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Bilanz der EFHK im Aufbauprozess der Fachhochschulen

PRESSEMITTEILUNG / Berne, 17.6.2002

Bilanz der EFHK im Aufbauprozess der Fachhochschulen

Der Aufbau der sieben Fachhochschulen ist eine der zentralen aktuellen
forschungs- und bildungspolitischen Aufgaben der Schweiz und bildet
das eigentlich neue Element im schweizerischen Hochschulnetzwerk. In
ihrem Bericht „Fachhochschulen 2002“ bilanziert die Eidg.
Fachhochschulkommission (EFHK) umfassend die vor sechs Jahren
begonnene Institutionalisierung und den Status quo dieses grossen
Reformwerks im Tertiärbereich. Der Bericht resultiert aus dem Auftrag
des Bundesrates an die EFHK, den Prozess des Kompetenzaufbaus der
Schulen und ihre Integration ins Hochschulnetzwerk Schweiz zu
begleiten. Der Bundesrat hat in seinen Zielvorgaben den Zeitraum
zwischen 1996 und 2003 als Aufbauphase für die Fachhochschulen erklärt
und diesen eine befristete Genehmigung bis Ende 2003 erteilt. Für
deren Erneuerung bildet der Bericht eine wesentliche Grundlage.

Eine der wichtigsten Aufgaben der EFHK ist es, darauf hinzuwirken,
dass die Qualität von Lehre, Weiterbildung, angewandter Forschung und
Entwicklung (aFuE) sowie Dienstleistungen der neuen Fachhochschulen
nationalen und internationalen Ansprüchen genügt. Als Beratungsorgan
des Bundesrates entschied die EFHK deshalb schon sehr früh, den
gesamten Entwicklungsstand und -prozess der Fachhochschulen qualitativ
und quantitativ umfassend zu überprüfen. Die Zielsetzung dieser
Evaluation war eine dreifache: 1. die Ermittlung des Erfüllungsgrades
der vom Bundesrat vorgegebenen Zielsetzungen, 2. die Beurteilung der
Qualität der Fachhochschulen insgesamt und im Einzelnen sowie die
Ableitung eines begründeten Stärken-Schwächen-Profils, 3. die
Darstellung des resultierenden Handlungsbedarfs.

Der dreistufige Evaluationsprozess erstreckte sich auf das ganze Jahr
2001, auf alle sieben Fachhochschulen und auf alle 220 Studiengänge.
In einer ersten Phase (Ende 2000) erarbeiteten die Fachhochschulen
eine Selbstevaluation. Im Anschluss daran (2./3. Quartal 2001) wurde
im Rahmen einer wissenschaftlichen „Swiss Peer Review 2001“
(Begutachtung durch in- und ausländische Fachexperten) die Qualität
der Studiengänge beurteilt. In einem dritten Schritt (4. Quartal 2001)
beurteilte die EFHK schliesslich den Stand der Führungsorganisation,
der Gesamtstrategien, des Qualitätsmanagements und der
Auflagenerfüllung der sieben Fachhochschulen. Diese systematische,
dreiphasige Gesamtbeurteilung der Schulen und ihrer Studiengänge kann
europaweit Neuigkeitswert beanspruchen.

Ergebnisse der Swiss Peer-Review 2001

Da die Qualität der Lehre für die Schulen ein entscheidender
Erfolgsfaktor darstellt,  bildet die unter der wissenschaftlichen
Leitung von Prof. Rolf Dubs durchgeführte „Swiss Peer Review 2001“ zur
Begutachtung aller 220 Studiengänge in den Fachhochschulen ein
Kernstück der Gesamtbeurteilung der Fachhochschulen. Ein wichtiges
Ziel dieser zweiten Phase war die Überprüfung der Qualität in der
Lehre, die Leistungen in der Forschung und den Dienstleistungen. Von
den gesamtschweizerisch 220 durch Peers (nationale und internationale
Expertinnen und Experten) nach einem weltweit anerkannten und
standardisierten Verfahren evaluierten Studiengängen sind 126 (57%)
der Studiengänge qualitativ ohne Beanstandungen geblieben. Bei 67 (30
%) der Studiengänge sind Mängel vorhanden, die Verbesserungen nötig
machen. Bei 27 Studiengängen (12%) wurden erhebliche  Mängel in der
Lehre sowie ungenügende Leistungen in der angewandten Forschung und
bei den Dienstleistungen festgestellt.

