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Kanton
Bern, reformiert, freisinnig
Geboren 25. Juli 1859 in Bern
Verstorben 1. März 1925 in Bern
1918 Vizekanzler
Sohn eines Oberbibliothekars aus altem Berner Patriziergeschlecht;
Schulen in Bern; Rechtsstudium in Genf, Leipzig und Bern. 1884–1893
Fürsprecherpraxis in Bern; 1891 Ersatzrichter, 1893–1900
Oberrichter. 1899 freisinniger Berner Stadtpräsident. 1903–1917
Mitglied im Berner Kantonsparlament (Präsident 1906); 1908–1918
Ständerat (Präsident der Neutralitätskommission und
der Kommission für die eidgenössische Fabrikgesetzgebung).
Gegen Ende des Ersten Weltkrieges änderten sich die politischen
Verhältnisse: 1918 gewannen die Sozialisten im Berner Stadtrat
und im Stadtparlament die Mehrheit. von Steiger zog es vor, sich
auf den 1. August 1918 zum Vizekanzler wählen zu lassen. |
Die zweite Kampfwahl um den Kanzlerposten
Nach dem Rücktritt von Kanzler Schatzmann
auf Ende 1918 war von Steiger mit vier Monaten Einsatzzeit bereits
der erfahrenste Mann in der Kanzleispitze, weil Vizekanzler Bonzon
seit 1915 für andere Aufgaben freigestellt war. Erstmals forderte
die Konservative Volkspartei, seit 1892 mit einem Sitz im Bundesrat
vertreten, das Kanzleramt. Die Freisinnigen, die noch die Parlamentsmehrheit
besassen, wollten nicht darauf verzichten. Sie hatten in von Steiger
einen ausgewiesenen Verwaltungsfachmann mit Legislativ- und Exekutiverfahrung.
Es kam zum zweiten Mal in der Geschichte der Bundeskanzlei (nach
der Wahl Ringiers 1881) zur Kampfwahl;
der konservative Gegenkandidat, der Solothurner Regierungs- und
Nationalrat Siegfried Hartmann verlor bereits im ersten Wahlgang.
Bei der Bestätigungswahl 1919 erhielt von Steiger bereits praktisch
alle Parlamentsstimmen.
Entflechtung der Sekretariate von Bundesrat
und Parlament
Gleich bei von Steigers Amtsantritt wurde das Bundesgesetz über
die Bundeskanzlei erlassen. Mit von Steiger kamen auch zwei neue
Vizekanzler; einer davon war Robert Käslin.
Die neuen Regelungen entlasteten den Kanzler von der Protokollführung
im Nationalrat, verminderten aber auch die Nähe zwischen Kanzlei
und Nationalrat. Am 1. März 1925 verstarb von Steiger unerwartet
an einem Schlaganfall im Amt.
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