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Bundesrat verschiebt Florako-Beschaffung um ein Jahr

Pressemitteilung vom 4. September 1996

Bundesrat verschiebt Florako-Beschaffung um ein Jahr

Der Bundesrat hat beschlossen, die Beschaffung des zurzeit in Evaluation
ste-henden zukünftigen Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystems Florako der
Schweizer Armee um ein Jahr ins Rüstungsprogramm 1998 zu verschieben. Das
zusätzliche Jahr soll für einen weitergehenden Risikoabbau benützt werden. Der
Bundesrat möchte damit sicherstellen, dass die aus der Adapt-Beschaffung zu
ziehenden Lehren in die Florako-Beschaffung einfliessen. Die beiden
konkurrie-renden Firmengruppen unter Führung von Hughes und Thomson bleiben
weiter-hin im Rennen.

Mit diesem Entscheid trägt der Bundesrat den bei der Beschaffung des zivilen
Flugsiche-rungssystems Adapt der swisscontrol aufgetretenen Problemen Rechnung.
Florako ist ge-genüber Adapt ein eher noch komplexeres und anspruchsvolleres
Vorhaben, welches ins-besondere auch das enge Zusammenwirken der zivilen und
militärischen Luftsicherung gewährleisten muss. Das zusätzliche Jahr soll zu
einer weiteren Vertiefung der Beschaf-fungsgrundlagen und technischen
Spezifikationen und damit zu einem zusätzlichen Risi-koabbau genutzt werden.

Seit über 25 Jahren steht in der Schweiz das Luftraumüberwachungs- und
Einsatzleitsy-stems Florida im Einsatz. Da es veraltet ist und da auch neue
Anforderungen hinzuge-kommen sind, muss es ersetzt werden. Mit Florida wird die
Luftlageübersicht erstellt, wel-che zur koordinierten Einsatzleitung aller
Luftverteidigungsmittel der Schweiz (Flugzeuge, Lenkwaffen, Kanonen) und zur
Warnung der Zivilbevölkerung vor Luftangriffen dient.
Das geplante neue System Florako hat grundsätzlich die gleichen Aufgaben. Dazu
kommt neu die optimale Bewirtschaftung des immer dichter belegten Luftraumes
bei gleichzeiti-ger Gewährleistung der Sicherheit. Zu diesem Zweck wird mit
Hilfe von Florako aus den Flugwegdaten aller verfügbaren zivilen und
militärischen Radarquellen eine gemeinsame Luftlage erstellt. Diese gemeinsame
zivil-militärische Luftlage wird den zivilen und militä-rischen Benutzern zur
Verfügung gestellt, was wesentlich zur Erhöhung der Flugsicherheit beiträgt.

Mit der Erstellung einer gemeinsamen zivil-militärischen Luftlage wird einer
Forderung des revidierten Luftfahrgesetzes und der entsprechenden Verordnung
Rechnung getragen. Das Gesetz hält fest: Die zivilen und militärischen
Flugsicherungsdienste sind entsprechend den Bedürfnissen aufeinander
abzustimmen und, soweit dies betrieblich und technisch sinnvoll ist,
miteinander zu vereinigen.

Die Zusammenarbeit mit der zivilen Flugsicherung swisscontrol ist durch
gegenseitige Vertretungen in den beiden Projektorganisationen Adapt und Florako
und verschiedene Koordinationsgremien sichergestellt.

Für die militärische Seite muss Florako die leistungsfähige
Luftraumüberwachung- und Einsatzleitung sicherstellen. Ein solches System hat
grundsätzlich andere, technisch an-spruchsvollere Aufgaben zu erfüllen als ein
ziviles Flugsicherungssystem. So insbesondere das Entdecken, Verfolgen und
Identifizieren von nicht kooperativen Flugobjekten sowie die Frühwarnung und
die Führung von Luftverteidigungsmassnahmen. Die militärisch in-teressierenden
Flugobjekte sind von einem Radar schwerer zu erkennen, da sie sich dage-gen mit
verschiedenen Mitteln schützen. Sie senden beispielsweise - im Gegensatz zu
Zi-vilflugzeugen - keine Identifikationssignale aus, sind relativ klein und
können schnelle, unerwartete Kurswechsel vornehmen. Ein militärisches System
muss zudem kriegstauglich und entsprechend geschützt sein.

Das Projekt Florako umfasst neue militärische Radars für die bisherigen
Standorte, ein rechnergestützes Radarluftlagesystem, ein Kommunikationssystem
und neue Arbeitsstatio-nen für die Einsatzzentralen der Luftwaffe.

In der Evaluation stehen Angebote zweier Firmengruppen unter Führung von
Hughes, USA, und Thomson, Frankreich. Diese bestehen einerseits aus Hughes
Aircraft Company (USA), Siemens Plessey Systems (Grossbritannien) und Siemens
Schweiz AG sowie andrer-seits aus Thomson-CSF (Frankreich) und
Oerlikon-Contraves AG.

Beim Florako-System wird wo immer möglich von fertig entwickelten und in andern
Län-dern eingeführten Systemsteilen ausgegangen. Das Zusammenfügen dieser Teile
zum Ge-samtsystem bedingt jedoch Entwicklungs- und Anpassungsarbeiten seitens
der Firmen, so beispielsweise bei den verschiedenartigen Rechnerprogrammen.
Eine Trennung zwischen Entwicklung und Beschaffung - auf die das EMD bei der
Rüstungsbeschaffung zwecks Minderung des Risikos sonst Gewicht legt - ist bei
Florako wegen der Einmaligkeit des Systems nicht möglich. Jedes derartige
System eines Landes muss in die bestehende Um-gebung eingebettet sein und kommt
deshalb nur in einem einzigen landesspezifischen Exemplar zur Ausführung. Einer
abgeschlossenen Entwicklung kann keine Seriefabrikation nachfolgen. Die
gegenüber dem üblichen Vorgehen fehlende Möglichkeit, das Florako-Gesamtsystem
zuerst als Prototyp aufzubauen und zu erproben, birgt zwangsläufig gewis-se
Risiken bei der Realisierung.

Der erste Beschaffungsschritt in der Grössenordnung von 400 Millionen ist nun
mit dem Rüstungsprogramm 1998 vorgesehen. Der zweite Beschaffungsschritt im
Umfang von rund 250 Millionen soll mit einem späteren Rüstungsprogramm
anbegehrt werden.

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