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1803-2003
200 Jahre Bundeskanzlei
Ein Rundgang durch die Geschichte der Bundeskanzlei

 Charles Oser (Kanzler 1952–1967)  
Charles Oser

Kanton Basel-Stadt, freisinnig
Geboren 17. Februar 1902 in Sitten
Verstorben 29. März 1994 in Bern
Vizekanzler 1944–1951

Französischsprachiger Bürger von Basel; Gymnasium in Lausanne; Rechtsstudium in Lausanne und Bern; Dr. iur. 1927. 1928 trat Oser als Sekretär-Übersetzer in die Bundeskanzlei ein. 1944 wurde er zum Vizekanzler ernannt.

Die vierte Kampfwahl um den Kanzlerposten
Nach den Nationalratswahlen von 1951 waren die Konservativen (heute: CVP) zur stärksten Fraktion in der Bundesversammlung geworden und hatten die Freisinnigen überflügelt. Sie beanspruchten deshalb nach Leimgrubers Rücktritt wiederum das Kanzleramt und stellten als verwaltungsexternen Kandidaten den Thurgauer Oberrichter Josef Plattner auf. Die Freisinnigen pochten aber erfolgreich auf die mittlerweile traditionelle Beförderung eines Vizekanzlers. Der Sieg des freisinnigen Vizekanzlers Oser in der Kanzlerwahl verärgerte die Konservativen derart, dass sie in der Folge die "Zauberformel" vorbereiteten und 1959 den Sozialdemokraten auf Kosten der Freisinnigen zum zweiten Bundesratssitz verhalfen.

Redaktionelle Eleganz
Auch Oser verzichtete – wie vor ihm Bovet – auf einen zweiten Vizekanzler, da er selbst die Verantwortung für die französischen Texte übernahm. Oser hinterliess seine Spuren weniger als Organisator denn als überaus eleganter französischsprachiger Redaktor. Unter seiner Aegide wurde angesichts des Anwachsens der Rechtsnormen ein Projekt begonnen, dessen Aufbau 1974 unter Bundeskanzler Karl Huber abgeschlossen wurde und das seither laufend nachgeführt wird: Die systematische Rechtssammlung, in welcher im Loseblattsystem stets der geltende Wortlaut der Rechtserlasse nachgesehen werden kann.