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Sparen ja, aber nicht bei der Ausbildung der Armee

3003 Bern, 7. September 1998

Pressemitteilung

Sparen ja, aber nicht bei der Ausbildung der Armee

Trotz grossem Druck will der Chef Heer, Korpskommandant Jacques Dousse, bei
der Ausbildung der Armee nicht sparen. Dafür kürzt er bei anderen Ausgaben:
Erstmals lagert die Armee Kampfpanzer Leopard und Panzerhaubitzen M 109
ein. Im Oktober beginnt in Rothenburg LU ein Pilotversuch. Sparen will das
Heer aber auch bei den Truppenlagern; die Hälfte dieser Unterkünfte sollen
aufgegeben werden.

Die heutige Bedrohungslage macht es möglich: Nicht mehr die gesamte Armee
muss sofort einsatzbereit sein. Der Generalstab hat deshalb für die
verschiedenen Verbände die materielle Bereitschaft differenziert: "Wir sind
vom System 'alles sofort' zum System 'weniges sofort, einiges später, der
Rest noch später' übergegangen", sagte Divisionär Hansruedi Thalmann,
Unterstabschef Logistik des Generalstabes. Panzer können deshalb für
mehrere Jahre eingelagert werden, ohne dass die Ausbildung in den Schulen
und Kursen darunter leidet. Jede Einheit verfügt nach wie vor über die
notwendige Anzahl Panzer.

Credo für die Ausbildung

Dem Chef Heer, Korpskommandant Jacques Dousse, kommt dieses neue System
gelegen: Indem er Panzer für mehrere Jahre einlagert, spart er Personal-
und Unterhaltskosten. Für ihn ist klar, dass sich die Armee am Sparprozess
der Eidgenossenschaft beteiligt. Aber in einem Bereich will er den Rotstift
nicht ansetzen: in der Ausbildung. "Die Ausbildung darf keinen Schaden
nehmen, weder durch den Wandel noch durch das Sparen", stellte der Chef
Heer sein Credo an einem Medienanlass in Rothenburg LU vor. Die Strategie
des Heeres ist denn auch aufs Sparen ausgerichtet, aber nicht auf Kosten
der Ausbildung. Sowohl beim Personalabbau als auch bei den finanziellen
Einschränkungen ist das Heer nach Jacques Dousse an einer Limite angelangt:
"Das Sparpotential ist ausgeschöpft."

Verbände gewinnen Ausbildungszeit

Dass sich Sparen zugunsten der Ausbildung auswirken kann, legte der
Direktor des Bundesamtes für Betriebe des Heeres (BABHE), Franz Arnold,
dar. Künftig fassen die militärischen Einheiten ihr Material für den
Wiederholungskurs unmittelbar auf oder in der Nähe der Ausbildungsplätze.
Dazu richtet das BABHE bis ins Jahr 2000 in den schweizerischen Zeughäusern
13 Pool- und 11 Aussenpoolstandorte ein. In diesen Pools ist ähnlich einem
zivilen Shopping-Center oder einer Stützpunktfeuerwehr sämtliches Material
erhältlich. "Dank dem neuen System entfallen Reisen durch die halbe Schweiz
vom angestammten Zeughaus auf den Schiessplatz und zurück", betonte Franz
Arnold. Verbände gewinnen so bis zu vier Tage Ausbildungszeit.

Ab Oktober beginnt das BABHE im Armeemotorfahrzeugpark (AMP) Rothenburg LU,
Kampfpanzer Leopard für acht Jahre einzulagern. Später folgt das Einlagern
auch in den AMP's von Bronschhofen SG, Othmarsingen AG und im Filialbetrieb
Grolley FR. Insgesamt sind dafür 148 Kampfpanzer Leopard und 108
Panzerhaubitzen M 109 vorgesehen. Ihnen werden unter anderem die Batterien
ausgebaut. Anschliessend stehen sie in einer Halle bei einer
Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent. Alle zwei Jahre finden Probefahrten statt,
um Stillstandsschäden zu vermeiden. Verschiedene ausländische Armeen lagern
Material für längere Zeit, ohne Schäden zu verzeichnen.

Arbeitsplätze gehen verloren

Mit dem Einlagern dieser Panzer und Panzerhaubitzen spart das BABHE pro
Jahr rund 4 Millionen Franken für den Unterhalt und den Transport. Dadurch
gehen aber weitere 15 Arbeitsplätze verloren. Neben diesen 15 muss das
BABHE bis Ende 2000 noch 240 Arbeitsplätze in den eidgenössischen und
kantonalen Betrieben abbauen. Und ein zusätzlicher Abbau folge mit einer
kleineren Armee auf das Jahr 2000, kündigte Direktor Franz Arnold an. Dies
sei die Kehrseite der veränderten Bedrohungslage und des Spardruckes, der
auf dem Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS)
laste.

So lange wie möglich vom Sparen nichts spüren soll die Truppe, wünscht sich
Oberst im Generalstab René Christen. Dem Kommandanten der
Ausbildungsregionen des Heeres stehen rund 80 Berufsoffiziere und
-unteroffiziere sowie ein Personalpool mit rund 5000 Armeeangehörigen zur
Verfügung. Sie entlasten die Kommandanten der Verbände in den
Kursvorbereitungen, in den Kadervorkursen, aber auch durch die Abgabe von
Übungsanlagen. Immer mehr finden die Dienstleistungen der Truppe in
bundeseigenen Anlagen wie Kasernen und Truppenlagern statt. Heute leisten
die Armeeangehörigen ihre Diensttage bereits zu drei Vierteln in
armeeeigenen Unterkünften, zu Beginn der neunziger Jahre erst rund zur
Hälfte. "Etliche Gemeinden können sich aber mit dieser Massnahme nicht
anfreunden", sagte René Christen,  "vor allem solche, die in ihre
Unterkünfte investiert haben, wären an einer militärischen Belegung
interessiert - und damit auch an Einnahmen."

Verzicht auf die Hälfte der Truppenlager

Auf die Hälfte der rund 300 Truppenlager will das Heer in den kommenden
Jahren verzichten. Dieses Einsparpotential beträgt mehrere Millionen
Franken. In den nächsten Monaten werden die betroffenen Gemeinden über die
Schliessungsabsichten informiert. Vorgesehen für die Truppenlager ist nach
Oberst Christen ein Verkauf, eine Umnutzung oder ein Abriss. Vermehrt
sollen auch zivile Organisationen die Lager mieten können. Dazu haben die
Ausbildungsregionen eigens einen Prospekt mit einer Auswahl der
Truppenlager hergestellt.

EIDG. DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,
BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
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