Substanzielle Fortschritte im Institutionalisierungsprozess

Der Bericht „Fachhochschulen 2002“ zieht eine positive Gesamtbilanz.
Er zeigt auf, dass bezüglich der Erreichung der bundesrätlichen
Zielsetzungen substanzielle Fortschritte erzielt wurden, allerdings
deutlich langsamer als ursprünglich angestrebt. Die sieben
Fachhochschulen haben sich bildungsgeografisch weitgehend
konsolidiert. Die Qualität der Lehre, des eigentlichen
„Kerngeschäftes“, ist erfreulich, ebenso die Qualität des Lehrkörpers.
Das Qualitätsmanagement ist an allen Schulen eingerichtet, wird aber
noch zu wenig als Führungs- und Optimierungsinstrument eingesetzt. Die
Anstrengungen zur Wahrnehmung des um die Bereiche angewandte Forschung
und Entwicklung, Dienstleistung und Weiterbildung erweiterten
Leistungsauftrages sind beachtlich. Die Fachhochschulen sind auf gutem
Weg, sich vis-à-vis den ETH und kantonalen Universitäten als
gleichwertige Partner zu positionieren.

Mit aller Deutlichkeit legt die Stärken-Schwächen-Analyse der EFHK
jedoch auch dar, dass die Institutionalisierung der Fachhochschulen
ein komplexer, langwieriger und kräftezehrender Prozess ist. Die
Profilierung der Fachhochschulen, namentlich die angestrebte echte
Schwerpunktbildung und Angebotskonzentration erfolgt zu wenig
zielorientiert und zu wenig zügig. Ein Indiz dafür ist beispielsweise
die Tatsache, dass 53% der Studiengänge Studierendenzahlen aufweisen,
die pro Klassenzug unter 20 Personen liegen. Noch nicht
zufriedenstellend gelöst ist auch die thematische Abgrenzung von
Ausbildungs- und Forschungsinhalten innerhalb der Fachhochschulen und
zu den universitären Hochschulen. Die reorganisationsbedingten
Zusatzbelastungen für die Leitungen und Dozierenden der Schulen sind
erheblich und gefährden teils die Wahrnehmung des Primärauftrages.
Umso schwerwiegender ist deshalb die Feststellung, dass die bisherige
Nachwuchs- und Mittelbauförderung noch nicht genügt.

Empfehlungen der Eidg. Fachhochschulkommission

Als problematischstes Element der Fachhochschulentwicklung beurteilt
die EFHK den Faktor ‚Führungs- und Strategieentwicklung‘ inklusive der
heutigen komplizierten, schwerfälligen Organisationsstrukturen in den
Fachhochschulen. Empfohlen wird die rasche Umsetzung der
Strategiepläne, eine Stärkung der Fachbereiche gegenüber den
Standortinteressen und eine konsequente Fokussierung auf deutliche
Ausbildungs- und Forschungsschwerpunkte. Die Umsetzung dieser Faktoren
ist nicht zuletzt notwendig, um einerseits die Gleichwertigkeit zu den
universitären Hochschulen unterstreichen zu können und um andererseits
‚fit für Bologna' zu werden; mit andern Worten: die mit der Schaffung
eines europäischen Hochschulraumes zusammenhängenden Zielvorgaben zu
erfüllen.

Für eine erfolgreiche und zukunftsgerichtete Entwicklung der
Fachhochschulen sind nach Empfehlung der EFHK an den Bundesrat bis zum
Abschluss der Aufbauphase Ende 2003 je Fachhochschule folgende
Arbeiten voranzutreiben: 1. Zügige Umsetzung der Gesamtstrategie unter
Berücksichtigung der Ergebnisse der Swiss Peer Review 2001 mit
gezielter Reduktion der Studiengänge und Konzentration der Standorte.
2. Definition und Umsetzung eines Soll-Portfolios, dessen Ausbildungs-
und Forschungsschwerpunkte den gesamten Leistungsauftrag markant und
verbindlich prägen. 3. Stärkung und Profilierung der Gesamtführung der
Fachhochschulen.

Bericht : http://www.evd.admin.ch/pdf/Gesamtbericht_170602_d.pdf

Auskünfte:
Dr. Heinz Knecht, Präsident Eidg. Fachhochschulkommission (EFHK),
e-mail: knecht@swisscap.com, Tel.: 079 404 36 36 
Prof. Dr. Dres h.c. Rolf Dubs, wissenschaftlicher Leiter Peer Review, e-mail: rolf.dubs@unisg.ch, Tel.: 071 224 26 30
Dr. Margrit Stamm, wissenschaftlicher Leiterin Bericht „Fachhochschulen 2002“, e-mail: stamm@ibf-stamm.ch, Tel.: 062 824 87 27
Helen Stotzer, Bundesamt für Berufsbildung und Technologie, Kommunikation, Tel. 031 322 83 63, e-mail: helen.stotzer@bbt.admin.ch