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Bundesrat Koller bei Justizminister Toubon und Innenminister Debré

Pressemitteilung

Bundesrat Koller bei Justizminister Toubon und Innenminister Debré

Besprechungen über Rechtshilfe und polizeiliche Zusammenarbeit in Paris

Bundesrat Arnold Koller, der Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und
Polizeidepartements (EJPD), hat am Freitag in Paris Gespräche mit seinen
französischen Amtskollegen Justizminister Jacques Toubon und Innenminister
Jean-Louis Debré geführt. Zur Debatte stand die französisch-schweizerische
Zusammenarbeit in den Bereichen Recht und Justiz, namentlich die gegenseitige
Rechtshilfe bei der Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Terrorismus.

Im Gespräche zwischen Justizminister Toubon und Bundesrat Koller wurden vor
allem Fragen der Rechtshilfe, der Auslieferung und der Zusammenarbeit innerhalb
der Frankophonie diskutiert. Bei dieser Gelegenheit unterstrichen beide Seiten
die Bedeutung enger und konstanter Beziehungen zwischen Nachbarländern und die
Notwendigkeit, zwischen den Administrationen regelmässige Kontakte aufzubauen.
Sie betonten die Bedeutung des Europäischen Übereinkommens über die Rechtshilfe
in Strafsachen, das als multilaterales Instrument die Schweiz wie Frankreich
verpflichtet, die vorgesehenen Massnahmen, ihrem internationalen Engagement
entsprechend, anzuwenden.

Die Frage, ob in der Praxis der Weg von Ministerium zu Ministerium, wie es die
Konvention für den Normalfall vorsieht, oder eher der für Notfälle vorgesehene
direkte Weg benutzt werden soll, wurde sowohl unter dem Blickwinkel der
unerlässlichen Raschheit des Verfahrens wie auch vom Gesichtspunkt der Rechte
der Justiziabeln (die einer gerichtlichen Beurteilung unterworfen sind) her
erörtert. Minister Toubon und Bundesrat Koller stellten fest, dass es bei der
Anwendung der Dringlichkeitsklausel in den beiden Ländern, gemäss den
Besonderheiten ihrer Rechtssysteme, zu unterschiedlichen Problemen kommen kann.
Sie beschlossen, die Verhandlungen im Hinblick auf ein Zusatzprotokoll zum
Übereinkommen zu beschleunigen und in diesem Rahmen eine Lösung in Betracht zu
ziehen, die einer wirksamen Zusammenarbeit am weitesten entgegen kommt.

Was die Zusammenarbeit innerhalb der Frankophonie betrifft und im Hinblick auf
die bevorstehende Konferenz der frankophonen Justizminister in Kairo vom 30.
Oktober/1. November (an der Justiziminister Toubon und Bundesrat Koller
teilnehmen werden) war man sich einig, dass der Verstärkung der Demokratie und
der Entwicklungshilfe gleichzeitig Priorität einzuräumen sei.

Das Gespräch mit Innenminister Debré gab dem Vorsteher des EJPD Gelegenheit,
die Probleme zu erörtern, die daraus entstehen, dass die Schweiz nicht zur
Schengen-Gruppe gehört, sowie beidseits interessierende Sicherheitsfragen zur
Sprache zu bringen. Innenminister Debré bekräftigte die französischen
Zusicherung, die Schengen-Vereinbarungen würden nur wenig ändern und
pragmatisch angewendet werden. Ferner kam man überein, eine Arbeitsgruppe mit
der Aufgabe zu betrauen, die Möglichkeiten einer noch engeren Zusammenarbeit
konkret zu prüfen. Namentlich soll sie eine Arbeitsteilung bei den
Grenzkontrollen, die Visumspolitik und die Möglichkeiten einer intensiveren
Kooperation bei der Bekämpfung des organisierten Verbrechens studieren. Der
Vorsteher des EJPD wird die Kantone, die gemeinsame Grenzen mit Frankreich
haben, einladen, an diesen Arbeiten teilzunehmen. Schliesslich stellten
Innenminister Debré und Bundesrat Koller fest, dass die zwischenstaatliche
Zusammenarbeit in ihren Kompetenz-bereichen, speziell im Kampf gegen den
Terrorismus, gut funktioniere.

Bundesrat Koller wurde begleitet von EJPD-Generalsekretär Armin Walpen,
Bundespolizei-Chef Urs von Daeniken und Pierre Schmid, dem stellvertretenden
Direktor des Bundesamtes für Polizeiwesen.

28. Oktober 1995

EIDGENÖSSISCHES
JUSTIZ- UND POLIZEIDEPARTEMENT
Informations- und Pressedienst

NB: Am Samstag besteht die Möglichkeit, die CH-Delegation in Paris bis 11 h
wie folgt direkt zu kontaktieren: 0033 1 49 55 67 06