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Militärbeobachter-Lehrgang erstmals in der Westschweiz

Keywords : Pressemitteilung, Militärbeobachter-Lehrgang, Westschweiz, Bière,
Ausbildungszentrum, Peacekeeper

(Ti) Militärbeobachter-Lehrgang erstmals in der Westschweiz
(Pressemitteilung vom 10. September 1996)

(Ld) Seit dem 26. August wird in Bière (VD) der fünfte schweizerische
Militärbeobachterkurs durchgeführt, der angehende unbewaffnete
Militärbeobachter auf die Einsätze im Rahmen friedenserhaltender Aktionen
vorbereitet. Am dreiwöchigen Lehrgang nehmen rund 32 Berufs- und Milizoffiziere
aus zwölf Nationen teil. Im Beisein von Regierungsrat Josef Zisyadis,
Militärdirektor des Kantons Waadt, und des Militärattachékorps würdigte
François Godet als Vertreter von EMD-Chef Adolf Ogi die positive Grundhaltung
und die Unterstützung des Kantons Waadt, der Gemeinde Bière wie auch der
Nachbargemeinden für das Ausbildungszentrum der Peacekeeper. Der internationale
Militärbeobachterkurs wird erstmals in der Westschweiz durchgeführt, bis anhin
wurde in Winterthur und Frauenfeld ausgebildet.

(Tx) Auf den ersten Blick möge das Engagement der Schweiz im Bereich
Friedenserhaltende Operationen recht umfangreich erscheinen, doch gemessen an
anderen Staaten nähmen sich unsere Beiträge  immer noch bescheiden aus,
erläuterte Divisionär Markus Rusch, Stellvertreter des Generalstabschefs. Trotz
dieses relativ bescheidenen Engagements habe es die Schweiz aufgrund der hohen
Qualität ihrer Arbeit fertiggebracht, sich im Peacekeeping-Bereich innerhalb
kurzer Zeit ein hohes Ansehen zu verschaffen. Schweizer Militärbeobachter und
Kontingente hielten dabei problemlos auch Vergleichen mit Berufsarmeen stand.
Die Basis für die bisherigen erfolgreichen Einsätze bildeten einerseits eine
angepasste, umfassende Ausrüstung und andererseits eine solide
einsatzspezifische Ausbildung und Einsatzvorbereitung.
	Weil im Sinne der Solidarität hier ein Beitrag zur Befriedung
geleistete werde, sei es augenscheinlich, dass das Ausbildungszentrum Bière
künftig einen hohen Stellenwert einnehme, betonte Divisionär Rusch weiter. Die
Resultate der vermittelten Ausbildung würden im Ausland direkt umgesetzt. Das
hier Vermittelte sei somit eine Visitenkarte der Schweiz. Damit diese
Visitenkarte möglichst positiv ausfalle, brauche es umfassende Anstrengungen,
nicht nur in der Stoffvermittlung, sondern auch eine optimale
Ausbildungsinfrastruktur. In Bière seien die Voraussetzungen ausgezeichnet,
dass durch eine enge Verbindung zwischen den Teilnehmern an
Peacekeeping-Kursen, den zivilen Verantwortlichen und anderen militärischen
Mitbenützern die Synergien optimal genutzt werden könnten.

Bisherige Einsätze und Erfahrungen
Die Schweiz hat sich bis heute in sieben Friedenserhaltend Operationen mit
unbewaffnetem Personal engagiert. Die Einsätze der Sanitätseinheiten zugunsten
der UNO in Namibia und in der Westsahara sind abgeschlossen. Zum gegenwärtigen
Zeitpunkt stehen total 19 Militärbeobachter im Nahen Osten, im ehemaligen
Jugoslawien, in Georgien und in Tadschikistan zugunsten der UNO und eine
logistische Einheit (total 70 Personen) zugunsten der OSZE im Einsatz. Fünf
Offiziere leisten Dienst in der Neutralen Überwachungskommission (NNSC) in
Korea und ein Medical Team (von drei Personen) stellt die medizinische
Versorgung für die UN-Militärbeobachter in Tadschikistan sicher. Die Schweiz
verfügt zur Zeit über rund 100 ausgebildete Militärbeobachter. Diese sind stets
unbewaffnet. Sie werden landläufig als Blaumützen tituliert und gelten als
verlängerter Arm des UN-Sicherheitsrates. Sie können in reinen
Beobachtermissionen oder zusammen mit bewaffneten Kontingenten in gemischten
Friedenstruppen eingesetzt werden.

Bière als Ausbildungszentrum der Peacekeeper
Im Rahmen der Armee 95 wurde Bière als Ausbildungszentrum für
friedenserhaltende Operationen definiert. Hier werden, wie vorher in der
Nordostschweiz (Winterthur, Frauenfeld), Militärbeobachter sowie militärische
Fachspezialisten und Sanitäter für den Einsatz im Rahmen von Kontingenten auf
ihre Mission vorbereitet. Der fünfte Swiss United Nations Military Observer
Course (SUNMOC) findet erstmals im waadtländischen Bière statt. 32 Offiziere
aus zwölf Nationen lassen sich im Waadtland während drei Wochen von Schweizer
und internationalen Instruktoren zu Militärbeobachtern (UNMO) ausbilden. Das
Kurskommando hat Major Gerhard Ryser von der Abteilung Friedenserhaltende
Operationen im Generalstab.
	Auf diesem Waffenplatz können Synergien mit der Artillerie und der
Mechanisierten Infanterie bei der Gestaltung von möglichst realitätsnahen
Übungen genutzt werden. Weiter ist in Bière in der Dezentralen Service-Einheit
(DSE) das Spezialmaterial für Einsätze bei friedenserhaltenden Operationen
eingelagert. Das Gros dieses Materials befindet sich nun im Gelbmützeneinsatz
zugunsten der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)
in Bosnien-Herzegovina. Betreut werden Ausbildung und Zentrum von der Abteilung
Friedenserhaltende Operationen in der Untergruppe Operationen des Generalstabs.

Peacekeeping im Militärgesetz geregelt
Der Begriff Peace-keeping Operations wie auch Observer Missions werden in der
UNO-Charta nicht explizit erwähnt, gelten aber seit Jahren als ungeschriebenes
Kapitel 6 1/2. Das Fehlen einer präzisen rechtlichen Grundlage wird von Gegnern
gerne als Argument gegen friedenserhaltende Aktionen vorgebracht, erlaubt aber
andererseits eine flexible und massgeschneiderte Auslegung bezüglich der
Einsatzgrundsätze.
	Ganz anders als in der UNO-Charta ist im Schweizer Militärgesetz(MG),
Artikel 1, Absatz 3, der Peacekeeping-Auftrag klar umschrieben:

Im Rahmen ihres Auftrages hat die Armee zudem: c. friedensfördernde Beiträge im
internationalen Rahmen zu leisten.

Für zusätzliche Auskünfte: Urs Peter Stebler, Informationschef Generalstab,
Tel. 031 324 52 17

Tel. 031