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1803-2003
200 Jahre Bundeskanzlei
Ein Rundgang durch die Geschichte der Bundeskanzlei

 (Alfred Armand) Adolf von Steiger (Kanzler 1919–1925)  
(Alfred Armand) Adolf von Steiger

Kanton Bern, reformiert, freisinnig
Geboren 25. Juli 1859 in Bern
Verstorben 1. März 1925 in Bern
1918 Vizekanzler

Sohn eines Oberbibliothekars aus altem Berner Patriziergeschlecht; Schulen in Bern; Rechtsstudium in Genf, Leipzig und Bern. 1884–1893 Fürsprecherpraxis in Bern; 1891 Ersatzrichter, 1893–1900 Oberrichter. 1899 freisinniger Berner Stadtpräsident. 1903–1917 Mitglied im Berner Kantonsparlament (Präsident 1906); 1908–1918 Ständerat (Präsident der Neutralitätskommission und der Kommission für die eidgenössische Fabrikgesetzgebung). Gegen Ende des Ersten Weltkrieges änderten sich die politischen Verhältnisse: 1918 gewannen die Sozialisten im Berner Stadtrat und im Stadtparlament die Mehrheit. von Steiger zog es vor, sich auf den 1. August 1918 zum Vizekanzler wählen zu lassen.

Die zweite Kampfwahl um den Kanzlerposten
Nach dem Rücktritt von Kanzler Schatzmann auf Ende 1918 war von Steiger mit vier Monaten Einsatzzeit bereits der erfahrenste Mann in der Kanzleispitze, weil Vizekanzler Bonzon seit 1915 für andere Aufgaben freigestellt war. Erstmals forderte die Konservative Volkspartei, seit 1892 mit einem Sitz im Bundesrat vertreten, das Kanzleramt. Die Freisinnigen, die noch die Parlamentsmehrheit besassen, wollten nicht darauf verzichten. Sie hatten in von Steiger einen ausgewiesenen Verwaltungsfachmann mit Legislativ- und Exekutiverfahrung. Es kam zum zweiten Mal in der Geschichte der Bundeskanzlei (nach der Wahl Ringiers 1881) zur Kampfwahl; der konservative Gegenkandidat, der Solothurner Regierungs- und Nationalrat Siegfried Hartmann verlor bereits im ersten Wahlgang. Bei der Bestätigungswahl 1919 erhielt von Steiger bereits praktisch alle Parlamentsstimmen.

Entflechtung der Sekretariate von Bundesrat und Parlament
Gleich bei von Steigers Amtsantritt wurde das Bundesgesetz über die Bundeskanzlei erlassen. Mit von Steiger kamen auch zwei neue Vizekanzler; einer davon war Robert Käslin. Die neuen Regelungen entlasteten den Kanzler von der Protokollführung im Nationalrat, verminderten aber auch die Nähe zwischen Kanzlei und Nationalrat. Am 1. März 1925 verstarb von Steiger unerwartet an einem Schlaganfall im Amt.