Weg in den Urlaub, wie er an
seinem ersten Rendez-vous mit den Medien in Thun erklärte. Das Bild der Armee
sei jenes, das der Armeeangehörige von seinem Dienst verinnerliche und in das
Zivilleben trage. Rekruten und Soldaten müssten deshalb in Schulen und Kursen
eine motivierende Ausbildung erhalten, über eine gute Ausrüstung, zuverlässiges
Material und leistungsfähige Waffen verfügen und in guten Infrastrukturen
arbeiten.

Die Formel der drei P

Erreichen will der neue Chef Heer dieses positive Bild unter anderem mit seiner
Führungsphilosophie, die er mit der Formel der drei P umschreibt. Diese drei P
stehen für Patron, Professionell und Perfektion. Ein Patron ist für Jacques
Dousse mehr als ein Chef: Er kennt seine Unterstellten, sorgt sich um sie,
ermutigt sie und entscheidet. Professionell ist für den Chef Heer eine Arbeit
dann, wenn sie methodisch vorbereitet, motiviert umgesetzt und systematisch
kontrolliert wird. Und schliesslich fordert er von seinen fast 8000
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie der Miliz, dass sie in ihren
Aktivitäten bestrebt sind, sich an der Perfektion zu orientieren.

Korpskommandant Dousse äusserte sich in Thun auch zum Ausbildungsniveau der
neuen Armee. Für ihn ist es schlicht illusorisch, das Ausbildungsniveau in den
Schulen und Kursen trotz verkürzten Dienstzeiten und längeren Pausen zwischen
den einzelnen Diensten auf dem gleichen Stand zu halten wie vor der
Armeereform. Das Können der Soldaten wird spürbar abnehmen, räumte der Chef
Heer ein. Er unterstrich aber, dass die Kader in den Zwischenjahren ohne WK in
den Taktisch-Technischen Kursen weitergebildet und trainiert würden.

Drittes Gefäss bei erhöhter Bedrohung

Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die Armee heute über drei Ausbildungsge-
fässe verfüge. Das erste Gefäss umfasst die Grundausbildung in den Schulen, das
zweite die Fortbildungsdienste der Truppe, wie Wiederholungskurse oder
Taktisch-Technische Kurse. Das Heer, die vier Armeekorps und die Luftwaffe
realisieren heute diese beiden Gefässe. Erst bei erhöhter Bedrohung kommt das
dritte Gefäss zum Zug; anordnen kann dieses Gefäss der Bundesrat. Auch die
legendäre amerikanische
Nationalgarde habe drei Monate Ausbildung in der Wüste gebraucht, um im
Golfkrieg kampffähig zu sein. Für Dousse ist dies der Beweis, dass die
Kampffähigkeit von Armeen in Friedenszeiten immer nur relativ sei.

Momentan sieht sich der neue Korpskommandant vor allem als Beobachter an der
Spitze des Heeres. Allerdings will er sofort die Optimierungsmassnahmen für die
Armee 95 umsetzen. Zudem kündigte er an, für das Heer eine Strategie für die
nächsten fünf Jahre auszuarbeiten. Eine Strategie, die uns erlauben wird, die
Fortschritte zu messen und die Mängel zu korrigieren, sagte Dousse. Wenig hält
er in den nächsten Jahren von grossen Veränderungen für die Miliz. Im Gegenteil
müsse sich das Milizsystem festigen, um daraus Stabilität entwickeln zu können.
Denn trotz Mängeln ist die Reform gesamthaft positiv, so der neue Chef Heer.

Weniger Führungsfehler

Oberst i Gst Roland Beck, der Ausbildungschef der Mechanisierten und Leichten
Truppen (MLT), knüpfte anschliessend an die Vorteile der Reform an. So bilde in
den ersten drei Wochen der Rekrutenschule mit dem Zugführer der
bestausgebildete und erfahrenste Mann des Zuges aus. Mancher Führungsfehler von
neuen Korporalen könne so vermieden werden, sagte Beck. Auch seien die
Anfangsschwierigkeiten infolge der Überlappung der Unteroffiziersschule (UOS)
mit den ersten drei RS-Wochen weitgehend überwunden. Die Zugführer werden in
diesen Wochen durch WK-Unteroffiziere unterstützt. Stark bewährt hat sich für
Beck die um zwei Wochen verlängerte Unteroffiziersschule.

Neue Aufklärer-Schule

Beispiele für diese Ausbildung zeigte die neue Aufklärer-UOS 23, geführt von
Schulkommandant Major i Gst Hans Peter Kellerhals. In dieser Schule werden
Kader und Rekruten unter anderem am neuen Aufklärungsfahrzeug 93 ausgebildet.
In der jetzigen UOS werden die Klassen von Stabsadjutanten geführt; der höchste
Unteroffiziersgrad, der vor einem Jahr in der Armee eingeführt wurde.

Für weitere Auskünfte: Kurt Messerli, Stv Informationschef Heer, Tel. 031 324
24 03 oder am 4.2. Natel 077 / 52 33 87

24 03 od