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Bilanz Waldschäden durch Lothar - Ein Jahr danach: Sturmfolgen gut bewältigt

MEDIENMITTEILUNG

Bilanz Waldschäden durch Lothar

Ein Jahr danach: Sturmfolgen gut bewältigt

Das Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und die Eidgenössische
Forschungsanstalt WSL ziehen ein Jahr nach dem Jahrhundert-Sturm eine
positive Bilanz über die Bewältigung der Lothar-Folgen im Wald. Die
Aufräumarbeiten sind weit fortgeschrit-ten und die Subventionen für
betroffene Waldbesitzer stehen zur Verfügung. Der Holzmarkt hat keinen
dramatischen Preiszerfall erlitten.

Am 26. Dezember 1999 hat der Jahrhundert-Sturm Lothar in der Schweiz grossen
Schaden angerichtet. Er hat auf einer Schadenfläche von rund 46'000 ha über
10 Mio. Bäume geworfen oder gebrochen. Dies entspricht einer Holzmenge von
12.5 Mio. m3. Die Gesamtsumme des Schadens im Wald wird heute auf rund 750
bis 800 Millionen Franken geschätzt. 60 Prozent der Schäden sind im
öffentlichen Wald, 40 Prozent im Privatwald angefallen. Durch den Sturm
kamen 14 Menschen ums Leben, 15 Personen starben bei den Aufräumarbeiten in
den Wäldern.

Stand der Arbeiten

Die Aufräumarbeiten sind weit fortgeschritten: rund 8 Mio. m3 Holz sind
bereits aufgerüstet. Weitere 2 Mio. m3 sollen im Laufe dieses Winters
aufgerüstet werden. Etwa 2.5 Mio. m3 werden im Wald liegengelassen. Auf 600
ha wurden neue Waldreservate vertraglich gesichert. 1.1 Mio. m3 befinden
sich zur Zeit in werterhaltenden Lagern, meist Nassholzlagern.

Holzmarkt

Die hohe Nachfrage nach Holz sowohl im In- als auch im Ausland hat die
mengenmässige Bewältigung der Sturmschäden begünstigt. Allerdings sind die
Preise für Sturmholz (Säge-Rundholz, Fichten und Tannen) rund 30 Prozent
tiefer als im Dezember 1999; eine Normalisierung des Holzmarktes ist erst
für Ende 2001 zu erwarten. Mangels Verarbeitungskapazitäten mussten grosse
Holzmengen roh exportiert werden.

Subventionen

5.5 Mio. m3 des Sturmholzes können kostendeckend aufgerüstet werden. Für die
verbleibenden 4.5 Mio. m3 übernimmt der Bund das entstandene Defizit, sofern
das Aufrüsten gemäss Waldgesetz nötig ist. Er stellt für die Behebung der
Lotharschäden insgesamt 510 Mio. Franken zu Verfügung (davon 125 Mio.
Franken für rückzahlbare Darlehen). 40 bis 50 Prozent der Bundesgelder
fliessen in den Privatwald. Heute sind insgesamt bereits 160 Mio.
ausbezahlt. Mit den Bundessubventionen wird der erlittene Wertverlust im
Wald nicht ausgeglichen. Die private Stiftung "Schweizerischer Fonds für
Hilfe bei nicht versicherbaren Elementarschäden" (Elementarschädenfonds)
stellt zusätzlich schwer betroffenen Privatwaldbesitzern einen Betrag von
insgesamt 40 Millionen Franken zur Verfügung. Davon sind heute bereits 31
Mio. Franken ausbezahlt.

Bilanz

- Die Aufräumarbeiten sind viel weiter fortgeschritten, als erwartet;

- Lothar hat wichtige Impulse zur Förderung des ökologischen Rohstoffes Holz
gegeben. Ein Förderprogramm des Bundesamtes für Energie will die
Energieholznutzung von gegenwärtig jährlich 2.5 Mio. m3 verdoppeln.

