Das schreckliche Seebeben vom Stephanstag hat uns alle zutiefst
erschüttert. Zehntausende von Menschen haben ihr Leben verloren, Millionen ihr
Hab' und Gut. Ganze Landstriche wurden völlig verwüstet. Die Katastrophe hatte
apokalyptische Ausmasse. Die Bilder, die seit Tagen um die Welt gehen und die
uns das unermessliche Leid der betroffenen Menschen zeigen, machen zutiefst
betroffen. Im Namen des Bundesrates und der ganzen Schweizer Bevölkerung möchte
ich deshalb den Angehörigen der Opfer mein herzliches Beileid
ausdrücken.
Unsere Anteilnahme gilt gleichermassen den Familien der verunglückten
Schweizerinnen und Schweizer und den in der Schweiz lebenden Menschen aus den
betroffenen Staaten. Wir alle können das Leid nicht aus der Welt schaffen, das
durch diese verheerende Flutkatastrophe ausgelöst wurde. Aber wir fühlen mit den
Menschen in den betroffenen Ländern rund um den Indischen Ozean und mit den
Angehörigen aller Opfer. Und wir können den betroffenen Menschen und Ländern
unsere Solidarität hier in der Schweiz beweisen und unsere Hilfe vor Ort
anbieten.
Ich habe heute Morgen um 10 Uhr den Bundesrat zu einer Telefonkonferenz
zusammengerufen, um die aktuelle Lage zu analysieren und zusätzliche Massnahmen
zu diskutieren. Der Bundesrat unterstützt die Initiative der drei Landeskirchen,
die am 5. Januar um 1630 h im Berner Münster eine nationale Trauerfeier
organisieren. Er wird durch Bundespräsident Samuel Schmid, Bundesrätin Micheline
Calmy-Rey und durch mich selber vertreten sein.
Am gleichen Tag findet eine nationale Spendenaktion statt. Der Bundesrat
dankt der ganzen Bevölkerung für die bisherigen und alle weiteren
Solidaritätsbekundungen. Menschliche Solidarität wollen wir aber auch gegenüber
jenen Menschen in unserem Land beweisen, die von dieser Katastrophe ganz
unmittelbar betroffen sind: Ich denke an die Familien von Schweizer Touristen ,
die ihr Leben verloren haben, aber auch an jene vielen tausend Frauen und Männer
aus den betroffenen Ländern, die in der Schweiz leben und gegenwärtig trauern
oder bange Stunden des Wartens und der Hoffnung erfahren.
Als Zeichen dieser Trauer werden am 5. Januar auf allen Gebäuden der
Eidgenossenschaft die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Die Kantone sind eingeladen,
das Gleiche zu tun.
Der Bundesrat hat
unmittelbar nach der Flutkatastrophe humanitäre Hilfe und Sofortmaßnahmen für
die betroffenen Länder eingeleitet. Wir danken all jenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Krisenstab des
EDA, im Korps für humanitäre Hilfe, bei den Botschaften, Hilfsorganisationen und Reiseveranstaltern in den betroffenen Ländern,
die in den letzten Tagen unermüdlich im Einsatz
standen.
Über die Soforthilfe hinaus wollen wir aber auch den von der
Katastrophe betroffenen Ländern und Regionen helfen. Millionen von Menschen dort
haben alles verloren, und sie brauchen wieder eine Perspektive. Deshalb hat der Bundesrat an der heutigen Telefon-Konferenz auch über
mittel- und längerfristige Hilfe diskutiert. Heute haben wir als dringliche
Massnahme beschlossen, für die sofortige humanitäre Hilfe zusätzliche 25
Millionen Franken zu sprechen. Weiter wird das EDA ein mittel- und langfristiges
Aufbauprogramm vorbereiten und so rasch wie möglich dem Bundesrat die
entsprechende Finanzierung beantragen.
Darüber hinaus werden wir auch die Vereinten Nationen bei der Koordination der gemeinsamen Hilfsanstrengungen aktiv unterstützen. Entsprechend ist die Schweiz bereit, in Zusammenarbeit mit OCHA (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) und den Geberstaaten in Genf eine internationale Hilfskonferenz zu organisieren. Die enormen Schäden, die durch diese wohl grösste Naturkatastrophe seit Menschengedenken ausgelöst worden sind, können nur durch gemeinsame und koordinierte Anstrengungen aller Staaten bewältigt werden.