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OECD-Bericht 2000 über die Wirtschaftslage in der Schweiz

PRESSEMITTEILUNG / Bern, 14.12.2000

OECD-Bericht 2000 über die Wirtschaftslage in der Schweiz

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) hat ihren jährlichen Bericht über die Lage der schweizerischen
Wirtschaft ver-öffentlicht.
Ausgangspunkt der Studie ist die kräftige Erholung der Schweizer
Wirtschaft nach einem Jahrzehnt einer sehr mässigen Entwicklung. Dank
stark wachsender Exporte und einer robusten Konsumnachfrage der
privaten Haushalte sei die Wirtschaft auch zu Beginn des laufenden
Jahres mit einem hohen Rhythmus von mehr als 3 Prozent gewachsen. Die
Beschäftigung reagierte rasch auf die beschleunigte
Produktionsausweitung, Konsumentenstimmung und Geschäftsklima
verbesserten sich nachhaltig. Zwar wird der Beschäftigungsfortschritt
gemessen an früheren Aufschwungsphasen als moderat empfunden. Zusammen
mit einer leicht rückläufigen Erwerbsquote habe er dennoch einen
kräftigen Rückgang der Arbeitslosigkeit bewirkt. Mit einer Teuerung
nach Ausklammerung der Oelprodukte unter 1 Prozent bleibe die Schweiz
zudem eines der preisstabilsten Länder der OECD, was nicht zuletzt
einer anhaltenden Lohnmässigung zugeschrieben wird.
Nach Auffassung der OECD wird sich das Wachstum von mehr als 3 Prozent
im Jahr 2000 auf 2 bis 2 1/4 Prozent im Mittel der kommenden beiden
Jahre verlangsamen. Die Arbeitslosigkeit werde auf etwa 1¾ Prozent
fallen. Die Reformen der letzten Jahre hätten die
Sockelarbeitslosigkeit gesenkt und das Wachstumspotenzial der
Wirtschaft deutlich erhöht. Die Teuerung werde sich trotz der
Oelpreishausse kaum beschleunigen. Die bedeutendsten Risiken in ihrer
insgesamt sehr günstigen Einschätzung der Perspektiven sieht die OECD
in der Möglichkeit eines schwächeren Weltwirtschaftswachstums oder
eines erneuten Höhenflugs des Frankens, welche die Exportperspektiven
belasten würden.
Die Ausrichtung der Geldpolitik gewährleiste die Preisstabilität und
begünstige derzeit eine ausgeglichene Entwicklung der Wirtschaft. Der
in jüngerer Zeit im Vergleich zur EZB etwas restriktivere Kurs der SNB
und die Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro hätten dazu
beigetragen, inflationäre Auswirkungen der Importpreis- und
insbesondere der Oelpreishausse einzudämmen. Einer allzu starken
Frankenaufwertung sollte jedoch entgegengehalten werden. Das neue
geldpolitische Konzept der SNB findet im allgemeinen die Zustimmung
der OECD, wobei eine noch weitergehende Transparenz wünschenswert
wäre. In der Budgetpolitik gelte es, nach der unerwartet raschen
Verbesserung der Lage der öffentlichen Finanzen einem neuen
Ueberborden der Ausgaben entgegenzuwirken. Das Instrument der
Schuldenbremse wird positiv aufgenommen. Seine Wirksamkeit werde
indessen entscheidend von der Verlässlichkeit der Prognosen des
Trendwachstums des BIP über den Konjunkturzyklus hinweg bestimmt.
Ein höheres Wachstum der Wirtschaft setzt im Urteil der OECD eine
weitere Verstärkung des Wettbewerbs auf den Produktemärkten voraus.
Die OECD bemängelt insbesondere das Fehlen von Sanktionen im
Wettbewerbsrecht, eine trotz Fortschritten unvollständige
Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes, eine im
internationalen Vergleich langsame Liberalisierung des Strommarktes
sowie eine unzureichende Griffigkeit des Binnenmarktgesetzes. Sicher
werden die Strukturreformen durch die bilateralen Verträge mit der EU
neuen Schwung erhalten. Dabei gelte es insbesondere, eine mögliche
Beeinträchtigung der höheren Arbeitsmarktflexibilität durch die
Anwendung der flankierenden Massnahmen zu verhindern. Im Bereich der
Arbeitsmarktpolitik postuliert die OECD eine Verkürzung der maximalen
Bezugsdauer in der Arbeitslosenversicherung.
Spezialthema des Berichts ist die Herausforderung der
Bevölkerungsalterung. Die Experten kommen zum Schluss, dass die
Schweiz besser als die meisten OECD-Länder in der Lage ist, die
langfristigen budgetären Konsequenzen der demographischen Alterung zu
bewältigen. Dies vor allem dank ihrem auf drei Säulen abgestützten
Konzept der Altersvorsorge, das ein System staatlicher Vorsorge mit
obligatorischer und freiwilliger privater Sparbildung verbinde; dies
aber auch dank der bereits getroffenen Vorkehren zu dessen
längerfristiger Absicherung. Zudem zeitige das System überaus
vorteilhafte Ergebnisse sowohl hinsichtlich der Verringerung der Armut
als auch bezüglich der Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Weitere ergänzende Massnahmen zur langfristigen Sicherung seien aber
unerlässlich. Insbesondere gelte es Sorge zu tragen, dass das
effektive Rentenalter hoch bleibt. Dazu seien die möglichen
Konsequenzen der Flexibilisierung des Rentenalters in der AHV auf die
Neigung zu frühzeitigem Rücktritt im Auge zu behalten, die Lage der
älteren Erwerbstätigen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und -
nötigenfalls - auch eine Anhebung des offiziellen Rentenalters in
Betracht zu ziehen. Wünschbar seien zudem Reformen im Gesundheitswesen
und in den Pflegeprogrammen für die hochbetagte Bevölkerung.

Beilagen:

http://www.evd.admin.ch/InfoFlash/OECD_Bericht_2000_Schweiz.pdf

Auskünfte:
Staatssekretariat für Wirtschaft, Wirtschaftspolitische Grundlagen,
Walter Brodmann, Tel. 031/324 07 92