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Atomspürnasen auf der Suche nach radioaktivem Cäsium

3003 Bern, 25. August 1999

Medieninformation
Messübung der Nationalen Alarmzentrale (NAZ)

Atomspürnasen auf der Suche nach radioaktivem Cäsium

In Buchs im Kanton Aargau fand heute (Mittwoch) eine Messübung der
Nationalen Alarmzentrale (NAZ) statt. Dabei wurde angenommen, dass in der
örtlichen Kehrichtsverbrennungsanlage irrtümlich radioaktives Cäsium
verbrannt wurde. Unter Führung der Fachspezialisten der NAZ waren
Messequipen zahlreicher Organisationen von Bund und Kantonen im Einsatz und
versuchten gemeinsam die supponierte Verstrahlungslage zu erfassen.

Im zweijährigen Zyklus führt die Nationale Alarmzentrale (NAZ) eine
Radioaktivitätsmessübung für die Partner in der Einsatzorganisation für
erhöhte Radioaktivität (EOR) durch. Im Gegensatz zu früheren Übungen wurde
dieses Jahr nicht von einem Unfall in einem schweizerischen Kernkraftwerk
ausgegangen, sondern  es wurde ein Entsorgungsunfall mit einer radioaktiven
Quelle als Unglücksszenario gewählt. Als Vorlage diente dabei ein Unfall im
spanischen Stahlwerk Algeciras im Juni letzten Jahres, als versehentlich
eine Cäsiumquelle eingeschmolzen wurde und danach eine schwachaktive
Radioaktivitätswolke über weite Teile Europas hinwegzog und auch in der
Schweiz zu erhöhten Messwerten führte.

Analog dem damaligen Unfall wurde das Einsatzteam in der NAZ heute Morgen
mit erhöhten Radioaktivitätsdaten konfrontiert. Zuerst galt es mit den
permanenten Messnetzen in der Schweiz die Daten zu analysieren und ein
mögliches Unfallszenario zu konstruieren. Nach rund 1 1/2 Stunden wurden
diverse Messorganisationen aufgeboten mit dem Auftrag Luftproben an ihrem
Standort zu sammeln. Es handelte sich dabei um die kantonalen Messlabors in
den Kantonen Aargau, Basel-Stadt, Bern, Graubünden, Luzern und St. Gallen.
Weitere Messunterlagen wurden von den Spe-ziallaboratorien des Bundes beim
AC Labor in Spiez bei der Sektion Überwachung der Radioaktivität in
Fribourg, beim Paul Scherrer Institut im aargauischen Würenlingen, bei der
Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und
Gewässerschutz in Dübendorf und beim Institut de radiophysique appliquée in
Lausanne eingefordert. Aus der von der Übungsleitung leicht modifizierten
Datenlage zeichnete sich im Laufe des Vormittages ein Schadensplatz im
Kanton Aargau ab.

Die Einsatzleitung bei der NAZ entschied sich in der Folge für das Aufgebot
mobiler Messmittel. Vom Paul Scherrer Institut in Würenlingen wurde ein
Messwagen zum Kernkraftwerk Beznau dirigiert, eine weitere mobile Equipe
wurde vom Kernkraftwerk Mühleberg zur Kehrichtverbrennungsanlage nach Buchs
(AG) beordert. Beide Equipen nahmen Vorort Luft- und Grasproben. Anhand der
fiktiv durch die Übungsleitung eingegeben Daten zeigte sich rasch, dass die
radioaktive Kontamination aus der Kehrichtverbrennungsanlage stammen müsste,
wohlwissend dass sich ein Ereignis wie in Algeciras kaum ereignen könnte. Da
die Datenlage auch eine Kontamination von Personen nicht ausschloss, wurde
beim AC Labor in Spiez zusätzlich ein mobiles Labor angefordert. Dieses ist
mit Ganzkörpermessplätzen ausgerüstet. Ebenfalls aufgeboten wurde ein
Super-Puma Helikopter der Armee mit der Aeroradiometrie-Ausrüstung an Bord.
Mit Hilfe dieser Ausrüstung lässt sich aus der Luft in kurzer Zeit die
Verstrahlungslage über grössere Flächen feststellen.

Die heutige Übung im Kanton Aargau zeigte, dass die Einsatzorganisation bei
erhöhter Radioaktivität nicht nur für einen allfälligen Störfall in einem
Kernkraftwerk gerüstet wäre, sondern auch für kleinere und mittlere
Ereignisse bestens gewappnet ist.

Die Übungsleitung legt im weiteren Wert auf die Feststellung, dass alle
effektiv gemessenen Radioaktivitätswerte innerhalb der langjährigen
Erfahrungsbereiche lagen und nirgends ungewöhnliche Werte festgestellt
wurden.

 EIDGENÖSSISCHES DEPARTEMENT FÜR VERTEIDIGUNG,  BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND SPORT
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