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Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft

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Information über die Klausursitzung des Bundesrates

Information über die Klausursitzung des Bundesrates
vom 24. Januar 1996

An seiner ersten Klausursitzung des Jahres hat der Bundesrat gestern Mittwoch
eine vertiefte Aussprache über drei wichtige Bereiche geführt: die bilateralen
Verhandlungen mit der EU, die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs und die
Drogenpolitik. Aufgrund der Aussprache konnte der Bundesrat das weitere
Vorgehen in diesen drei Bereichen festlegen.

Bilaterale Verhandlungen mit der EU
Vor der Wiederaufnahme der Verhandlungen nach der Pause zum Jahreswechsel zog
der Bundesrat Bilanz über die bisherigen Resultate und diskutierte das weitere
Vorgehen, um die bilateralen Verhandlungen abschliessen zu können.
Der Bundesrat nahm mit Befriedigung davon Kenntnis, dass die EU bereit ist, die
Verhandlungen fortzuführen, und dass in den Bereichen Forschung, technische
Handelshemnisse, öffentliches Beschaffungswesen und Agrarprodukte positive
Verhandlungsergebnisse erzielt worden sind. Hingegen sind die Ergebnisse in den
Bereichen Land- und Luftverkehr nach Ansicht des Bundesrates noch nicht
zufriedenstellend, während für die EU beim Personenverkehr noch weitere
Fortschritte erzielt werden müssen.Im Rahmen der bestehenden
Verhandlungsmandate gelangte der Bundesrat zum Schluss, dass die Ausarbeitung
von Evolutivklauseln für die drei noch offenen Bereiche eine geeignete Lösung
darstellt, um zu einem Vertragsabschluss mit der EU zu gelangen. Entsprechend
hat er die Verhandlungsdelegationen beauftragt, für beide Seiten akzeptable
Vorschläge für solche Evolutivklauseln auszuarbeiten und die Verhandlungen in
diesem Sinne fortzuführen.

Finanzierung des öffentlichen Verkehrs
Der Bundesrat befasste sich ferner mit den Ergebnissen der Konsultationen mit
den Regierungsparteien,mit verschiedenen Kantonsdelegationen und mit den
interessierten Organisationen über die Investitionen in den öffentlichen
Verkehr und dessen Finanzierung. Diese Konsultationen ermöglichen es noch
nicht, klare Mehrheiten zu erkennen, weder in bezug auf das Bauprogramm noch in
bezug auf die Finanzierungsmodalitäten. Der Bundesrat bestätigte deshalb seine
Absicht, die Zusammenarbeit mit den von den Parteien und den Kantonen
geschaffenen Arbeitsgruppen weiterzuführen, bevor er entscheidet. Die Suche
nach einem breiten Konsens wird den Entscheid bis Anfang April verzögern.

Der Bundesrat diskutierte auch über einen Zwischenbericht zum
Vernehmlassungsverfahren über die Einführung einer leistungsabhängigen
Schwerverkehrsabgabe. Er stellt fest, dass eine solche Abgabe, die in der
Volksabstimmung bekanntlich angenommen worden ist, im Grundsatz nicht
bestritten ist, dass aber deren konkrete Ausgestaltung auf verschiedenste
Widerstände stösst. Er beauftragte deshalb das EVED, konkrete Vorschläge für
das weitere Vorgehen zu unterbreiten, und zwar gleichzeitig mit jenen für die
Finanzierung des öffentlichen Verkehrs. Somit bestätigt der Bundesrat seinen
Willen, diese Abgabe zu verwirklichen.

Drogenprobleme
Die Frage des weiteren Vorgehens in bezug auf die Versuche mit ärztlicher
Verschreibung von Betäubungsmitteln war ebenfalls Gegenstand einer ersten
Diskussion der Landesregierung. Die Verordnung vom 21. Oktober 1992 über die
Förderung der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Drogenprävention und
Verbesserung der Lebensbedingungen Drogenabhängiger ist bis zum 31. Dezember
1996 befristet, und die wissenschaftlichen Untersuchungen liegen erst ungefähr
Mitte 1997 vor. Für den Bundesrat geht es jetzt darum, eine Uebergangslösung zu
finden, um einen Abbruch der therapeutischen Behandlung der Patienten zu
vermeiden und um über die künftige Politik in dieser Frage in Kenntnis aller
erforderlichen Elemente entscheiden zu können. Im Rahmen des
Betäubungsmittelgesetzes wurde das EDI beauftragt, dem Bundesrat Antrag zu
stellen.

Von-Wattenwyl-Gespräche
Im Hinblick auf die nächsten Von-Wattenwyl-Gespräche vom 16. Februar zwischen
einer Delegation des Bundesrats und den Verantwortlichen der vier
Bundesratsparteien legte der Bundesrat die Themen fest. Er wird mit den
Parteien über die Strategie für die Volksabstimmung über das Regierungs- und
Verwaltungsorganisationsgesetz, gegen welches das Referendum ergriffen worden
ist, und die Probleme im Zusammenhang mit dem neuen Krankenversicherungsgesetz
besprechen. Ebenfalls auf dem Programm stehen die Regierungsrichtlinien und der
Finanzplan für die Legislaturperiode 1995-1999, das Vorgehen und der Kalender
in Sachen NEAT, die Drogenbekämpfung und die europäische Integration. Die
Delegation des Bundesrates wird durch Bundespräsident Jean-Pascal Delamuraz
geleitet. Ausserdem gehören ihr die Bundesräte Flavio Cotti und Kaspar
Villiger, Bundesrätin Ruth Dreifuss und Bundesrat Moritz Leuenberger sowie
Bundeskanzler François Couchepin an.

Anfragen der NATO und der OSZE um logistische Unterstützung der Schweiz in
ex-Jugoslawien
Der Bundesrat nahm zur Kenntnis, dass sich die Anfragen der NATO und der OSZE
um logistische Unterstützung der Schweiz für die IFOR-Truppen sowie für die
OSZE-Mission in Bosnien zu Wochenbeginn konkretisiert haben. Im Vordergrund
stehen Bedürfnisse nach Sanitäts-, Genie- und Rettungstruppen im Falle der IFOR
sowie nach Stabselementen zum Aufbau der logistischen Strukturen des
OSZE-Hauptquartiers. Die Schweiz wird diese Anfragen gründlich weiterprüfen,
nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt unseres Milizsystems und unserer
Neutralitätspolitik. EDA und EMD werden dem Bundesrat sobald als möglich einen
Antrag unterbreiten, der den schweizerischen Gegebenheiten Rechnung trägt.

Achille Casanova
Vizekanzler

25.01.96