Abschiedsfeier von Helmut Hubacher

Bern, 25.09.2020 - Rede von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga anlässlich der Abschiedsfeier von Helmut Hubacher

(Es gilt das gesprochene Wort) 

Lieber Helmut

Du wirst uns nicht mehr schreiben. Du wirst nicht mehr mit uns reden. Es ist vorbei.

Vorbei mit deiner Unterstützung. Vorbei mit deinen klaren Analysen, mit deiner Kritik und deinen Ratschlägen – die für die Partei wertvoll waren, und ebenso für unser Land.

Natürlich haben wir gewusst, dass du älter wirst.

Aber festgestellt haben wir, dass du für uns da warst.

Du brachtest die Dinge auf den Punkt. In den sozialen Medien wärst du zum Top-Influencer geworden – aber da hast du dich rausgehalten.

Du wolltest von Mensch zu Mensch überzeugen. Du hast es uns immer und immer wieder gesagt: Tante Emma und Onkel Fritz müssen es verstehen!

Dein Anspruch war nicht, dass man mit dir einig war. Aber die Menschen sollten verstehen, worum es dir ging. Und damit sie dich verstehen konnten, wolltest auch du die Menschen verstehen. Das war dein Anspruch.

Deshalb hast du deinem Gegenüber zugehört. Interessiert, aufmerksam und mit Respekt.

Lieber Helmut

Die Begegnungen mit dir haben mich geprägt: dein Gwunder für das, was in der Welt und in der Schweiz passierte, deine Anteilnahme am Leben von anderen. Von dir habe ich gelernt, was es bedeutet, dass man sich zuerst eine Meinung bildet, bevor man eine Meinung hat.

Und diese Meinung bildet man sich im Gespräch, in der Begegnung. Wo du warst, wurde diskutiert. Mit dem Kontrolleur im Zug, mit den Passagieren, mit den Menschen am Nebentisch, die du in die Diskussion gezogen hast…  Du hast Menschen zusammengebracht.

Und jetzt bist du nicht mehr da.

Lieber Helmut

Du hast oft gesagt, dass die Nichtwahl von Lilian Uchtenhagen deine grösste Niederlage gewesen sei.

Ja, das war eine Ohrfeige – für Lilian und für alle Frauen im Land. Und es war eine Ohrfeige für dich als Parteipräsident. Aber dieser «Chlapf» hat ALLE Parteien erschüttert.

Und er hat – endlich! – etwas in Gang gebracht: dass die Schweiz ausschliesslich von Männern regiert wird, war keine Selbstverständlichkeit mehr. Es gab den Uchtenhagen-Effekt. Und es gab Jahre später den Brunner-Effekt.

Nächstes Jahr feiern wir 50 Jahre Frauenstimmrecht. Wir werden all jenen die Ehre erweisen, die für unsere Sache gekämpft haben.

Lieber Helmut, ich erweise dir die Ehre schon heute. Für mich gehörst du zu den wichtigsten Vorkämpfern für die politische Gleichstellung. Ohne dich wäre auch ich nicht da, wo ich heute stehe.

Liebe Gret

Wir haben uns ab und zu getroffen. Bei einem Chäs-Chueche auf dem Bärenplatz – zwei Schritte vom Bundeshaus. Das war Helmuts Bühne während 30 Jahren. Ich erinnere mich an die Begegnungen mit euch zwei.

Ihr wart ein Paar seit vielen Jahren – doch die vielen Jahre hatten eurem Interesse aneinander und eurer Diskussionslust nichts anhaben können.

Ihr wart ein Team und daran habt ihr beide keinen Zweifel gelassen.

Ich kann mir vorstellen, wie fest Du Helmut vermisst.

Du hast nicht nur deinen Ehemann verloren, du hast auch deinen Vertrauten und lebenslangen Gesprächs- und Gedankenpartner verloren.

Und jetzt?

Lieber Helmut, was tun wir ohne dich?

Wir tun das, was wir von dir gelernt haben.

Wir geben das Beste für eine bessere und gerechtere Welt.

Wir tun alles, damit alle Menschen die gleichen Chancen haben.

Du hast es bis zum letzten Tag getan.

In deinem letzten Spendenaufruf für die SP hast du geschrieben: «Der Kampf geht weiter. Keine Rede davon, der Wohlstand sei für alle gesichert.»

Und schliesslich arbeiten wir mit und für die nächste Generation.

So wie du. «Die grösste Aufgabe», hast du geschrieben, «wartet mit dem Klimaschutz. Es geht um das Überleben.»

Lieber Helmut

Die SP war deine grosse Liebe.

Die Liebe war gegenseitig.

Sie ging über die Parteigrenzen hinaus.

Die Sozialdemokratische Partei, alle Genossinnen und Genossen, sind in Trauer.

Die ganze Schweiz trauert.


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