- Der Absatz entwickelte sich besser als erwartet. Deshalb fiel der
Holzpreiseinbruch geringer aus als befürchtet.

- Die Subventionen des Bundes reichen aus für die notwendigen Aufräum- und
Wiederherstellungsarbeiten im Wald. Für Privatwaldeigentümer wurden sie
durch den Elementarschäden-fonds um 40 Mio. ergänzt.

- Lothar hat zu Innovationen geführt und erwünschte Entwicklungen
beschleunigt (z.B. Bildung von Waldreservaten, Auslösung wichtiger
Forschungsprojekte).

Handlungsbedarf

- Die Aufräumarbeiten im Wald haben 15 Todesopfer gefordert. 14 davon waren
privat im Wald Arbeitende. Die Sicherheit dieser Personengruppe muss
unbedingt erhöht werden.

- Der Katastrophenartikel des Waldgesetzes wurde mit Lothar zum ersten Mal
einer Bewährungsprobe unterzogen. Der politische Prozess, der dadurch
ausgelöst wurde, war langwierig und kompliziert und kann als
praxisuntauglich bezeichnet werden. Für die Bewältigung künftiger Ereignisse
drängt sich eine Anpassung der Gesetzgebung auf.

- Es muss eine Erhöhung der Holzverarbeitung im Inland angestrebt werden.

- Forschung: Es werden beispielsweise folgende Fragen untersucht: Wie
entwickelt sich der Wald, wenn Sturmholz liegen bleibt? Hängt die Wirkung
des Sturmes mit dem Gesundheitszustand der Bäume zusammen? Wie effizient
sind die staatlichen Massnahmen zur Bewältigung der Sturmschäden? Ziel ist,
Behörden und Waldbesitzer in die Lage zu versetzen, noch rascher und
effizienter reagieren zu können und dadurch die Kosten zu senken.

Meteorologische Ursachen von Lothar

Aus meteorologischer Sicht war der Orkan Lothar ein ausserordentliches
Ereignis. Für seine Entstehung war eine Zentralzyklone über dem Atlantik
verantwortlich. Der Orkan wurde durch eine starke zonale Strömung vom
Atlantik über Mitteleuropa hinweg gesteuert. Die Kombination von hoher
Verlagerungsgeschwindigkeit des Druckgebildes und hohen
Windgeschwindigkeiten auf Grund der grossen Druckunterschiede führte zu
einer sehr starken Böigkeit, die mitentscheidend für die grosse
Schadenwirkung des Orkans war.

Gesamtschaden Lothar

Schadensbereich / Schadensumme in Mio.
Wald 760
Gebäude, Fahrhabe  690
Verkehrsanlagen 170
Elektrizitätsanlagen, Kommunikation,
übrige Wirtschaft 80
Obstbäume, Park- und Gartenbäume 40
Gesamtsumme 1740

Bern/Birmensdorf, 21. Dezember 2000

Bundesamt für Umwelt,   Forschungsanstalt WSL
Wald und Landschaft (BUWAL)  Medien und Information
Informationsdienst

Auskünfte

- Willy Geiger, Vizedirektor BUWAL, Tel. 031 322 24 96
- Werner Schärer, Eidg. Forstdirektor, BUWAL, Tel. 031 324 78 36
- Andrea Semadeni, stv. Eidg. Forstdirektor BUWAL, Tel. 031 324 77 82
- Mario Broggi, Direktor Forschungsanstalt WSL, Tel. 01 739 21 11

Weitere Informationen

- Eine detaillierte Ereignisanalyse erscheint ca. im Februar 2001 in
deutscher Sprache mit französischer und englischer Zusammenfassung. Sie kann
bestellt werden bei: Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF),
Davos, Tel: +41 81 417 01 11, Fax: 417 01 10; e-mail: dok@slf.ch.
- Internet BUWAL: http://www.buwal.ch/forst/lothar/index.htm
- Internet WSL: http://www.wsl.ch/forest/lothar/lothar-de.ehtml