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Für eine Koppelung von Aufbauhilfe und Rückkehr

Pressemitteilung

Für eine Koppelung von Aufbauhilfe und Rückkehr

Bundesrat Koller erklärt am Flüchtling-Sondertreffen in Genf die Haltung der
Schweiz nach dem Ende des Krieges in Bosnien-Herzegowina

Die Schweiz ist bereit, beim Wiederaufbau Bosnien-Herzegowinas tatkräftig
mitzuhelfen. Der Hilfe steht nach Bundesrat Arnold Koller nichts im Weg,
nachdem Bosnien-Herzegowina sich bereit erklärt hat, ihre ins Ausland
geflüchteten Staatsangehörigen nach Beendigung des Krieges zurückzunehmen. Der
Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) hat diese
Haltung am Dienstag anlässlich des Sondertreffens Humanitarian Issues Working
Group vertreten, zu dem das Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) nach Genf
eingeladen hatte.

Bundesrat Koller teilte ferner mit, dass zumindest ein Teil der
Wiederaufbauhilfe unmittelbar auch den Rückkehrwilligen zugute kommen soll.
Dabei gehe es grundsätzlich nicht um Beiträge an einzelne Personen, sondern um
den Aufbau der Infrastruktur im weitesten Sinn, welche diesen Menschen die
Rückkehr überhaupt erst erlaube. Anerkennend hielt er fest, dass die bosnische
Regierung sich bereits für eine Zurücknahme der eigenen Staatsangehörigen
geäussert habe. Diese völkerrechtskonforme Haltung mache es der Schweiz
leichter, beim Wiederaufbau mitzuwirken.

Humanitäre Tradition

Der Chef des EJPD, der dem UNHCR für die aufopfernde humanitäre Tätigkeit im
Bosnien-Konflikt dankte und die Initiative für eine Rückkehr und Reintegration
begrüsste, betonte, die rasche, unbürokratische Hilfe für bedürftige Menschen
gehöre zur Asylpolitik und zur humanitären Tradition der Schweiz. Wörtlich
führte er dazu aus: Eine solche humanitäre Politik lässt sich auf Dauer aber
nur verfolgen, wenn anderseits diese Menschen wieder in ihre Heimat
zurückgebracht werden können, sobald die Voraussetzungen für die
Schutzgewährung in unserem Land nicht mehr gegeben sind. Nur so erhalten wir
ein Stück Handlungsfreiheit zurück, um wiederum anderen bedrohten und
verfolgten Menschen helfen zu können; denn auch in den westlichen Ländern ist
die Aufnahmekapazität aus den verschiedensten Gründen nicht einfach grenzenlos.

Die bisherige Hilfe in Zahlen

Bundesrat Koller illustrierte die bisherigen Leistungen der Schweiz anhand von
Zahlen. Aus Bosnien-Herzegowina wurden rund 20 000 Kriegsvertriebene
aufgenommen und von diesen mehr als 4000 Personen als Flüchtlinge anerkannt.
12 000 erhielten einen vorübergehenden Schutz und wurden vorläufig aufgenommen.
Weitere 2000 Personen befinden sich im Asylverfahren. Nicht in diesen Zahlen
enthalten sind viele Tausende, die zumindest zeitweilig bei Verwandten und
Bekannten in der Schweiz Aufnahme fanden und deren Anwesenheit zum Teil auch
ausländerrechtlich geregelt wurde. Die Schweiz gehört damit zu den sechs
Staaten, welche die meisten Flüchtlinge und Kriegsvertriebenen aus
Bosnien-Herzegowina aufgenommen haben. Zusätzlich befinden sich in der Schweiz
weitere 23 000 Kriegsvertriebene aus dem ehemaligen Jugoslawien.

Diesen Zahlen entsprechen die hohen finanziellen Aufwendungen. Allein für
Fürsorge und Betreuung von Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien, so der
Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements, habe die Schweiz seit 1992 mehr
als eine Milliarde Franken aufgewendet. Dazu kämen noch die mehr als 145
Millionen, die man seit 1991 für humanitäre Hilfe vor Ort investiert habe.

Für koordinierte Rückkehr

Bundesrat Koller ersuchte das UNHCR, im Strategieplan der Zusammenarbeit mit
den Hauptaufnahmestaaten einen wichtigen Platz einzuräumen. Zwar seien auch
bilaterale Vereinbarungen mit Bosnien-Herzegowina notwendig und nützlich,
solche Abmachungen sollten aber unter den Aufnahmestaaten vorgängig
abgesprochen werden - z.B. koordiniert vom UNHCR.

Der Leiter der Schweizer Delegation vertrat schliesslich die Auffassung, mit
dem Abschluss des Friedensabkommens von Dayton seien keine weiteren
Aufnahmeaktionen mehr nötig.

Der Schweizer Delegation gehörten neben Bundesrat Koller EJPD-Generalsekretär
Armin Walpen, Direktor Urs Scheidegger vom Bundesamt für Flüchtlinge sowie als
Vertreter des EDA Botschafter Urs Ziswiler, Leiter der politischen Abteilung
IV, und Franklin Thévénaz von der Abteilung für humanitäre Hilfe der DEZA an.

16. Januar 1996

EIDGENÖSSISCHES
JUSTIZ- UND POLIZEIDEPARTEMENT
Informations- und Pressedienst