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Klausursitzung des Bundesrates vom 23. Oktober 1996

Klausursitzung des Bundesrates vom 23. Oktober 1996

Voranschlag der SBB, Verwaltungsreform und PTT

Drei Themen standen im Zentrum der Klausursitzung des Bundesrates vom Mittwoch
abend im Landsitz Lohn in Kehrsatz: der Voranschlag der SBB, die
Verwaltungsreform und die Realisierung der PTT-Reform. Wie dies häufig bei
solchen Klausuren der Fall ist, hatte der Bundesrat auch diesmal keine
formellen Entscheide zu treffen.

Voranschlag der SBB

Bevor der Bundesrat die Botschaft über den Voranschlag der SBB für 1997 formell
verabschiedet, möchte er die definitive Haltung des Verwaltungsrates zu den
Massnahmen kennen, mit denen die Personalaufwendungen um 50 Millionen Franken
reduziert werden sollen. Er hat deshalb beschlossen, die Verabschiedung der
Botschaft an das Parlament zu verschieben, damit die Verantwortlichen der SBB
sich dazu äussern können.

Im Rahmen eines dringlichen Sanierungsprogrammes der SBB hatte der Bundesrat am
21. August dieses Jahres beschlossen, dem Begehren des Verwaltungsrates
stattzugeben, wonach eine Einsparung bei den Löhnen in der Grössenordnung von
50 Mio Franken zu erreichen sei, vorab durch eine lineare Lohnkürzung. Zu
diesem Zweck hatte der Bundesrat beschlossen, dem Parlament einen dringlichen
Bundesbeschluss zu beantragen, mit dem der Verwaltungsrat der SBB für einen
beschränkten Zeitraum die Kompetenz erhält, Lohnkürzungen von 1,5 Prozent
vorzunehmen.

An seiner Sitzung vom Mittwoch hat der Bundesrat seinen Entscheid, die
Lohnkosten zu senken, bestätigt.

Gleichzeitig nahm er Kenntnis von der neuen Tatsache, dass die Verantwortlichen
der SBB ihre Konzeption zu ändern gedenken und beabsichtigen, die gleichen
Budgetkürzungen mit andern Massnahmen im Lohnbereich zu verwirklichen als mit
den vorgeschlagenen linearen Kürzungen. Bevor der Bundesrat definitiv
beschliesst, will er, dass der SBB-Verwaltungsrat sich nun in bezug auf die
neuen Lösungen festlegt, die er ins Auge fasst.

Der Bundesrat wird am nächsten Mittwoch endgültig Stellung nehmen.

Verwaltungsreform

Es lag dem Bundesrat daran, mit den Vertretern der Unternehmensberatungsfirma
Arthur Andersen über den Stand der Arbeiten bei der Verwaltungsreform und über
die Absichten der Experten zu diskutieren. Das Gespräch ermöglichte es den
Mitgliedern des Bundesrates, allgemeine Hinweise für die strategischen Ziele zu
geben, damit diese Reform zu einem guten Ende geführt werden kann.

Vor der Sommerpause hatte der Bundesrat beschlossen, in der nächsten Phase der
RR 93 die erwähnte Firma mit der Unterakkordantin mundi für die Durchführung
von Analysen beizuziehen. Die Ergebnisse sollen bis Mitte Dezember dieses
Jahres zu Vorschlägen für die Neugliederung der Departemente führen, damit die
Kriterien der Führbarkeit, des Zusammenhangs der Aufgaben und der politischen
sowie aufwandmässigen Ausgewogenheit besser als heute erfüllt und Einsparungen
erzielt werden können.

An der Klausur ging es darum, über die bisherigen Arbeitsergebnisse der
Analysegruppen, welche neun Tätigkeitsbereiche der Bundesverwaltung einer
vertieften Ueberprüfung unterziehen , zu berichten und Hinweise für die
Erarbeitung der vorgesehenen Gesamtlösungsvarianten zu erhalten. Der Bundesrat
legt dabei Wert auf eine ganzheitliche, vergleichbare Darstellung der beiden
Varianten, welche die Anträge der Umsetzungsgruppen  einbezieht und Aufschluss
über das Verbesserungspotential gibt.

Im Verlauf der Sitzung hatten die Mitglieder des Bundesrates auch die
Gelegenheit, den Experten konkrete Angaben über ihre Prioritäten in folgenden
Bereichen zu machen: die Methoden zur Führung der reorganisierten
Bundesverwaltung, die Kriterien, welche bei der Zusammensetzung der
Departemente zu berücksichtigen sind, sowie die Art und Weise, mit der in
Zukunft neue Strategien erarbeitet und konkretisiert werden sollen.

Die Realisierung der PTT-Reform

Auch wenn die PTT-Reform noch Gegenstand der parlamentarischen Beratung ist,
müssen die beiden Unternehmen Post und Telecom vom 1. Januar 1998 an operativ
sein. Auf dieses Datum hin treten die neuen Rechtserlasse in Kraft. Es ist
deshalb notwendig, dass der Bundesrat schon jetzt die neuen Strukturen
vorbereitet, die sich aufgrund der in den neuen Gesetzen vorgesehenen Trennung
der politischen von der unternehmerischen Verantwortung aufdrängen.

Dieser Vorbereitung widmete sich der Bundesrat gestern abend, indem er eine
erste Aussprache über folgende Bereiche führte: die künftige Eignerstrategie,
die Anforderungsprofile für die Wahl der Verwaltungsräte, die Grundlagen zur
Festlegung der Eröffnungsbilanzen der beiden Unternehmen sowie die Strategie
zur Teilprivatisierung der Telecom AG. Die Aussprache vom Mittwoch abend
vermittelte dem EVED und dem EFD Hinweise für das weitere Vorgehen und für die
Vorbereitung der formellen Entscheide, welche der Bundesrat im Laufe des
nächsten Jahres treffen soll.

Achille Casanova
Vizekanzler

24.10.1996